Bei diesem Fahrzeug handelt es sich wahrscheinlich um einen Umbau während des Krieges. Hier scheint die Zisterne eines BZ 35 vom ZIS 6 so modifiziert worden zu sein, dass sie relativ problemlos auf das Fahrgestell eines ZIS 5 aufgebaut werden konnte. Von der Tragkraft der Fahrgestelle her war dies kein Problem und da die Rahmen identisch waren, gab es keinerlei wichtige Hindernisse, die einem solchen Umbau im Wege gestanden hätten. Interessant ist, dass der Kasten mit den Armaturen und Pumpen am Heck entfernt worden ist, während die Gerätschaften zum Befüllen der Fahrzeugtanks an den Seiten erhalten geblieben sind. Es hat den Anschein, dass Kolja beim Betanken von Fahrzeugen und Geräten aus dieser Version eines Benzintankfahrzeuges externe Pumpen verwendet hat, um die Zisterne vollständig leeren zu können.
Der Bau dieses Modells geht auf eine leider nicht mehr vorhandene Zeichnung zurück, die ich von einem Kollegen aus Sachsen-Anhalt vor Jahren bekommen hatte. Da diese Zeichnung aus einer russischen Modelbauzeitschrift war, steht allein die Sprache für die Richtigkeit der Annahme. Der Osten hat uns Modellbauer in den letzten 20 Jahren ja mit immer neuen Überraschungen nahezu überhäuft und sicherlich so manches Weltbild bis in die Grundfesten erschüttert.
Der Grundbausatz ist der des BZ 35 von AER / PST. Da in diesem Bausatz die Spritzlinge so gestaltet sind, dass man beide Fahrzeuge (ZIS 5 und ZIS 6) bauen kann, ist es ein leichtes, das Fahrgestell eines ZIS 5 zu gestalten. Man lässt einfach nur die Teile für den ZIS 6 weg und verwendet den Rest. Die Krabbelkiste freut sich und man ist froh, wenn für spätere Projekte die entsprechenden Teile vorhanden sind. Die Zisterne des BZ 35 wurde von mir ohne die Rückwand zusammen geklebt. Anstelle des Bausatzteiles wurde Plastikmaterial in der entsprechenden Stärke des nicht benötigten Teiles aufgeleimt und nach dem Aushärten des Klebers bündig verschliffen. Die seitlichen Konsolen des Tankaufsatzes wurden gekürzt und die offenen Unterseiten mit Polystyrolstreifen verschlossen. Auch hier sind die Überstände nach der Aushärtezeit des Klebers bündig verschliffen worden.
Die für ein Kriegsmodell falschen vorderen Kotflügel (entsprechen einem UralZIS Mitte der 50er Jahre) müssen noch umgearbeitet werden, ebenso die falsche Aufhängung des Reserverades. Aber was will man machen, wenn zum Zeitpunkt des Baus des Modells nicht die richtigen Unterlagen zur Verfügung stehen und etwas neues entstehen soll? Mir geht es in dieser Hinsicht so wie sicherlich vielen anderen Modellbauern: fertig werden, auch wenn sich Fehler einschleichen...
Thomas Heinicke, Prora