Jakowlew Jak-18T

Amodel 72303-01 - 1/72

Vorbild: Die Jak-18 T wurde bereits Mitte der 1960er-Jahre unter Beteiligung von Sergei Jakowlew, dem Sohn von Alexander Jakowlew, entworfen. Sie sollte als Anfangs- und Fortgeschrittenentrainer sowie auch für leichte Transportaufgaben bei der Aeroflot dienen. Das viersitzige Flugzeug mit nebeneinander angeordnetem Doppelsteuer (Steuerräder, keine Knüppel!) in der Trainerausführung und einer hinteren Sitzbank hatte praktisch mit der vorherigen Jak-18 nichts gemein, ist allerdings auch kunstflugtauglich. Der in Ganzmetall-Halbschalenbauweise ausgeführte Rumpf war bereits vollständig mit Duraluminium beplankt. Der Prototyp flog 1967 zum ersten Mal, und hatte noch den AI-14RF Motor. Etwa 450 Testflüge wurden in der Zeit von 1968 bis 1969 absolviert und das Flugzeug anschließend mit dem leistungsfähigeren Wedenejew M-14P ausgestattet. Auf dem Pariser Aerosalon in Le Bourget wurde die Maschine 1967 erstmals öffentlich gezeigt. Die Flugtest- und Abnahmeflüge zogen sich noch hin, und erst 1973 hat man die Produktion bei Smolensk nunmehr mit dem M-14MF-Motor aufgenommen. Verschiedene Versionen wurden hergestellt, darunter welche zur Verwendung als Patrouillenflugzeug für die Avialesoochrana (Forstschutzflugorganisation der UdSSR/GUS), Fotoversionen, Frachtausführungen für 250 kg Luftfracht und Ambulanzausführungen.

Zwischen 1973 und 1982 sind 587 Flugzeuge hergestellt worden, hauptsächlich in der Version als Grundlagen- und Fortgeschrittenentrainer für die zukünftigen Aeroflot-Piloten. So erhielt deren Fliegerschule in Sasowsk im Juni 1974 ihre ersten 15 Maschinen. Die Aeroflot entschied sich jedoch Mitte der 1980er-Jahre für die Ausbildung nur noch die zweimotorige L-410 zu nutzen. Das hatte zur Folge, dass eine unbekannte Zahl von Jak-18T verschrottet wurde, ehe man bei der Airline mitbekam, dass die neue Art der Ausbildung sehr unwirtschaftlich war und diese Entscheidung revidierte.

Im Jahr 1991 initiierte der Jak-55- und 55M-Konstrukteur Slawa Kondratjew mit seinem eigenen Entwurfsbüro Technoavia die Wiederaufnahme der Jak-18T Produktion. 1993 und 1994 sollen so nochmals mehr als 50 Maschinen in der Smolensker Fabrik hergestellt worden sein. Unklar ist allerdings, ob es sich wirklich um neu- oder umgebaute Flugzeuge handelt. Einige davon - wie unser Bausatzflugzeug RA-1645G - führen am Rumpf auch die Bezeichnung SM-18T. Fakt ist, diese Maschinen sind deutlich teurer und haben als Extras z.B. Tip-Tanks und westliche Avionik. Heute erfreut sich die Jak-18T auch hierzulande wachsender Beliebtheit. Ihre Kabine ist äußerst geräumig, durch die großen Türen gut zugänglich, und sie ist mit einem ordentlichen Gepäckfach ausgestattet. Zwischen den umklappbaren vorderen Einzelsitzen soll man sich sogar während des Fluges mit einem "Hinterbänkler" ablösen können. Für den Kunstflug ungewöhnlich sind allerdings die Steuerhörner im Airlinerstil.

Derzeit gibt es hier ca. 5 bis 10 Jak-18T. Genau kann man das nicht sagen, da keine Jak-52/-18T mit deutschem Eintragungszeichen (D-xxxx) fliegt. Grund ist das Fehlen eines entsprechenden Kennblatts beim LBA. Auch im Rahmen des Einigungsvertrages gab es keine Jak-52 oder Jak-18T, die man in die bundesdeutsche Luftfahrtrolle hätte übernehmen müssen. Ausnahme war die zeitweise mit VVZ für die Firma mt-Propeller von Gerd Mühlbauer betriebene D-EUMT - eine Jak-52. Dem Propeller-Entwicklungsbetrieb diente sie zweckgebunden als Erprobungsmaschine für einen neuen Dreiblattpropeller. Inzwischen wurde sie verkauft, und das D-Kennzeichen ist somit erloschen, da es nicht auf andere Halter übertragbar ist. Da die Kosten für eine deutsche Musterzulassung bisher noch keiner der Eigner zu tragen gewillt war, fliegen die Maschinen hierzulande völlig legal meist mit litauischen (LY-xxx), polnischen (SP-xxx), oder anderen Kennungen. Die russischen Kennungen mit dem Präfix RA-xxxx sind alle vor rund 6 Jahren von der russischen Zivilluffahrtbehörde für ungültig erklärt worden. Das führte zu nicht wenigen Probleme in der weltweiten Halterschaft von Jak-Flugzeugen. Inzwischen haben sich alle irgendwie damit "arrangiert" und die Maschine von Russland praktisch "ausgeflaggt".

