Vorbild: Die He 70 entstand aus einer Forderung der Lufthansa und Swissair nach einem schnellen Flugzeug und stellte in vielerlei Hinsicht einen Meilenstein in der Luftfahrtgeschichte dar, denn ihre bestechende aerodynamische Linie war der Zeit weit voraus. Zudem war sie das erste europäische Flugzeug bzw. das erste Verkehrsflugzeug der Welt mit einziehbarem Fahrwerk. Die He 70 war zeitweise die schnellste Verkehrsmaschine der Welt, was ihr den Beinamen „Blitz“ einbrachte.
Das Flugzeug war einmotorig und als freitragender Tiefdecker ausgelegt. Die Tragflächen hatten eine Sperrholzbeplankung und einen ovalen Grundriß sowie Landeklappen. Der spindelförmige Ganzmetallrumpf war in Schalenbauweise konstruiert und aerodynamisch sauber. Die ovalen Leitwerke waren freitragend und bestanden komplett aus Holz. Das einziehbare Normalfahrwerk fuhr in die Tragflächen ein, der Schleifsporn wurde in den Rumpf eingezogen. Erstmalig wurde in Deutschland ein Triebwerk mit einer Heißkühlung ausgerüstet, bei welcher der Kühler je nach Bedarf in den Rumpf eingezogen werden konnte. Der einziehbare Glykolkühler erbrachte zusammen mit dem Einziehfahrwerk eine um 40 km/h erhöhte maximale Fluggeschwindigkeit. Das Flugzeug konnte bis zu fünf Passagiere befördern und hatte lediglich einen Piloten als Besatzung.
Mit Hilfe dieses Maschinentyps richtete die Lufthansa den Flug-Blitzdienst ein, der Berlin mit den Städten Frankfurt am Main, Hamburg und Köln verband, sowie die Route Köln/Hamburg. Im europäischen Flugdienst wurde die He 70 von 1933 bis 1937 eingesetzt. Einige Exemplare wurden auch exportiert (Ungarn, Spanien, Großbritannien, Japan). Eine Maschine wurde von der englischen Firma Rolls-Royce gekauft und intensiv studiert. 1938 konnte mit der He 70 unter Verwendung des Rolls-Royce Peregrine-I-Triebwerkes eine Spitzengeschwindigkeit von 481 km/h erreicht werden. Sie lieferte Ergebnisse, die in den Entwurf der Supermarine Spitfire einflossen (unter anderem die Tragflächen- und Heckflossenform).
Neben der zivilen Ausführung wurden auch militärische Versionen entwickelt. Bei der deutschen Luftwaffe war die He 70 als Behelfs-Aufklärer, später als Reise-, Luftdienst- und Verbindungsflugzeug bis Ende des Zweiten Weltkrieges im Einsatz. 28 Maschinen wurden mit der Legion Condor in den Spanischen Bürgerkrieg entsandt. In Spanien wurde sie als schneller Aufklärer bei der Aufklärungsgruppe 88 eingesetzt. Insgesamt erhielt die Luftwaffe 296 He 70 F-2, die von Januar 1935 bis Juli 1937 in Serie gebaut wurden. (Quelle Wikipedia)
Bausatz: AZ Model liefert hier das erste Plastikbausatz der Heinkel He 70 im Maßtab 1/48. Es wurde auch Zeit denn es handelt sich hier um ein wichtiges Flugzeug der Luftfahrtgeschichte. In der Schachtel befindet sich ein Beutel mit Plastikteilen, einem Decalbogen und der Bauanweisung.
Die Plastik-Spritzlinge deuten darauf hin, dass es sich hier um ein "Short Run" Bausatz handelt. Alle Teile wird man säubern und einige der kleineren vielleicht sogar verfeinern oder ersetzen müssen. Die Gravur ist sehr unterschiedlich. Die Oberfläche der Flügel ist zum Beispiel ganz in Ordnung, aber die des Rumpfes weniger gelungen. Ich habe den Eindruck, dass mehrere Leute an dem Projekt beteiligt waren und das einige mehr oder weniger begabt waren. Es scheint so als ob die Metal- (oder Resin?) Formen ein wenig bei der Herstellung der Spritzlinge gelitten haben, denn an manchen Stellen sind die Details verschwunden. Auf der rechten Rumpfseite kann mann vorne sogar so etwas wie eine Bruchlinie erkennen. Also wie gesagt, die Teile zuerst säubern und feinschleifen bevor man sie einsetzt.
Die Klarteile aus Plastik sehen eigentlich ganz gut aus, aber leider ist die Kanzel ganz geschlossen dargestellt. Wer eine andere Konfiguration mag, muss in die Trickkiste greifen, was nicht leicht sein wird. Besonders viel wird im Inneren des Rumpfes aber nicht zu sehen sein. Insgesamt sind für den Innenraum nur 14 Teile vorgesehen (Bewaffnung inbegriffen). Also wer ein "seriöses" Model bauen will, der muss hier ein wenig mehr tun oder warten bis jemand (Eduard oder sogar AZ Model selbst) einen Fotoätzteil Satz dafür entwickelt und auf den Markt bringt.
Der Decalbogen ist nicht sehr groß und fast nur Schwarz/Weiß, sieht aber gut aus. Also hier erwarte ich am wenigsten Probleme. Zwei Maschinen kann man damit darstellen:
Die Bauanweisung ist sehr spartanisch. Es handelt sich lediglich um ein A4 Blatt "Kopierpapier", das in der Mitte gefaltet ist. Da der Bausatz aus recht wenigen Teilen besteht (76), sollte es aber reichen. Eine gute Idee war es, die Farbanweisungen in Farbe auf der Rückseite der Schachel zu drucken.
Fazit: Mit dem AZ Model Heinkel He 70 Bausatz ist man klar in der Kategorie "für Männer". Damit will ich natürlich nicht sagen, dass Frauen ihn nicht bauen können, aber das man(n) mit sehr viel Arbeit rechnen muss, um hier ein vernünftiges Ergebnis erkämpfen zu können. Besonders wenn man vor hat, es neben ein Tamiya oder Eduard Model in der Vitrine zu stellen.
Erhältlich sind die Bausätze von AZ model im gut sortierten Fachhandel oder z.B. bei IBG.
Jean-Luc Formery, Loupershouse (Mai 2012)