Nachdem ich im Besitz entsprechender Fotos war, konnte ich auch diese Variante des Fahrzeuges bauen. Alles, was bisher zum Bau des ZIS 42 bzw. ZIS 42M beschrieben worden ist, trifft auch auf dieses Modell zu.
Interessant ist die Gestaltung der Abdeckung des Frachtraumes und eigentlich für Kriegszeiten, in den Rohstoffe und Arbeitskräfte knapp waren, auch logisch. Die Bürger der UdSSR, die in der Lage waren, mit einer Nähmaschine umzugehen, waren vorrangig in den Betrieben eingesetzt, die Uniformen für die Soldaten an der Front hergestellt haben. So mussten für die Fertigung gröberer Objekte Methoden gefunden werden, die auch von Laien bewerkstelligt werden konnten.
Wie die Fotos zeigen, wurden die Abdeckplanen für Fahrzeuge mit Spriegelgestellen relativ einfach gehalten. Ein großes viereckiges Segeltuch erhielt nur die Aussparung für den Heckeinstieg der Pritsche, wobei dies noch "Luxus" war. In der Regel wurden Planen gefertigt, die sämtliche Öffnungen verdeckten. Die Fahrer der LKW mussten sich dann etwas einfallen lassen, wie sie zum Be - und Entladen an die Ladefläche heran kamen.
Ich habe für mein Modell die "Luxusversion" der Plane gewählt, weil sie auch mit Fotos zu belegen ist. Nachdem das Grundmodell fertig war, wurde das Spriegelgestell aufgebaut. Dies besteht aus U - Profilen, die entsprechend der Pritschenbreite eingekerbt, gebogen, dort verklebt und zum Aushärten zwischen die Bordwände gesteckt wurden. Mit dieser Methode ist garantiert, dass die Teile in der Ausrichtung exakt sind. Nachdem der Kleber fest war, wurden die Spriegel auf eine einheitliche Höhe gebracht und mit den Innenseiten der Pritsche verklebt. Während der Aushärtezeit habe ich aus den Taschentüchern des schon genannten Discounters die Umrisse der Plane ausgeschnitten und die einzelnen Lagen getrennt (aus eins mach drei - Reserven, die man immer gebrauchen kann). Man kann dabei ruhig etwas großzügiger sein, da überflüssiges Material nach dem Ankleben mit einem Skalpell immer noch entfernt werden kann.
Bevor die "Plane" aufgezogen wird, sollte aber unbedingt der innere Bereich der Pritsche mit Farbe versehen werden, sonst lässt man wieder einmal Nerven, die für wesentlichere Dinge gebraucht werden.
Nach der Farbgebung habe ich die Plane erst einmal lose angepasst und durch leichtes Abkanten die groben Maße für das Ankleben markiert. Mit Sekundenkleber - Gel, das tropfenweise nacheinander auf den Oberseiten der einzelnen Spriegel aufgebracht wird, gelingt es, die Stoffteile zunächst einmal grob zu befestigen. In analoger Weise geht man an den Seiten der Pritsche vor. Es empfiehlt sich bei dieser Methode wärmstens, die Papierteile anzufassen, da dadurch genau die Falten entstehen, die den Eindruck der Wirklichkeit hervorrufen. Wenn die bisher beklebten Seiten sich nicht mehr freiwillig von den Papierteilen befreien lassen, ist die Zeit gekommen, die "Plane" an der Vorderseite der Pritsche umzuschlagen. Also falten, nach innen schieben und die Spitzen verkleben (so als würde man ein Paket verpacken). Danach sollte der Ausschnitt für die Hecköffnung verfestigt werden. Sind alle Papierteile zur Zufriedenheit verarbeitet, wird die ganze Sache mit flüssigem Sekundenkleber getränkt, wodurch die notwendige Festigkeit der "Verpackung" erreicht wird.
Die Spannseile an der Pritsche habe ich aus ganz dünnem Draht gefertigt und angeklebt. Die Befestigungsstellen der Seile an den Bordwänden wurden danach aus schmalen Streifen von Bleilametta darüber geklebt. Nach der Bemalung sieht diese Konstruktion relativ wirklichkeitsnah aus.
Bleilametta ist übrigens ein Werkstoff, der es in vielen Fällen erübrigt, sich teure Ätzteilsätze zu kaufen! Dies betrifft u.a. die Fertigung von Sitzgurten in Flugzeugkabinen oder die Herstellung von Werkzeughalterungen bei Fahrzeugen.
Thomas Heinicke, Prora