Vorbild: Das Jagdflugzeug PZL P.11c war ein für die polnische Luftwaffe recht fortschrittlicher, abgestrebter Hochdecker in Ganzmetallbauweise. 1928 wurde unter dem Konstrukteur Zygmunt Pulawski mit der Entwicklung von Eindecker-Jagdflugzeugen mit Möwenflügeln, den sogenannten Pulawski-Flügeln begonnen. Die ersten Baureihen des Musters krankten noch an der zu schwachen Motorleistung des in Polen gebauten Jupiter Motors. 1931 wurde der aus Großbritannien in Lizenz gebaute Mercury IV 1 Motor verwendet, der dem Flugzeug mehr an Leistung gab. Die nun als PZL P.11c bekannte Maschine bekam dann auch eine neue Zelle, wobei der Rumpfabschnitt des Cockpits höher gesetzt wurde, und der Motor mit seiner Verkleidung wurde tiefer an dem Rumpf befestigt als bei den Vorgängern. Das gab den Piloten eine bessere Sicht nach vorne. Außerdem waren bei dem "C" Modellen eine Funkanlage und neben den zwei 7,7 mm MG an den Rumpfseiten noch zwei zusätzliche MG in den Flügeln eingebaut. Unter den Flügeln konnten die Maschinen noch jeweils mit zwei 12,25 Kilo Bomben bestückt werden. Ab 1935 wurden die Jagdflugzeuge dieses Typs der Standartjäger der polnischen Luftwaffe. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, der mit dem Überfall Hitler-Deutschlands begann, verfügte Polen über 175 Maschinen dieses Typs. Sie waren aber den Kampfflugzeugen der ehemaligen deutschen Luftwaffe trotz aller Tapferkeit der Piloten nicht ebenbürtig. Vor allem war im Verhältnis zu den neuen Messerschmitt-Jägern ihre Spitzengeschwindigkeit von 389 km/h zu niedrig. Trotzdem gelang es polnischen Piloten insbesondere den Bombern und Transportern der deutschen Luftwaffe empfindliche Verluste beizubringen. Als aber am 17. September 1939, kurz nach dem Angriff der deutschen Wehrmacht, auch noch die Sowjetunion in Polen einfiel, beschloss die polnische Luftwaffe, die restlichen einsatzfähigen Maschinen nach Rumänien zu evakuieren. Nach Polens Niederlage konfiszierte Rumänien nun die flugfähigen Maschinen und unterstellte sie ihrer eigenen Luftwaffe. Einige Flugzeuge wurden auch zur Schulung von Piloten verwendet. Bei denen wurden die Waffen ausgebaut. Einige der PZL nahmen bis 1943 an Luftkämpfen gegen die sowjetische Luftwaffe teil. Eine PZL P.11c ist heute im polnischen Luftfahrtmuseum in Warschau zu sehen.
Bausatz: In dem schön gestalteten Stülpkarton findet der Bastler eine Pappschale, die sich sehr schön zum Aufbewahren der Teile eignet. An einem großen Rahmen sind alle 67 Teile befestigt. Außerdem gibt es noch eine kleine Platine mit Messingteilen, insbesondere das Cockpit betreffend, aber auch winzige Kühlummantelungen für die Waffen sind vorhanden. Diese sollten am besten über den Plastikläufen gerundet werden. Was mir auffällt: Die Machart und das Plastikmaterial sind fast identisch mit dem 32er Bausatz von IBG. Natürlich ist der kleine "Bruder" etwas einfacher ausgefallen. Aber die Detaillierung und vor allem die Strukturen an den Oberflächen der Zelle sind einfach klasse. Dem genauen Betrachter wird im Inneren der Rümpfe, den Tragflächen und weiteren kleineren Teilen eine ringförmige Anordnung auffallen.
Die Rumpfnterseite ist ein Stück, gut detailliert. Wir alle kennen das Problem von Einsenkungen an gewissen Stellen von Teilen, welche eine besonders starke Ausprägungen von Details erhalten. Es ist anzunehmen, dass diese Rundungen sozusagen als Puffer den Einsenkungen entgegenwirken sollen.
Die Darstellung des Cockpits lässt keine Wünsche offen. Neben der inneren Gitterstruktur ist der "Käfig" für den Piloten komplett mit allen Schaltern und Hebeln nachgebildet. Für den Sitz ist Gurtzeug aus Messing vorgesehen. Ein Decal lässt die Armaturen hervorheben.
Auch das Modell des Motors hat es in sich. Eine wahre Augenweide, die Nachbildung des Mercury Sternmotors. Einzelne Seiten-, Höhen- und Querruder sind nicht vorhanden. Aber darüber kann man bei der Qualität und der sonstigen Machart des Bausatzes hinwegsehen.
Anleitung/Bemalung: Die Bauanleitung ist ebenfalls auf Höhe der Zeit. Ein Heft mit tollen Zeichnungen und Farbprofilen von vier verschiedenen Flugzeugen. "Aber nur eines kann gewinnen." Der Anleitung liegt außerdem ein Korrekturblatt bei. Interessant ist bei den drei polnischen Varianten, alle aus dem Jahre 1939 nach Kriegsausbruch, die weiße Drei mit einer speziellen Versuchstarnung, die dann so im September 1939 zum Einsatz kam. Neben dem sogenannten polnischen Khaki-Anstrich wurden noch ein grüngrauer Tarnüberzug lackiert. Die beiden anderen Maschinen bekamen die Standard Tarnung: Khaki oberhalb und hellblau an den unteren Flächen und Höhenrudern. Am attraktivsten erscheint wohl die rumänische PZL P.11c in einem Anstrich aus dunkelgrün und hellem Khaki. Dazu gesellen sich die gelbe Ringe an der Motorhaube und dem Hinterrumpf. Auch die unteren Tragflächen bekamen am Ende gelbe Markierungen. Bei dieser Variante, die einer Flugschule angehörte, wurden allerdings die Waffen ausgebaut.
Die Decals selbst sind sauber und farbecht gedruckt. Ein Trägerfilm ist kaum zu erkennen. Wegen der Ganzmetallstruktur empfiehlt sich aber die Verwendung eines Weichmachers. Zum Schluss wäre noch die Folie zum Maskieren von der Windschutzscheibe und den Rädern zu erwähnen.
Fazit: Ein schönes Modell des historisch interessanten polnischen Jagdflugzeuges. Sollten die Teile so passen, wie sie aussehen, gibt es Bastelspaß pur.
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern oder für Händler bei Glow2B.
H. Jürgen Bauer, Berlin (Mai 2021)