Douglas AC-47 Gunship

Airfix 04016-7 Spritzguss - 1/72

Mag hier vielleicht auch der Eindruck eines Uralt-Bausatzes entstehen, ist dieses, zumindest meiner Meinung, nicht völlig zutreffend. Dafür sorgen ausnahmsweise jene die gesamte Außenhaut überziehenden vielen Nietenreihen. Wodurch das betagte Modell, wenn auch freilich nur ungewollt, zur einzig echten Alternative zu den zeitgemäßeren Baukästen mit versenkten Oberflächendetails würde. Dieser kam zunächst aus Italien und dann nach sehr langer Zeit auch aus dem eigenem Haus sowie von HobbyBoss. Das allein sollte schon Grund genug sein, diesen Bausatz einmal vorzustellen, finde ich.



Wie auch schon bei vielen anderen Flugzeug-Modellen, nutzte Airfix 1960 hier die Chance, um erstmalig einen Dakota- Kit im sich seinerzeit immer mehr durchsetzenden 72er-Standardmaßstab herauszubringen. Den Engländern stand erwiesenermaßen das Boxscale-Maßstab Plastikmodell des US-Herstellers Monogram Pate. Bot es dieser in zwei separaten Varianten, d.h. mal als Airliner und dann als Militärmaschine an. Airfix jedoch berücksichtigte bereits beiderlei Ausführungen (wenn freilich auch eine C-47 mit beidseitig sieben Fenstern eigentlich nicht 100% korrekt ist)!

Nachdem Monogram Ende der Sechziger auch noch eine "Puff the magic dragon"-Variante offerierte, überarbeiterte 1973 auch Airfix seine Gußform etwas. Daher lies sich ab dann quasi nur noch die von der USAF in Vietnam eingesetzte, spezialisierte, AC-47 Gunship Version bauen. Dennoch hat man in England auch nach der Formen-Modifikation, nicht auf Hinweise (allerdings nur im Kleingedruckten)verzichtet, wie sich aus dem Kanonenboot-Bausatz auch eine DC 3 erstellen ließe. Diese Wahlmöglichkeit stellt, fraglos ein recht kundenfreundliches Attribut dar, jedoch fiel (wie seinerzeit nicht gerade unüblich) die deutsche Übersetzung nicht sonderlich klar aus, weshalb die nötigen Anweisungen daher hochgradig unverständlich gerieten.

Daneben bot Airfix aber auch Teile an, die man etwa bei Italeri vergeblich sucht. Dieses wären das kleine Fenster des Funkraums und die Rohre welche die Wärmetauscher für die Kabinenheizung enthalten, die in Flugrichtung aus den nach hinten gekrümmten Auspuffrohren ragen. Das sind jetzt gewiss keine entscheidenden Aspekte, zumal es ja etliche Dakotas gab und gibt, die ohne solch Ausrüstung fliegen. Jedoch sind es immerhin anerkennungswürdige Pluspunkte für den englischen Traditionshersteller. Ferner entging Airfix auch nicht, dass einige zu Airlinern umgebaute C-47-Transporter (wie zeitweise eben auch die Silver City-Vorbildmaschine des ursprünglichen ersten Kits) anstatt der kugeligen Astrokuppel nachträglich eine weit plattere Haube, quasi als eine Art Dachfenster, über der Pilotenkanzel eingesetzt bekamen. Natürlich wären dieses alles nur Kleinigkeiten. Für Denjenigen, der sie für sein angepeiltes Vorbild aber benötigt, sicher eine Arbeitserleichterung da man hier nichts extra scratchen muss. Leider enden hiermit aber schon die Vorzüge des zweitältesten Kits der Dakota. Abgesehen von den für die Entstehungszeit hervorragenden Sternmotornachbildungen(die hier als Relief ausmodeliert wurden) und den ordentlichen Luftschrauben sind die restlichen Teile nämlich eher als detailarm zu bezeichnen. Dies trifft in erster Linie auf das Hauptfahrwerk zu, dass sich zwar einfahren lässt, deswegen aber ziemlich vereinfacht nachgebildet werden musste. Die Innenseiten der Frachttüren erreichen leider nicht einmal den Monogram-Standard, da es daran keinerlei Oberflächendetails gibt. Obgleich andererseits zumindest aber solche Details wie Türklinke und Scharniere an der vorderen Frachtluke bedachtet wurden! Eine Cockpiteinrichtung gibt es dann ebenfalls nicht. Was bei einem Bausatz dieser Epoche zumal in diesem Maßstab aber vielleicht noch irgendwie verzeihlich ist. Da man ja durch die übertrieben starken Klarsichtteile bestenfalls sowieso gerademal nur die Pilotenfiguren schemenhaft erkennen kann.

