Vorbild: Die Gebrüder Horten waren seit Beginn der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts auf dem Gebiet der Nurflügelflugzeuge aktiv. Die Entwicklung von motorgetriebenen Nurflüglern wurde durch das Reichsluftfahrtministerium (RLM) unterstützt und die beiden Brüder arbeiteten in einem Sonderkommando der Luftwaffe. Zwei Wendepunkte des WK II gaben den Anstoß für die Entwicklung der Horten IX (später Go 229). Es war zum einem im Osten die Niederlage bei Stalingrad und zum anderen der Beginn der Bombenangriffe der USAAF auf Deutschland. Als Antwort auf diese Fakten wurde Suche nach einem Flugzeug intensiviert, dass 1000 kg Bombenlast über 1000 km mit einer Geschwindigkeit von 1000 km/h transportieren kann.
Am 14. April 1943 präsentierten die Gebrüder Horten ihr Konzept. Bis zum 1. März 1944 hatten sie den ersten (noch triebwerkslosen) Prototyp H IX V1fertig, der sich an diesem Tage zum Erstflug erhob. Danach wurde mit Hochdruck an der H IX V2 gearbeitet, die mit zwei BMW 003 ausgerüstet werden sollte. Daraus wurde aber nichts, denn es wurden zwei Jumo 004 B-1 eingebaut. Während die V2 im Bau war, ging ein Auftrag über jeweils 20 H IX an die Gothaer Waggonfabrik und an Klemm in Stuttgart. Letzteres Unternehmen baute tatsächlich nur Komponenten, die nach Gotha gingen. Am 2. Februar fand dann endlich der Erstflug der V2 statt.
Bei Gotha wurde fleißig währenddessen an der V3 gearbeitet. Als die Amerikaner am 14. April 1945 Friedrichsroda in Thüringen erreichten, fanden sie die fast fertige V3, die mittlere Sektion der V4 mit Triebwerken, das Stahlgerüst der V5. Weiterhin waren Teile für insgesamt 20 Exemplare vorhanden. Die Amerikaner haben den ganzen Fund gut mittels Fotos dokumentiert. Die Ho 229 V3 wurde bei Douglas in den USA montiert. Geflogen ist sie aber nicht mehr. Derzeit liegt sie noch immer zerlegt im Depot der Paul E. Garber Resorations Facility der NASM in Silver Hill, Maryland USA.
Modell: Bei Brengun hat man sich scheinbar etwas auf das Thema Luftwaffe 45-46 eingeschossen, denn nun ist die Horten Ho 229 in 1:144 in der Plastikspritzguss-Linie erschienen. Meinem Wissen nach war dieses Nurflügelflugzeug in 1:144 bisher nicht erhältlich, zumindest nicht in Plastik. Der Bausatz kommt im bekannten roten Schüttkarton zum Käufer. Die Vorderseite ziert ein Aktionsbild, auf der Rückseite findet man die farbige Bemalungs- und Abziehbilderanleitung. Der Bausatz ist wieder in Zusammenarbeit mit Jach entstanden. Die Bauteile, Decals und die Bauanleitung sind einem wiederverschließbaren Plastikbeutel untergebracht. Insgesamt entsteht das Modell aus 27 Teilen.
Die Aufteilung ist recht einfach gewählt und orientiert sich am Original: das Rumpfmittelteil entsteht aus einem Ober- und Unterteil, die beiden Flügel sind jeweils einteilig und werden an das komplettierte Mittelteil angeklebt. Die Qualität und Feinheit der Oberflächen gefällt mir sehr gut. Das Cockpit ist sehr rudimentär aber ausreichend für den Maßstab ausgestattet. Ich kann mir auch vorstellen, das Brengun hier mit dem Hausprogramm noch einen kleinen Ätzteilsatz in Zukunft auf den Markt bringt. Diesen können sich ja die Detailfanatiker noch zulegen. Das Rohrwerk in diesem Bereich wird nicht gezeigt.
Dieses kann man jedoch relativ schnell zumindest andeuten, wie die beiden Bilder unten des von mir bereits angefangen Modells zeigen. Ich habe hierzu Kupferdraht verwendet. Am Rumpfoberteil sind schon die Kanonen mit angegossen. Für die Triebwerke gibt es jeweils einen Einlaufkonus und einen Strömungskörper für die Düse. Das Fahrwerk besteht aus einem einteiligen Bugfahrwerk und den mehrteiligen Hauptfahrwerk. Die Klarsichthaube ist gut durchsichtig und auch die Streben sind gut erkennbar.
Die Bauanleitung ist auf einen kleinen Faltblatt untergebracht und von guter Druckqualität. Die erste Seite zeigt die Teileübersicht, da die Teile auf den Rahmen nicht mit Nummer versehen sind. In fünf Schritten wird das Modell zusammengebaut. Wie schon gesagt, findet man auf der Rückseite des Kartons die Anleitung zur Bemalung und Positionierung der Nassschiebebilder. Die Farbangaben sind ohne Bezug zu einem Hersteller und geben Auskunft über die RLM Töne.
Der Decalbogen ist glänzend gedruckt und von guter Ausführung. Er enthält die Elemente, um eine der folgenden Optionen zu bauen:
Fazit: Ein weiteres schönes Modell eines der fortschrittlichsten Flugzeuge der Luftwaffe 1945. Brengun liefert hier eine gut bis sehr gute Qualität, die sicherlich für Freude und schnelle Ergebnisse beim Basteln sorgen dürfte. Anfänger und Fortgeschrittene werden mit dem Bausatz gleichermaßen angesprochen.
Erhältlich sind die Bausätze und Zurüstsätze von Brengun direkt beim Hersteller unter www.brengun.cz.
Vorbildteil: Volker Helms
Sebastian Adolf, Gaimersheim (Februar 2018)