Zum Vorbild: Die Geschichte der M109 Panzerhaubitze begann zur Zeit des kalten Krieges. Der erste Prototyp wurde unter der Bezeichnung T-196 im Jahr 1959 dem amerikanischen Verteidigungsministerium vorgeführt. Da der Prototyp noch über eine ungenügende Federung verfügte, musste sie überarbeitet werden. Auch die Wanne des Fahrzeuges wurde überarbeitet, so dass der Prototyp von den späteren Serienfahrzeugen abwich. Der erste Prototyp der M109 verfügte noch über einen Ottomotor.
Ab 1959 beschloss das amerikanische Verteidigungsministerium, alle Gefechtsfahrzeuge mit einem Dieselmotor auszurüsten. So wurde der Treibstoffverbrauch und die Brandgefahr gesenkt. Ab dem Jahr 1963 wurde die Haubitze endgültig als M-109 klassifiziert und in Serie gebaut. Die Feuertaufe erfuhr die Haubitze im Vietnamkonflikt. Meist eingesetzt in den sogenannten Fire Support Bases, konnten so die Operationen der Infanterie unter Panzerschutz erfolgreich unterstützt werden.
Die M109 erfuhr in ihrer Laufbahn, die bis heute andauert, viele Verbesserung. Von der Version M-109 A 1 bis zur Abschlussversion M109 A6 wurde viel Wert darauf gelegt, die Geschossreichweite der 155 mm Granaten zu erhöhen. Die A6 Version kann ihre Geschosse bis auf eine Entfernung von 23500 m verschießen. Werden 155mm Geschosse mit Raketenunterstützung eingesetzt, kann die Reichweite auf 30000 m erhöht werden.
Der größte Unterschied zu den Vorgängerversionen wird am neu gestalteten Turm sichtbar. Er wird wie die Wanne aus geschweißtem Aluminium hergestellt. Dieser wurde vergrößert, um mehr Treibladungen aufnehmen zu können. Der Turm ist im Innenraum mit Kevlar verkleidet, um bei Treffern Absplitterungen zu vermeiden. Eine neue M28-Haubitze wurde eingebaut. Datenfunk, ein neuer Feuerleitrechner, eine verbesserte digitale Funkanlage, GPS ab der Version M109 A5 und ein System zur Messung der Mündungsgeschwindigkeit halfen die M109 A6 auf den neusten Stand zu bringen.
Die Besatzung wurde im Gegensatz zu den früheren Versionen auf vier Mann reduziert. Da die Haubitze nicht über ein automatisches Ladesystem verfügt, ist nur eine Feuerrate von 1 Schuss pro Minute möglich. Durch die geringe Feuerrate des Geschützes wurde viel Wert auf die Beweglichkeit der Haubitze gelegt: Schießen und Stellungwechsel. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 56 Km/h. Die Serienfertigung der M109 A6 begann im Jahr 1992. Sie wird bei allen Großverbänden der U.S. Army eingesetzt. Bei Einsätzen im zweiten Golfkrieg und in Afghanistan konnte sie sich gut bewähren. Auch viele andere Nutzerstaaten setzen die M109 bis heute ein.
Der Bausatz: Gab es bisher nur eine M109 A6 von der Firma Italeri die im Formentausch von Revell und seit kurzem auch von Tamiya vertrieben wird, war ich erfreut zuhören, dass sich AFV CLUB der Paladin im Maßstab 1:35 annehmen wird. Nachdem Öffnen des sehr stabilen Stülpkartons mit ansprechenden Deckelbild fallen einem die Vielzahl in Dunkeloliv gespritzten Gußrahmen auf.
Wie bei AFV CLUB gewohnt, sind die einzelnen Teile äußerst gut detailliert. Einige Bauteile sind so filigran, dass beim Heraustrennen Vorsicht geboten ist. Ein Highlight des Kits ist ein hervorragendes, gedrehtes Alurohr. Für die Wanne, die aus mehreren Teilen besteht, darf natürlich eine Drehstabfederung nicht fehlen. Zur Wiedergabe des Antirutschbelags auf der Wanne ist den Bausatz ein kleiner weißer angerauter Stickerbogen beigelegt.
