Vorbild: Die Jakowlew Jak-23 war ein sowjetisches Jagdflugzeug der späten 1940er Jahre. Sie erschien etwa zeitgleich mit der MiG-15, war in ihrer Konstruktion aber eher konservativ und konnte mit dem Flugzeug aus dem OKB MiG nicht mithalten. Die Jak-23 setzt die Entwicklungsreihe Jak-15/17/19 fort. Die ihrerseits stark an die deutschen Strahlflugzeugprojekte zu Ende des Krieges angelehnt scheinen. Als Antrieb war ein leistungsstarkes RD-500 Strahltriebwerk vorgesehen, welches im Im Bug eingebaut war und dessen Schubdüse unter recht weit hinten eingebauten Cockpit austrat.
Die Jak-23 war einfach und robust konstruiert, bei Wartungsarbeiten konnte das gesamte Rumpfvorderteil demontiert werden, um den Zugang zum Triebwerk zu erleichtern. Das Flugzeug bestand vollständig aus Metall, der Rumpf war mit einer selbsttragenden Hülle verkleidet.
Der mit einem Laminarprofil versehene Flügel war freitragend und in Mitteldeckerbauweise angeordnet. Aufgrund seiner geringen Dicke konnten in ihm keine Kraftstoffbehälter untergebracht werden, so dass die Jak-23 für längere Flüge zwei externe Tanks an den Flügelenden mitführen musste. Das Bugfahrwerk sowie die Räder des Hauptfahrwerkes fuhren in den Rumpf ein, die Streben ruhten im Tragflügel.
Das Cockpit war nicht als Druckkabine ausgelegt. Der Pilot war im Nacken durch eine 8-mm-Panzerplatte sowie von vorn durch eine Panzerglasscheibe von 57-mm Dicke geschützt. Zur Ausrüstung des Modells gehörte ein Katapultsitz, ein RSI-6M-1 Funkgerät sowie ein Funkhalbkompass. Die Bewaffnung bestand aus 2 Nudelman-Suranow bzw. Nudelman-Richter 23mm Kanonen. Der Einsatz der Jak-23 konnte aufgrund des robusten Fahrwerks auch von unbefestigten Graspisten aus erfolgen.
Die Flugerprobung erfolgte von Juni bis September 1947 durch M.I. Iwanow. Die Serienfertigung lief von März 1948 bis 1950 und endete nach der 310. Maschine. Eine Schulversion hieß Jak-23UTI und erschien 1949 in einigen wenigen Exemplaren, erkennbar an der zusätzlichen vorderen Kanzel. Die Jak-23 wurde von den sowjetischen Luftstreitkräften geflogen, jedoch auch exportiert Nutzerländer waren Albanien, Bulgarien, die Tschechoslowakei, Nordkorea, Rumänien, Ungarn und Polen.
In Polen ersetzte das Muster ab 1951 die Jak-9P mit Kolbenmotor und wurde das erste eingesetzte Strahlflugzeug der Armee. Insgesamt kaufte Polen über 100 Maschinen. Bis 1956 wurde die Jak-23 von den Jagdfliegerkräften aktiv eingesetzt, danach verwendete man sie noch eine Zeit lang als Schulflugzeug. 1957 wurde durch eine polnische Jak-23 zwei Weltrekord errungen. Testpilot Andrzej Ablamowicz stieg in 119 Sekunden auf 3000m und in 3 min 17 sek auf 6.000 m.
Unter der Bezeichnung S-101 (Stihaci letadla=Jagdflugzeug) flogen 12 Maschinen in der Tschechoslowakei. Die Jagdflieger Rumäniens waren ebenfalls mit diesem Typ ausgerüstet und entwickelten sogar eine eigene doppelsitzige Schulversion, die Jak-23D.C. (Doubla Comanda = Doppelsteuer), die im Gegensatz zur herkömmlichen Jak-23UTI über eine durchgehende Pilotenkanzel verfügte.
Die nachfolgenden Baureihen Jak-25, Jak-30 und Jak-50 blieben allesamt Versuchsmuster und wurden nicht in Serie gebaut. Besichtigen kann man heute noch je eine Jak-23 im Warschauer Militärmuseum sowie im Luftfahrtmuseum Prag/Kbely. Quellen: nach Bauanleitung und Wiki: Jak-23
Das Modell: Erstmals kam ich mit dem Vorbild vor etlichen Jahren in Form des Kopro Modells in Kontakt. Auf den ersten Blick konnte ich dem Flugzeug nicht wirklich was abgewinnen, da es weder der kraftvollen, doch fließenden Ästhetik der Propellerjagdflugzeuge des Zweiten Weltkriegs, noch der pfeilschnellen Optik der moderneren und erfolgreicheren Jets mit gepfeilten Tragflächen entsprach ... eher etwas dazwischen ohne "m appeal". Aus heutiger Sicht betrachte ich diese Generation Flugzeuge eher als Bindeglied zwischen den Generationen. Daher war ich auch nicht abgeneigt, als Volker mir diesen Bausatz zur Besprechung überließ. Und mit ein wenig Recherche zum Vorbild ist die Jak-23 dann doch nicht so ein "häßliches Entlein" wie man meinen könnte.
Der Bausatz selbst ist ein hochwertiges Kleinserien-Produkt. Vollständig in Resin gefertigt, mit sehr guter Oberflächenstruktur und guter Passgenauigkeit, allerdings werde ich kaum ohne Spachtel auskommen können. In der Nähe der Angüsse finden sich auch wenige kleine Luftblasen. Wie zu erwarten ist die Teilezahl für den Grundaufbau überschaubar, da beim Resinguss auch Baugruppen qualitativ gut abgeformt werden können.
Überraschend ist dann schon die Vielzahl der Teile für den Pilotenarbeitsplatz und die Fahrwerksschächte. Hier gilt es, mit voller Konzentration zu Werke zu gehen, da die Bauanleitung mehr oder weniger eine Übersichtszeichnung ist. Dafür wird man mit einer großen Detailfülle belohnt. Allerdings bin ich noch nicht sicher, ob das Fahrwerk das Modell tragen wird, insbesondere falls Bugballast erforderlich sein sollte. Für das Cockpit liegen auch einige Fotoätztele und ein Acetatfilm mit Instrumentenskalen bei. Die Kanzel liegt zweimal als Vaku-Teil bei ... allerdings fällt bei diesen die Qualität gegenüber dem Rest des Modells deutlich ab.
Der Abziehbilderbogen erlaubt die Darstellung von 2 tschechoslowakischen, einer sowjetischen, einer amerikanischen und 3 polnischen Maschinen, wobei eine der Letzteren eine zivile Kennung trägt – möglicherweise die Rekordmaschine, aber die Anleitung schweigt sich dazu aus. Ebenso, ob dafür die Kanonenrohre entfernt werden sollen - was zu erwarten ist. Die Decals sind sehr dünn und perfekt im Register gedruckt, allerdings ohne Angabe eines Herstellers.
Fazit: Hochwertiges Resinmodell eines eher seltenen Vogels. Wegen des Materials und des Kleinseriencharakters sei dieser Bausatz eher dem fortgeschrittenen Modellbauer empfohlen.
Steffen Arndt, Barsinghausen (Juni 2011)