Vorbild: Die Entwicklung der Tu-134 als Kurzstreckenflugzeug für bis zu 72 Passagiere begann Anfang der 60ziger Jahre und basierte zunächst auf der Tu-124. Am Ende wurde es bis auf den Rumpfdurchmesser und die Nase eine völlige Neukonstruktion, deren Erstflug am 29. Juli 1963 und deren Auslieferung an die Aeroflot im September 1967 begann.
Neben einigen Veränderungen und Verbesserung kam mit der Tu-134A, Erstflug 22 April 1969, dann eine Weiterentwicklung auf den Markt. Sie ist 2,10 m länger und kann bis zu 76 Passagiere befördern. Markanter Unterschied: Die Navigator-Glasnase wurde im Laufe der Tu-134A-Produktion gegen eine geschlossene Radomnase ausgetauscht, die zugehörige Beule an der Rumpfunterseite verschwand. Die Produktion der Tu-134 endete 1984 nach 853 gebauten Exemplaren. Der geplante Nachfolger war die Tu-334, die aber das Teststadium bis heute nicht verlassen hat. Die Rolle wird nun eher dem Sukhoi Superjet zufallen.
Die Interflug erhielt ihre ersten Tu-134 im Jahre 1968, zunächst in der Normalversion Tu-134, dann in der Erstauslieferungsform der Tu-134A noch mit Navigatornase und Rumpfbeule. Die CSA hat seit 1971 nur Modelle ohne Navigatornase und Rumpfbeule erhalten.
Bausatz: Der Bausatz besteht aus einem einzigen Spritzrahmen, der für eine "Hinterhof"-Produktion einen sehr guten Standard darstellt. Verglichen mit modernen Bausätzen großer Hersteller gibt es keine Passzapfen, keine offenen Fenster oder Klarsichtteile für das Cockpit.
Dafür erhält man einen recht sauber gespritzen, fein gravierten Bausatz, der mit Fotoätzteilen und Decals komplett ausgeliefert wird. Die Boxart ist herrlich und erinnert an das Design später VEB-Bausätze. Den Preis von ca. 16 Euro bezeichne ich als sensationell.
Zu beachten ist, dass der Bausatz die Erstvariante der Tu-134A darstellt. Das heißt: Für Interflug perfekt, für CSA müssen Glasnase und Rumpfunterseitenbeule verändert werden. Vorteil dennoch: Man kann aus dem Rumpf auch die Normalvariante herauskürzen, die ja ebenfalls bei der Interflug flog. Entfernen ist eben leichter als Hinzufügen.
Decals Zunächst wird der Bausatz mit "Interflug – CSA alt" ausgeliefert, "LOT – Malev" und "Aeroflot - CSA neu" sollen noch folgen.
Die Decalbilder sind einzeln auf den Bogen gedruckt und entsprechen somit dem modernen und leicht zu verwendenden Standard heutiger Decals. Alle wesentlichen Airlineteile werden abgedeckt, Details wir Klappen, etc. fehlen leider.
Fazit: Nach der Fokker-VII und der DC-9 (auch unter "FLY" vermarktet) ein weiterer, neuer Flugzeugtyp als Spritzgussbausatz bei AZ (ex-Legato) aus Tschechien. Mit ein bisschen Mühe beim Basteln braucht sich das Modell am Ende nicht zu verstecken, der Preis toppt alle Resinausgaben des Typs bei Weitem. Toll, dass sich ein osteuropäischer Hersteller des Themas angenommen hat. Wenn die Gerüchte stimmen, und als nächstes die IL-18 kommt, dann bekommt man am Ende noch die 1/144 Sammlung an "Interflugzeugen" zusammen. Großartig.
Viel Spaß beim Basteln,
Uwe Damaschek, Berlin (August 2010)