Die Abdeckung des Motorraums kann geöffnet werden, der Motor muss aber auf dem Zubehörmarkt beschafft werden. Die Laufrollen die jeweils aus zwei Teilen zusammengefügt werden,bleiben durch die den Kit beigelegten Polycaps beweglich.
Dem Paladin Bausatz ist eine Vinylkette beigelegt. Leider ist eineKette bei mir im Bausatz so geknickt worden, dass sie in zwei Teile zerfallen ist. Glücklicherweise hatte ich ohnehin vor, auf eine Plastikeinzelkette zurückzugreifen. Weil die M109 kein Kettenblende besitzt, ist der Blick auf die Kette frei. Mit einer Einzelgliederkette ist der Durchhängeeffekt besser darstellbar. Kettensätze für den Paladin sind von AFV und der Firma Riich verfügbar.
Eine Inneneinrichtung ist dem Bausatz nicht mitgegeben worden, aber dafür ist der Verschluss, der M-28 Haubitze eine Augenweide. Akkurat nachgebildet, kann er offen oder geschlossen gebaut werden. Das Geschütz ist nach oben und unten richtbar.
Auch das Äußere des Turms strotzt nur so vor Details. Feine Schweißnähte und ein extra feiner Antirutschbelag sind hier zu erwähnen. Auch sehr schön ist das schwere MG Cal.50. Für das Maschinengewehr liegen zwei Läufe bei, einer mit trichterförmiger Öffnung und einer ohne. Die Läufe sind selbstverständlich aufgebohrt. Der Spannhebel für das MG, liegt separat bei und ist nicht wie bei anderen Nachbildungen des MGs angegossen.
Weitere Zurüsteile, wie Werkzeuge, Munitionskisten für das Cal 50 MG, Kanister, ein Stahlseil - nachgebildet aus Vinyl - und viele andere super detaillierte Teile komplettieren den Turm der Paladin Haubitze. Ein sinnvoller Ätzteilsatz liegt dem Bausatz bei. An ihm befinden sich Gitternachbildungen für die Turmkörbe und Spanngurte. Wer sich das Deckelbild einrahmen möchte kann das ohne zerstören des Kartons tun. Dem Bausatz ist nämlich ein Din/A4 Bild beigegeben worden.
Die Bauanleitung ist leider nur in Englisch und Koreanisch ausgeführt. Aber durch die gute Wiedergabe der Zeichnungen dürften keine Probleme beim Zusammenbau auftreten. Wegen der Vielzahl der Teile sollte man schon etwas Erfahrung als Modellbauer mitbringen. Die Bauanleitung umfasst 20 Seiten und nach 34 Bauabschnitten ist man stolzer Besitzer eines Modells der M109 A6 Paladin.
Lackierung u.Decals: AFV CLUB bezieht sich bei den Farbangaben auf die Hersteller Gunze Sangyo, Humbrol, Revell und Life Color. Je nach Einsatzgebiet wird die Haubitze in Sandfarben oder den Nato Standard Tarnanstrich Bronze Grün, Teerschwarz und Lederbraun lackiert. Aus dem Decalsatz lassen sich fünf Haubitzen bauen. Angaben zu den Einheiten, in den die Fahrzeuge eingesetzt sind sucht man leider vergeblich. Der Decalbogen ist glänzend gedruckt und der Trägerfilm ist kaum sichtbar.
Fazit: Ein hervorragender Bausatz, an dem ich keine Schwächen erkennen kann. Die Abmessungen scheinen stimmig zu sein, aber ich bin sowieso kein Nietenzähler. Hier kann der ältere Italeri Bausatz nicht mehr mithalten. Die Firma Riich aus Fernost hat schon seit einem Jahr eine M-109 A6 angekündigt, die bis jetzt noch nicht erschienen ist. Aber was wollen sie noch besser machen. Vielleicht eine Inneneinrichtung mit Motor der bei AFV fehlt. Jedenfalls ist der Aftermarket nicht untätig und hat einige Sets für das Aufrüsten des AFV Modells angekündigt, aber wirklich nötig sind diese nicht. Die 50 Euro die man für den Paladin locker machen muss, sind hier wirklich gut angelegt.
Andreas Wolf, Berlin (November 2013)
Literaturhinweis:
M 108/109 Howitzer Walk Around No.5721 David Doyle Squadron Signal Publications ISBN: 978-0-89747-617-1 |