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SF3D Maschinen Krieger:

Ein Treffen mit Kow Yokoyama, dem Schöpfer von SF3D

Zur Person

Kow Yokoyama wurde am 15.Juni 1956 in Kitakyushu in der Provinz Fukuoka in Japan geboren und besuchte dort auch die Grundschule. Durch seinen Vater, der in der japanischen Marine Dienst tat, kam er schon in jungen Jahren mit Militär und Waffentechnik in Kontakt. Nach erfolgreichem Abschluß der High School, wo man bereits auf sein künstlerisches Talent aufmerksam geworden war, ging er auf die Musashino Art University und studierte Japanische Malerei. Auf Grund herausragender Fähigkeiten auf diesem Gebiet und auch des Modellbaus fand er nach der Uni einen Job als Illustrator für das "SF-Magazin" und wurde später auch Mitglied im Club japanischer Science Fiction Autoren. Yokoyamas Arbeiten erregten schnell großes Interesse. In den folgenden Jahren entstanden Entwürfe für Werbespots, kurze Animationsfilme, Designs für Computerspiele sowie Buch- und Coverillustrationen. Für Zeichentrick-Klassiker wie Venus Wars, Big Wars oder Bubblegum Crisis steuerte er Entwürfe futuristischer Fahrzeuge und Waffen bei.

SF3D

Sein größter Wurf, mit dem Kow schließlich auch international bekannt wurde, wurde die Serie "SF3D", welche er für das Hobby Japan Magazin ab 1982 entwickelte. SF3D ist ein Wortspiel und bedeutet "Science Fiction Sunday", wobei sich Sunday hier aus dem jap. Zahlwort "San" und dem Buchstaben D zusammensetzt, was gemeinsam gelesen ähnlich wie Sanday=Sonntag klingt. Es entstand eine Geschichte rund um Konflikte in einer weit entfernten Zukunft, bei der zwei verfeindete Gruppierungen mit englischem bzw. deutschem Touch um die Vorherrschaft auf der Erde kämpfen. Dafür erschuf er gepanzerte Anzüge, Laufroboter und Fluggeräte, die viele Anleihen in Technik und Bemalung des 2.Weltkrieges nahmen. Kow gilt damit heute als einer der Urväter des Retrodesigns und Military-SciFi.

Für jede Ausgabe des Hobby Japan Magazins baute Yokoyama aus Resten diverser Bausätze immer neue Modelle in verschiedenen Maßstäben, die dann auf Dioramen in Szene gesetzt, fotografiert und technisch nachbearbeitet wurden, um einen speziellen Look zu erhalten...Bilder wie frisch vom Schlachtfeld, unscharf, verwackelt, durch magnetische Störungen verzerrt. Dazu ein passender Text, der das neue Modell vorstellte und die Geschichte ein Stückchen weiter erzählte. Da das Interesse der Leser beträchtlich war, kam man auf die Idee, diese scratch gebauten Modelle als richtige Plastikbausätze auf den Markt zu bringen. In der Firma NITTO wurde der passende Partner für dieses Vorhaben gefunden. Zwischen 1982-85 kamen insgesamt 21 verschiedene SF3D Boxen auf den Markt. Danach wurde es für längere Zeit ruhig um die Serie.

Ma.K. Maschinen Krieger

Ab 1999 startete Kow Yokoyama wieder richtig durch. Copyright Probleme waren geklärt worden und ein neuer Name für die Serie gefunden: "Ma.K. Maschinen Krieger". Unter diesem Label wurden zuerst die alten Modelle neu aufgelegt, dann kamen Verträge mit Hasegawa und WAVE zustande, welche komplett neue Bausätze in wesentlich besserer Qualität herstellen konnten. Inzwischen läuft die Serie sehr erfolgreich und hat eine stetig wachsende Schar treuer Fans auf der ganzen Welt. Mindestens zwei neue Plastikbausätze kommen pro Jahr heraus und erzählen die Story jedesmal ein kleines Stückchen weiter. Daneben gibt es viele Kleinserienhersteller, die mit der Lizenz von Kow ebenfalls Figuren, Kampfanzüge oder Raumschiffe aus dem Material Resin auf Conventions anbieten.

Today

Heute lebt und arbeitet Kow Yokoyama als freischaffender Künstler in einem Vorort Tokyos. Er fördert Nachwuchstalente, gibt Unterricht an der Kunsthochschule und hat auch weiterhin ein waches Auge auf seine Maschinen Krieger...wenn er nicht gerade mit seiner Mannschaft auf dem Fußballplatz steht. Fußball ist sein großes Hobby, welchem er mit Leidenschaft nachgeht.

Kontakt

Im Jahr 2013 ergab sich für mich überraschend die Gelegenheit mit Herrn Yokoyama Kontakt aufzunehmen. Ich hätte nie zu träumen gewagt das dies je passieren könnte und war dementsprechend aufgeregt als zum ersten mal eine Nachricht von ihm eintraf. Daraus entspann sich ein längerer Diskurs, bei dem auch meine Japanreise angesprochen wurde, die schon seit vielen Jahren in Planung war und nun im April 2014 stattfinden sollte. Zuerst fand ich die Idee, nach einem Treffen zu fragen, abwegig, traute mich dann aber doch und siehe da, er hatte in seinem Terminkalender noch etwas Platz.

Das Treffen

Unser Meeting war für den 07.April 2014 festgesetzt, um 14 Uhr wollten wir uns im Gundam Cafe in Akihabara treffen. Herr Hiroki Sugisaki von der Firma Brick Works, die hervorragende Resinfiguren für die Maschinen Krieger Serie produziert, ist von Anfang an in unsere Pläne involviert. Er reiste aus Sapporo von der Insel Hokkaido an. Kurz vor dem Treffen kommt dann noch die Info, dass Herr Katooo von Rainbow Egg, ebenfalls Hersteller von Maschinen Krieger Modellen, auch zugegen sein werde. Und dieser bringt schließlich noch Herrn Ito, seines Zeichens Redakteur beim Hobby Japan Magazin, mit.
Auf die Minute genau tauchte Herr Yokoyama mit Begleitung auf. Die Freude auf beiden Seiten ist groß und schnell stellen wir fest, dass die Verständigung auf Englisch bestens funktioniert. Einige Souveniers werden überreicht, im Gegenzug bekommen mein Reisebegleiter und ich auch etwas von jedem geschenkt.

Den Anfang macht eine Art Signierstunde, bei der Herr Yokoyama sich die Zeit nimmt, jedem etwas zu zeichnen bzw. zu signieren. