In Konkurrenz zu Profiline hat auch AZmodel eine Serie des MD-500 im Maßstab 1/72 auf den Markt geworfen. Während Profiline den Weg einer Neumodellierung per CAD gegangen ist, stammt der AZmodel-Bausatz aus einer galvanoplastischen Spritzgussform mit einem physischen Mastermodell. Dieses Mastermodell beruht auf einem eher lieblos überarbeiteten Italeri-Modell. Es wurde etwas herumgraviert und ein paar Löcher „eingenietet“ und das nicht besonders gerade. Im Fußbereich der Piloten wurde ein Teppich aus Tamiya-Tape zwecks „höherer Detaillierung“ verlegt, aber ebenfalls krumm und schief.
Grundsätzliche Schwächen des Ursprungsbausatzes, wie die zu schmalen Rotorblätter ohne Trimmkanten, wurden übernommen. Durch die Bearbeitung des Ursprungsmodells wurde dieses naturgemäß kleiner und durch die Abformung kam es zu weiteren Schrumpfungen, so dass das Modell einen satten Millimeter in der Trennebene der Rumpfhälften verloren hat. Dies macht sich bei einem so kleinen Modell schon deutlich bemerkbar.
Bei einer solchen Technologie lässt sich Passgenauigkeit nicht mehr verwirklichen. Ein herkömmlicher Zusammenbau wird unmöglich. Die Klarsichtteile lassen sich kaum sauber verbauen, wobei das ursprüngliche Hauptteil mit der runden Nase noch besser zu passen scheint. Die Seitenscheiben müssten eigentlich eine separate Wölbung aufweisen. Dies ist am Bausatz so nicht vorhanden. Alle Kleinteile haben bei der Überarbeitung gelitten und haben teilweise auch noch extrem ungünstige Angüsse. Die Regenrinnen an den vorderen Türen sehen so am Original nicht aus und bei den japanischen Maschinen sind sie überhaupt nicht vorhanden.
Auch die wenigen Resinteile sehen einfach schlampig aus. Die kleine Platine mit fotogeätzten Teilen scheint nur beigefügt zu sein, um den Bausatz scheinbar aufzuwerten. Einziger Lichtblick mit Abstrichen sind die Abziehbilder. Sie sind schön dünn und im Register gedruckt. Allerdings haben die Hinomarus ein Ferrari-Rot, statt des üblichen dunklen Blut-Rots. Zwar sind die Zusatzrahmen der hinteren Türen als Abziehbild ausgeführt, allerdings in Silber, statt der Tarnung des Originals.
Fazit Aus meiner Sicht einer der schlampigsten Bausätze, die ich in den letzten Jahren so gesehen habe. Da hilft auch nicht, dass 2 Bausätze sich in der Verpackung befinden. Die verwendete Technologie mag bei einem relativ einfachen und wenig filigranen Objekt noch funktionieren; hier ist sie einfach völlig ungeeignet. Empfehlen kann ich den Bausatz nur denjenigen, die eine Herausforderung suchen, oder sich besonders für die japanischen Abziehbilder interessieren.
Erhältlich dieser Bausatz z.B. via PREmodels lubwim@web.de oder natürlich im örtlichen Fachhandel.
Matthias Erben, Berlin (September 2010)