Vorbild: Das Feuerlöschflugzeug Canadair CL-415 SuperScooper ist eine Weiterentwicklung der CL-215. Ab 1987 wurden 17 CL-215 mit den Propellerturbinen Pratt & Whitney Canada PW123AF ausgerüstet. Diese hatten 15 % mehr Leistung als die zuvor verbauten Sternmotoren. Die umgerüsteten Maschinen wurden als CL-215T bezeichnet. Weiterhin wurden äußerlich einige Modifikationen vorgenommen und u.a. die Elektrik sowie die Elektronik überarbeitet. Auf Basis der CL-215T begann ab 1993 die Serienproduktion des nun CL-415 genannten Flugzeuges. Das Cockpit wurde modernisiert, ein anderes Löschsystem eingebaut und die Aerodynamik verfeinert. Die Maschine kann über 6000l Löschwasser aufnehmen, das Füllen der Tanks kann durch Gleiten über Wasser erfolgen und dauert rund 12s.
Die Serienproduktion erfolgte bis 2015, danach hat Bombardier das Programm wohl aufgrund der schlechten, wirtschaftlichen Lage an Viking Air verkauft. Es sollen bisher 95 Maschinen für Kanada, Kroatien, Frankreich, Griechenland, Italien, Malaysia, Marokko, Spanien und in die USA geliefert worden sein.
Modell: Nach dem im Sommer 2013 die CL-215 von Amodel erschienen war, ist nun die Weiterentwicklung CL-415 neu auf dem Markt. Wobei man ja sagen muss, das damals auch schon aus dem Kasten die 415er gebaut werden konnte, es waren alle Teile dazu enthalten. Nur das Radom im Seitenleitwerk musste selbst erstellt werden. Man kann also fast im gewissen Maße von einer Wiederauflage sprechen. Im Umkehrschluss findet man nun auch die Teile für die 215 weiterhin an den Spritzlingen, allerdings nicht alle. Nun aber zum Bausatz! Im Stülpkarton findet man sechs Spritzlinge in grauen Kunststoff und einen aus klarem Plastik, Des Weiteren ist auch eine kleine Ätzteileplatine mit Grenzschichtzäunen, Schwallblechen und Antennen enthalten. Laut der Angabe auf der Bauanleitung sind es 102 Teile.
Der erste Eindruck bestätigt recht deutlich(leider) das Erwartete, nämlich das es sich um einen Short-Run Bausatz handelt. Überall ist etwas Grat und Fischhaut vorhanden, und man kann sicherlich mit erhöhtem Einsatz von Spachtelmasse und viel Anpassungsarbeit rechnen. Auch habe ich ein, zwei Sinkstellen im Sichtbereich gefunden. Aber, in Anbetracht, dass dies zu erwarten war und der dafür tollen Typenauswahl bei Amodel ein zu verschmerzender negativer Punkt. Ein Unterschied zum alten Bausatz #1453 ist übrigens, dass man zwei neue Rumpfhälften mit jetzt angegossenem Seitenleitwerk im Kasten findet. Das schon von mir angesprochene Radom ist an der Vorderkante auch bereits mit anmodelliert. Ansonsten bietet der Bausatz alles, was man so (mittlerweile) von einen 1/144 Bausatz erwartet; es gibt ein vollständiges Cockpit, welches man später ganz gut durch die großen Scheiben des Klarsichtteiles sehen kann.
Diese ist als Haube ausgeführt und von guter Qualität. Im Rumpf muss man eine Bohrung für ein Fenster jeweils auf der linken und rechten Seite vornehmen. Allerdings ist die Position dafür nicht eingezeichnet und auch der Durchmesser muss am einzubauenden Fenster ermittelt werden. Komischerweise werden einige Fenster aber auch als Decal dargestellt. An Gravuren sind einige feine vorhanden, an den Ruderflächen fallen diese tiefer aus, was ja mir gut gefällt, entspricht es doch dem Original. Tragflächen und die Höhenruder haben einteilige Hinterkanten, das Seitenleitwerk verfügt über eine zweiteilige.
Die beiden Triebwerke entstehen aus zwei Hälften, welche auf die Tragflächen dann geklebt werden müssen. Das Abgasrohr ist einteilig, was gut ist. Wer will, kann die Aussenkanten noch mit einem Bohrer dünner machen. Die beiden Propeller sind jeweils ein Teil, allerdings befinden sich die Blätter in Flugstellung, hier müsste man für eine korrekte Darstellung von einer Maschine mit ruhenden Triebwerke den Pitch der Blätter anpassen, also fast 90° verdrehen. Eine nette Beigabe ist der kleine Spritzling mit den Teilen für das Hauptfahrwerk und den Propellerspinnern. Die Teile sind schon auf dem größeren Rahmen vorhanden, allerdings ist die Qualität des neuen Rahmens und der Teile deutlich besser. Für die Teilenummerierung ist ein kleines Korrekturblatt vorhanden.
Der Bausatz bietet ansonsten noch die Möglichkeit zwischen Plastik oder Ätzteilen für die Grenzschichtzäune auf den Tragflächen und die Antispritzbleche am Bug zu wählen. Bei Verwendung der Metallteile müssen die Ausführungen aus Kunststoff mit einem Skalpell entfernt werden. Auch sind die Verstärkungsbleche am Bug mit dem Sägezahnmuster vorhanden.
Die Bauanleitung ist gut gemacht, so wie man es von Amodel kennt. Die Farbangaben beziehen sich auf das Programm von Humbrol. Der scheinbar in Eigenregie hergestellte Abziehbilderbogen ist matt gedruckt und macht einen guten Eindruck. Leider steht nur ein Vorbild zu Auswahl. Es handelt sich um die F-ZBFS der französischen Securite Civile in der Sonderlackierung zum fünfzigsten Jubiläum 2013, Rufzeichen 32. Interessanterweise gab es diese Maschine auch schon von Syhart.
Fazit: Der Spezialist für außergewöhnliche und seltene Flugzeuge im Maßstab 1/144 im Spritzgusssektor scheint Amodel zu sein. Mit dem vorliegenden Bausatz hat die Firma jenes wieder bestätigt. Die Bausatz macht unter den Vorzeichen eines Short Run Kits einen guten Eindruck. Daher für fortgeschrittene Modellbauer eine klare Empfehlung!
In Deutschland werden Amodel-Bausätze für Händler über Glow2B vertrieben.
Vorbildteil: Volker Helms
Sebastian Adolf, Gaimersheim (Januar 2017)