Die Oberfläche des Modells mit seinem teilweise offenbar eher willkürlichen, symmetrischen, Raster von Nietenreihen, wäre ebenfalls als ein Merkmal einer vergangenen Ära einzustufen. Dabei wurde an den Tragflächen nicht einmal Monograms Niveau erreicht. Ein klassisches Ganzmetall-Flugzeug wie die DC-3 ganz ohne Nietnachbildungen darstellen zu wollen ist aber, wie Anfangs erwähnt, selbst in diesem Maßstab sicher ein Fehler. Bei über 500.000 davon verbauten kann das einfach nicht authentisch sein, weshalb die aktuellen Modelle, zumindest was mich anbelangt, irgendwie zu "glatt" wirken. Zumal doch Airfix` Mikro-Nietennachbildungen hier wirklich nicht allzu überdimensioniert erscheinen und das insbesondere nach dem das Modell bemalt worden ist. Lediglich die unteren Motorgondeln wurden ohne Nietenreihen nachgebildet. Wofür sich jetzt kein nachvollziehbarer Grund erahnen lässt. Während deren Aufbau, der hier aus zwei Hälften erfolgt. die an den Flügel geklebt werden. Wohl lediglich der Tiefenausdehnung der Gussformen nützt.

Die beweglich zu montierenden Ruderflächen sind ebenfalls ein Relikt einer vergangenen Epoche und dürften heute wohl unnötig sein. Obwohl bei der aktuellen Auflage aus England, interessanterweise, zumindest die Seiten- und Höhenruder ebenfalls wieder verstellbar wären. Die den Vergaser-Lufteinlasshutzen vorgelagerten Filtereinsatzverkleidungen fehlen dem neuen Kit aber und auch bei Hobbyboss. Allerdings wären sie für den Airliner eher selten. Hier sind sie auch, ganz im Gegensatz zu den neueren Kits, recht schmächtig ausgefallen. Was dann gleichfalls auch für die, aufgrund der bei der C-47b (bzw. Dakota Mark IV) zusätzlich eingebauten Turboladern, notwendigen Verkleidungen, als auch für die gewöhnlichen Lufteinlässe ohne Filtereinsatz gilt.

Die Mini-Guns sind, meiner Meinung nach, recht ordentlich nachgebildet worden und auch die Figuren wären korrekt, da die Helme der stehenden Besatzungsmitglieder wirklich solche Dimensionen aufwiesen. Lediglich deren Maßstab-Diskrepanz zu Airfix` damaligen Standard-Jetpiloten im Cockpit, dürfte etwas stören. Das siebte bzw. letzte linke Fenster vor der Frachttür ist hingegen wie auch bei Monogram vorbildgetreu verkleinert nachgebildet worden.

Fazit: Objektiv betrachtet kann hier als Fazit also nur ein "bedingt empfehlenswert" erreicht werden. Wirkt eine alte Airfix-Dakota zumal out of the box heute ehrlich gesagt aufgrund der wenigen Oberflächendetails schon etwas zu schlicht und dadurch unattraktiv. Aufgrund der bescheiden Gussqualität, mit möglichem Verzug, Sinkstellen, störenden Auswerfermarken und allgegenwärtiger Vergratung ist ferner auch der Bau kein reines Vergnügen. Obgleich er aufgrund der übersichtlichen Teileanzahl theoretisch aber durchaus auch von Beginnern gemeistert werden sollte.

N.(Juni 2020)