Vorbild: Die zweimotorige Armstrong Whitworth Whitley war ein schwerer Bomber der RAF aus der Anfangszeit des WK II und entstand aufgrund einer Ausschreibung der RAF(B.4/34) von 1934. Der Erstflug des mit K4586 gekennzeichneten Prototyps war am 17. März 1936. Die ersten Exemplare der Whitley waren bis einschließlich der Mk. III waren mit Armstrong Siddeley Tiger-Sternmotoren ausgerüstet. Insgesamt sollten 320 Exemplare dieses bei der Indienststellung schon fast veraltenden Entwurfs gebaut werden. Dann wurde der Auftrag auf nur 200 Stück gekürzt, die bis zum März 1939 geliefert werden sollten.
Ab der Mk. IV wurden Merlin-Reihen-Motoren eingebaut. Nachdem man kein Nachfolgemuster für Armstrong Whitworth hatte lief die Produktion ab der 201. Maschine in der deutlich überarbeiteten Variante Mk. V weiter. Diese wurde auch zur meistgebauten Variante dieses Bombers. So entstanden zwischen August 1939 und Juli 1943(!) immerhin 1.466 Exemplare dieser Version. Die RAF setzte die Whithley in der Anfangsphase des WK II zu Nachtbomberangriffen auf deutsche Städte ein. Weiterhin wurde die Whitley als Absetzflugzeug für Fallschirmjäger genutzt. Für das RAF Coastal Command entstand die Version GRMk. VII. Diese hatte eine erhöhte Reichweite und eine Radarausrüstung. Es gab insgesamt 146 GRMk. VII.
Im April/Mai 1942 hatte die British Overseas Airways Corporation (BOAC) 15 Whitley Mk. V im Dienst. Diese wurden zuvor zu Frachtern umgebaut. Dabei wurden die Waffenstände ausgebaut und diese mittels Blech verkleidet. Weiterhin wurden zusätzliche Tanks im Bombenschacht eingebaut und das Rumpfinnere wurde für den Frachttransport umgebaut. Eine Maschine erhielt sogar eine vergrößerte Frachttür. Eingesetzt wurden diese Flugzeuge bis August 1942 auf den Routen Gibraltar-Malta und Schottland-Schweden. Sie wurden dann durch die Lockheed Hudson abgelöst und die 14 verbliebenen gingen wieder an die RAF zurück.
Bausatz: Nach der AW Whitley Mk. V ist nur die zweite Variante dieses gelungenen Bausatzes auf dem Markt. Die GRMk. VII ist die letzte Variante des Originals und liefert hier den Titel des Bausatzes. Das tolle ist allerdings das Airfix auch die zivile Variante mit berücksichtigt hat. So gibt es auf dem neuen kleinen Spritzling nicht nur die Antennen der GRMk. VII sondern auch die Abdeckungen für die Waffenschächte!
In dem attraktiven Stülpkarton befinden sich gut verpackt fünf hellgraue Spritzlinge mit 170 Einzelteilen, zwei klare Spritzlinge mit 19, ein Decalbogen und die mehrfarbige Bau- und Bemalungsanleitung. Die Abspritzung der Bauteile ist sehr gut und auch die versenkten Strukturen sind recht tief und schmal. Der äußere Rumpf ist in fünf Teile zerlegt. Dadurch konnten andere Versionen recht einfach entstehen.
Das Cockpit ist sehr ordentlich detailliert. Hier gibt es nicht nur Sitze und Instrumentenbrette, sondern auch diverse Hebel und Strukturen. Das Instrumentenbrett bekommt ein Decal. Sitzgurte sollte man allerdings ergänzen. Immerhin gibt es da von eduard ein Fotoätzteilset mit dem Benötigten. Auch weiter hinten im Rumpf bietet Airfix eine Inneneinrichtung. Leider sind die Details bei der optional zu öffnenden Tür im Heck innen nicht so gut. Hier hätte ich mir an den Rumpfinnenseiten ein paar Strukturen gewünscht. Für den Waffenschacht liefert Airfix jetzt auch auf dem kleinen Spritzling die passenden Bomben. Die kleinen Fenster werden von innen eingeklebt. Für das Maskieren der Klarsichteile bietet eduard einen Maskensatz an.
Am Tragflächenmittelstück müssen vor dem Bau noch ein paar Bohrungen angebracht werden. Anschließend wird das Ganze Teil mittels zweier Holme verstärkt. Darin sind auch Teile des Fahrwerks angebracht. Durch eine Überlappung von Ober- und Unterseite wird das Ganze sicherlich sehr stabil. Die Fahrwerksschächte sind toll detailliert. Es gibt hier keine Kleinstteile. Alles ist gut durchdacht.
Bei den Triebwerken kann man die Abluftklappen alternativ offen oder geschlossen bauen. Die Auspuffrohre sind jeweils für eine Seite zusammengefasst. Leider sind die Öffnungen nicht angedeutet. Hier kann man sich mit einer guten Bemalung behelfen. Die Kühler werden von außen an die Triebwerke angeklebt.
Nacheinander werden Rumpfvorderteil und das Heck an die Tragfläche angeklebt (!). Die Landeklappen können auch in ausgefahrener Position angeklebt werden. Hier bietet eduard eine fotogeätzte Alternative an. Seiten- und Höhenruder haben scharfe Hinterkanten. Die beiden Bombenschächte können offen bleiben und mit Bombennachbildungen bestückt werden. Das Fahrwerk nimmt die gute Detaillierung der Schächte auf. Die Hauptfahrwerksräder sind leicht abgeplattet.
Bei den beiden Abwehrtürmen gibt es schöne Details und hier gibt es kaum Raum für Verbesserungen. Gedrehte Metallrohre wären so eine Maßnahme… Die dreiblättrigen Luftschrauben bestehen aus jeweils einem Stück. Für die große klare einteilige Cockpitverglasung gibt es Alternativteil. Die Einstiegsklappe im Bug kann offen angeklebt und mit einer Leiter versehen werden. Die recht dominanten Antennen der GRMk. VII hat Airfix recht fein nachgebildet. Es gibt hierfür von eduard auch ein Ätzteilset wobei diese nicht optimal für diesen Zweck sind.
Für die beiden möglichen Optionen gibt es schön große mehrfarbige Bemalungsanleitungen. Natürlich bezieht man sich auf Farben aus dem Hause Humbrol. Der Decalbogen ist tadellos im Register auf hellblauem Trägerpapier gedruckt.
Bemalungsvarianten:
Fazit: Airfix liefert hier einen sehr gut gemachten Bausatz der AW Whitley in 1/72 aus. Ich finde es toll, dass man auch eine zivile Variante umgesetzt hat. Mit ein wenig Zeit können auch Gelegenheitsbastler daraus ein tolles Modell zaubern!
Erhältlich sind die Bausätze im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei Glow2b.
Literatur:
Armstrong Whitworth Whitley, Warpaint Series No. 21, Ken Wixey, Warpaint Books Ltd. |
Volker Helms, Godern(Januar 2017)