Im Internet sind viele Fotos zu finden, die ZIS - LKW mit Metallkabine und eckigen vorderen Kotflügeln zeigen. Die Bildunterschriften wollen einem immer wieder weiß machen, dass es sich bei diesen Fahrzeugen um ZIS 5V handelt. Dies stimmt aber nicht. Diese Variante des ZIS 5 wurde noch nach 1945 im Ural produziert, wohin bei der "Belagerung" von Moskau durch die Wehrmacht die Produktion der Fahrzeuge zeitweise verlagert worden ist. Wer richtig hinschaut, sieht die entscheidenden Unterschiede: beim ZIS 5V waren Fahrerkabine und Kotflügel aus Holz, da diese Materialien sehr schnell zu beschaffen waren. Die LKW aus dem Ural wiesen zunächst die gleichen Merkmale auf, später wurden aber zunächst die Kotflügel durch solche aus Metall ersetzt, wobei die Form gleich blieb. Und noch später baute man statt der hölzernen Kabinen solche aus Metall auf die Fahrgestelle.
Auf dieser Basis wurde in den 50er Jahren ein Fahrzeug entwickelt, das mit seiner Doppelkabine sowohl als Fahrschulgerät als auch für den Transport von Reparaturbrigaden eingesetzt werden konnte. Um die Doppelkabine installieren zu können, wurde der Radstand von 3,81 m auf 4,00 m und damit verbunden, der Rahmen verlängert. Somit konnten sowohl die neue Fahrerkabine als auch die verkürzte Pritsche auf das Chassis aufgebaut werden. Diese Gestaltung des Fahrgestelles wurde in den Uralwerken auch für die Produktion von anderen Sonderkonstruktionen, wie z.B. Feuerwehrfahrzeugen genutzt.
Das Modell entstand aus einem Grundbausatz des ZIS 5. Den Fahrzeugrahmen habe ich entsprechend der neuen Maße verlängert und die Klebestellen für die hinteren Federn, an denen auch die Hinterachsen aufgehängt waren, modifiziert. Für den hinteren Teil der Doppelkabine musste wieder einmal das Ersatzteillager herhalten. Dies musste die hinteren Türen sowie die Rückwand liefern. Letztere wurde verbreitert, damit sie alles richtig nach hinten abschließt. Die Bodenplatte für den Rückraum wurde durch entsprechendes Material passgerecht ergänzt. Die hintere Sitzbank in der Kabine wurde aus Plastikmaterial analog der vorderen zurecht gefeilt. Nach dem Aufbau des Kabinenrahmens (alle senkrechten Teile waren miteinander verklebt), wurde die Dachkonstruktion passgenau zurecht "gestutzt". Auch hier kam wieder Polystyrolmaterial zum Einsatz, um das "Verschweißen" der Materialien zu garantieren.
Die verkürzte Pritsche wurde analog dem Vorbildfoto aus Bausatzresten gefertigt. Man sollte dabei beachten, dass bei den kurzen Pritschen nur die Rückwand klappbar war. Also lasse man tunlichst die Finger von Scharnieren an den seitlichen Bordwänden.
Thomas Heinicke, Prora