Vorbild: Die Vickers Viscount war eines der ersten Passagierflugzeuge mit Turboprop-Antrieb. Angetrieben wurde sie von vier Rolls-Royce-Dart-Triebwerken und erreichte über 500 km/h Fluggeschwindigkeit. Die Maschine war für den Mittelstreckenbereich vorgesehen. Bis Ende der Serienfertigung 1964 hatte Vickers 447 Maschinen aller Versionen an weltweit mehr als 50 Fluggesellschaften ausgeliefert. Neben Europa befanden sich auch wichtige Abnehmer in den USA und Kanada. Heute sind nur noch wenige dieser Flugzeuge im Einsatz.
Zunächst mit 24 bis 27 Sitzen geplant, wurde sie dann als Prototyp auf 32 Passagiere erweitert, als Modell 600 bezeichnet. Doch bis zur Auslieferung wuchs das Flugzeug weiter und kam dann letztendlich als Modell 700 für 53 Fluggäste auf den Markt. Wenig später folgte die Version 800, was eine Erhöhung der Kapazität auf 71 Passagiere mit sich brachte. Der Erstflug des Urprototypen (V.630, G-AHRF) erfolgte am 16. Juli 1948 in Wisley, GB statt. Die Indienststellung bei BEA begann ab April 1953.
Neben namhaften europäischen Fluggesellschaften wie der BEA und der Air France, erwarb auch die Deutsche Lufthansa Flugzeuge der Version 800. Die insgesamt 11 Viscounts V814D waren im Zeitraum von 1958 bis 1971 im Einsatz.
Bausatz: Ein weiteres Modell von "Authentic Airliners" erblickt hier das Licht der Welt. Den eigenen Ansprüchen an ein perfektes Modell folgend, hat "Authentic Airliners" sich hier der Viscount angenommen, da die vorhanden Modelle im Maßstab 1/144 von "S&M-Models" (ob der Name Programm ist?), "Welsh-Models" und "Corgi" dieses Niveau wohl nicht erreichen.
Der Guss wird von "FlyingFishModels" übernommen, mittlerweile ein stehender Begriff für hervorragend gegossene Resinmodelle. 2008 für seine DC-9 im Maßstab 1/144 mit "Modell des Jahres" von Modellfan ausgezeichnet.
Wie immer wurde viel gefeilt und probiert, bis alles so war, wie es sein soll. Das zeigt sich schon in der Zusammensetzung der Resinmischungen. Durchsichtiges Resin für die Nase, die dann mit Maskierfolien Cockpitgerecht abgeklebt werden kann, selbstverständlich beiliegend. Leichtes Resin für das Heckteil, damit das Flugzeug dann auf seinen Rädern steht. Vorsicht hier mit der Bearbeitung, die Oberfläche dieses Resin ist empfindlicher als gewohnt. Die Tragflächen werden aus besonders formhaltenden Resin gegossen, um das Verbiegen der Tragflächen zu verhindern. Die Gravuren sind fein und vollständig.
Details aus Fotoätzteilen ergänzen den Bausatz. Das erste Zusammenstecken der Teile zeigt: Wenig Arbeit - schneller Bau. Man kann sich in Ruhe auf die Darstellung der gewünschten Airline konzentrieren.
Die Propeller sind ebenfalls aus Fotoätzteilen, auch hier liegt eine Maskierfolie bei, um die gelben Enden und die schwarzen Kanten darzustellen. Oder man nimmt das jeweilige Gegenstück und klebt die schwarzen Kanten direkt auf. Freie Wahl.
Als Zurüstsatz gibt es auch Resinpropeller zu erwerben. Die sind hübscher, finde ich, weil nicht platt sondern fleischig. Sollten eigentlich gleich zur Auswahl dem Bausatz beiliegen, finde ich.
Die Viscount gibt es in der Version 700 und 800 zu kaufen. Und was wirklich bemerkenswert ist: Jeder Bausatz enthält die jeweils zu einer Fluggesellschaft gehörende Schnauzenform. Sogar eine extra Nase liegt bei, so dass eigentlich alle Gesichtsformen der Viscount bastelbar sind, je nach Airline und dem Zeitpunkt des Einsatzes.
Eigentlich sind Resinmodelle ja etwas für den erfahrenen Bastler, aber durch die geschickte Aufteilung der Bauteile und die Passgenauigkeit ist die Viscount durchaus auch dem Resin Anfänger zu empfehlen. Für eine "ordentliche" Viscount im Maßstab 1/144 gibt es eh keine andere Alternative. Leider ist der Bausatz ohne Decals, da muss man sich umschauen. Bei TwoSixDecals gibt es welche, aber ob die auf diese Viscount passen, bleibt abzuwarten. Auch S&M Models bietet ein reichhaltiges Angebot für ihre Viscount an, aber auch hier gilt es sicherzustellen, dass die dann auch passen.
Zu hoffen bleibt, das NACSA, wie auch schon für die CRJs und Embraers von "Authentic-Models", bald passgenaue Decals anbieten kann.
Bis dahin weiter viel Spaß beim Basteln,
Uwe Damaschek
Berlin, im Mai 2008