Vorbild: Die mittels zweier Strahlturbinen angetriebene Berijew Be-10 war ein sowjetisches Flugboot aus den 1950er Jahren. Der Erstflug war am 20. Juni 1956. Es war eine Weiterentwicklung von Berijew's R-1. Das Flugboot war für die Seeaufklärung und die Bekämpfung von Schiffen gedacht.
Die Erprobung dauerte bis zum 20. Oktober 1958. Dabei wurden fortlaufend Modifikationen an der Maschine vorgenommen. Dabei wurde auch die Seetauglichkeit erhöht. So konnte die Be-10 ohne Probleme bis zu einer Wellenhöhe von 1,2 Metern und einer Windgeschwindigkeit von 16 m/s aus dem Wasser starten sowie landen. 27 Exemplare entstanden in einer kleiner Serie. 1961 wurden mehrere Weltrekorde erflogen, die z.T. noch heute Gültigkeit besitzen. Gegenüber der Turbo-Prop Be-12 mit größerer Reichweite konnte sich die Be-10 auf Dauer nicht durchsetzen. Hinzu kamen Probleme bei der Festigkeit der Zelle. Bis 1968 waren alle Be-10 in der Sowjetunion außer Dienst gestellt. Bewaffnet waren die Einsatzmaschinen mit je zwei 23mm-Kanonen im Bug und Heck sowie diversen Abwurfwaffen.
Bausatz: Manchmal werden Wünsche in 1/72 wahr. Die Berijew Be-6 erschien von TRUMPETER und die klassische Be-12 von Modelsvit. So kommt jetzt die strahlgetriebene Be-10 von Amodel als Short-Run-Bausatz heraus. In dem typischen praktischen Stülpkarton befinden sich gut verpackt elf graue Spritzlinge oder Großbauteile aber insgesamt 148 Teile, ein klarer Spritzling mit sieben Teile, ein Fotoätzteilbogen mit zwölf Teilen, weiße Masken für die Klarsichtteile, ein Decalbogen und die typische Bauanleitung.
Die Bauteile sind in der typischen aktuellen Amodel-Qualität. So gibt es feine versenkte Strukturen aber auch viel Grat. Ein Nachteil fällt allerdings auf. So ist der Rumpf in sechs Teile geteilt. Das erfolgte sicherlich um die Form klein zu halten. Also beginnt der Bau mit dem Rumpfbug. Hier gibt es eine passable Cockpitausstattung mit diversen Kleinteilen. Die Schleudersitze sind recht rustikal. Sicherlich gibt es bessere K-22 Schleudersitze im Zubehörhandel. Da aber die Klarsichtteile nicht sehr dünn sind, kann man sich auch mit der Darstellung der Sitzgurte behelfen. Ein Buggewicht muss nicht untergebracht werden, da auf dem Land die Maschine auf einem Heckfahrwerk steht.
Die Triebwerke sind einfach aber man hat bei Amodel an Details gedacht. Diese werden zusammen in das obere Rumpfmittelstück geklebt. Darauf kommen dann zwei Holme. Es folgt die Hochzeit mit dem hinteren Rumpf und der Tragfläche. Für letztere sind auch die einzelnen Grenzschichtzäune vorhanden. Scharfe Hinterkanten gibt es für die Ruder leider nicht.
Die Masse der Fotoätzteile sind Antennen, die insbesondere am Bug und Heck angeklebt werden müssen. Amodel liefert für die Be-10 auch das komplette Hilfsfahrwerk.
Der Decalbogen ist tadellos auf weißem Trägerpapier gedruckt. Die Farbhinweise sind für das System von Humbrol.
Bemalungen:
Fazit: Einzig als Kleinserienbausatz konnte man die exotische Berijew Be-10 in 1/72 erwarten. Amodel hat dieses Vorbild sehr gut für den fortgeschrittenen Modellbauer umgesetzt.
Erhältlich ist dieser Amodel-Bausatz für Händler bei Glow2B (zu erreichen über www.glow2b.de). Für Privatkunden ist er im örtlichen Modellbaufachgeschäft sowie im Versandhandel erhältlich.
Literatur:
Beriev's Jet Flying Boats - Red Star Volume 28, | Yefim Gordon, Andrey Sal'nikov und Aleksandr Zebrloskly, | Midland Publishing 2006, | ISBN 1-85780-236-8. |
Volker Helms, Godern (November 2016)