Noch etwas zum Thema Yak oder Jak: Ein Yak ist im Deutschen klar ein Tier, während Jak ebenso klar die Abkürzung für das Konstruktionsbüro von Alexander Jakowlew ist. Und der schreibt sich auch nicht Yakovlev oder Yakolev, weil der Duden uns klare Transkriptions- und Transliterationsregeln für die Kyrillischen Buchstaben vorgibt. Im englischen Sprachraum ist das anders und so bezeichnen die Piloten selbst ihre Maschine schon mal gern als Yak.

Bausatz: Es ist so wie immer, zuerst gibt es jahrelang den Typ gar nicht als Bausatz, dafür dann gleich zwei unterschiedliche - direkt aufeinanderfolgend. So hatte es gerade vor reichlich einem Jahr in der Resinfirma von Martin Decarli eine 72er "Arctic Jak-18T" gegeben, die nun mit dem vorliegenden Plasikkit von Amodel obsolet sein dürfte. Dazu gleich eine Einschränkung. Die gemachten Aussagen betreffen nur diese eine Kit-Nummer. Amodel hat derweil fünf verschiedene Jak-18T Bausätze im Angebot. Da mir diese nicht alle vorliegen, kann ich keine Aussagen treffen, ob in den anderen Kits nicht möglicherweise zusätzliche Teile enthalten sind. Möglich wären ja beispielweise Ski - wie an dem meisten russischen Flugzeugen.

Der hier vorgestellte Kit stammt aus neueren Formen von Amodell und ist mit den früheren Plastikklumpen kaum zu vergleichen. Alle 101 Teile sind gratfrei abgespritzt und präsentieren sich in einer wunderbaren Oberflächendetaillierung. So eine schöne Stoffbespannung der Tragflächen habe ich selten gesehen. Ach alle anderen Details, zu denen auch die tolle Luftschraube (mit einer tatsächlichen Verwindung!) gehört, präsentesten sich vom Allerfeinsten. Eigentlich möchte man den Begriff von der viel gerühmten "Hasegawa-Qualität" bemühen. Der vorliegende Bausatz hat mit seinen Schwestern Jak-50 und Jak-52 aus gleichem Hause nichts, aber auch gar nichts gemein!

Auch die Klarsichtteile machen hier keine Ausnahme. Ich gehe soweit zu behaupten, dass es der beste Amodel-Bausatz ist, den ich bis jetzt gesehen habe. Auf die Beigabe von Ätzteilen, in denen meist Sitzgurte vorhanden sind, kann man eigentlich verzichten. Die Gurte macht man bedeutend schneller und naturgetreuer aus grauem Briefumschlag- oder Packpapier o.Ä. + ein bisschen Draht achtförmig um eine Pinzette gewickelt und schon hat man viel perfektere Sitzgurte, die man auch noch "wirr" hinlegen kann. Das ist bei Ätzteilen völlig unmöglich, oder man muss sie ausglühen. Gut ist natürlich das Gitter für den Vergaserlufteinlauf, aber auch hier haben wir schon immer sehr vorteilhaft messing- oder gold gefärbte Schaumstoffstückchen verwendet - das passt sich von selbst der Öffnung an, sieht gut aus und ist easy zu machen.

Bemalungsvarianten: Die neueren Bauanleitungen von Amodel sind absolut in Ordnung. Kritikwürdig ist lediglich das Fehlen jeglicher Informationen über die gewählten Vorbilder. Die zwei Zeilen hätten im schönen Farbdruck auch noch Platz gehabt. Da sind wir auch schon bei der Bausatzmaschine RA-2933X. Es bleibt wohl ein Rätsel, warum Amodel genau diese "deutsche" Maschine des Baujahres 1976 als Vorbild gewählt hat. Sie gehört nämlich Vic Molnar und Helga Neuhäuser aus Grafing. Ich selbst dokumentierte aus dieser Maschine den letzten Flug der kompletten "YAKROTTE" im Jahre 2008. Mit Helga an den Controls flogen wir zusammen mit weiteren 17 Jak-Maschinen nach Berlin-Tempelhof - es war einer der letzten Flüge dorthin. Der organisierte Flug nach Tempelhof war für alle in der YAKROTTE vereinigten Halter von Jak-Flugzeugen ein unbedingtes Muss. Jeder Pilot wollte kurz vor Schließung des Flughafens hier noch einmal landen und starten. Dieses war ein Abschied für immer. Von diesem tollen Erlebnis gibt es ein wunderbares Video von Achim Rieck (AERO TV)!

Amodel hat für die RA-1645G zwei verschiedene - aber geometrisch gleich aussehende - Bögen mit den roten Streifen beigelegt. Was das soll, ist nicht wirklich klar. Aber so hat man reichlich überzählige Decals an denen man die Verarbeitung, Haftfähigkeit und Deckkraft der Kit-Decals erproben kann. Ein Vorgang, den man bei allen noch nicht selbst verarbeiteten Decals vornehmen sollte!

Fazit: Ich sagte es schon - ein Super Kit, ein Muss für den Fan, und auch prima für Einsteiger geeignet.

Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei glow2b.

Detlef Billig, Berlin (Januar 2018)

Literatur: Jaks in Deutschland