Als ich Bilder dieser Figur erstmals im Internet entdeckte, war es "Liebe auf den ersten Blick" wie man so schön sagt. Die Verbindung von Erotik und Historie in so perfekter Harmonie traf genau meinen Geschmack und nach einigen Monaten bangen wartens, konnte ich überglücklich den Bausatz in Empfang nehmen.
Die Qualität der 28 Teile war mal wieder super. In einem hochwertigem weißen Resin, ohne viel Versatz oder Luftblasen gegossen und mit gut durchdachten Trennungen der einzelnen Elemente, war der Zusammenbau eine wahre Freude. Da der Figurenaufbau recht komplex und mit vielen Hinterschneidungen versehen war, was bei einer Bemalung nach einem kompletten Zusammenbau seine Tücken haben würde, entschloß ich mich, alle Teile vorher zu bemalen und erst dann zu verbinden!
Diese Bemalung dauerte eine ganze (Urlaubs-)Woche, da jedes Teil einzeln immer wieder an den Rumpf angepasst werden mußte ... denn das ungewöhnliche an diesem Modell war die Tatsache, daß die Rüstung wie im Original durch Kordeln miteinander verknotet werden sollte! (Ich verwendete dazu Takelgarn aus dem Schiffsmodellbau!) Viele Teile waren nicht erhaben auf dem Körper dargestellt, wie man es von anderen Modellen her kennt, sondern lagen separat bei...eben wie bei einer echten Rüstung. Da die "Bauanleitung", ein handgemaltes Etwas, das genausogut ein früher Picasso hätte sein können, überhaupt nicht weiterhalf, nahm ich mir ein Fachbuch über japanische Samurai zur Hilfe, mit dem es mir schließlich gelang, alles richtig zusammen zu bauen.
Dabei stellte ich auch fest, daß der Modelleur sehr vorbildgetreu gearbeitet hatte. Denn mal abgesehen von dem "Brustpanzer", hatten alle anderen Teile geschichtliche Vorbilder. Ich konnte die Rüstung in etwa zur Sengoku-Periode (1482-1558) einordnen.
Geschützt von einem tsuji kabuto (Rippenhelm) und dem mit kleinen Platten und Nieten besetzten Kettenhemd, trägt Tsukasa ein wakizashi (Kurzschwert) und als Hauptwaffe ein nodachi, das überlange Kriegsschwert. Schön herausgearbeitet auch die Beinkleider: tabi (Socken mit dem separaten großen Zeh, um den geflochtenen Strohsandalen besseren Halt zu bieten), einen Schenkelharnische aus verflochtenen Metallplatten sowie Beinschienen.
Um der erotischen Ausstrahlung Willen hat der Künstler allerdings einige wesentliche Kleidungsstücke weggelassen ... und ich bin, ehrlich gesagt, nicht besonders traurig darüber ... .
Bei der Farbgebung hielt ich mich an das dem Bausatz beiliegende Foto, obwohl mir das Metallic-Violett für die Rüstung doch etwas seltsam erscheint! Da ich aber nicht weiß, ob diese Tsukasa in Japan irgendeine Vorlage in Film oder Comic hat, belasse ich es so!
In dem Buch "Samurai" aus dem Heel-Verlag, das ich benutzte, findet sich das Foto einer Rüstung in einem ähnlichen Farbton, allerdings nicht in Metallic sondern in Matt.
Der Sockel war übrigens nicht im Lieferumfang enthalten. Zum Glück fand sich in meiner Grabbelbox ein passender, auf dem ich die Figur wieder mittels Schrauben befestigte. Die Bemalung erfolgte mit Acrylfarben nach einer Grundierung mit Citadel-Primer. Die Hautfarbe trug ich mit der Airbrush auf, den Rest mit dem Pinsel!
Die Tsukasa Bullet ist mit ihren fast 29 cm Größe ein echter Hingucker...und momentan mein Lieblingsmodell ! Aber wer weiß, was die Zukunft bringt ... denn da ist ja noch:
Das Internet, unendliche Seiten, wir stossen hier auf Modelkits, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat ...
Mario Kanzenbach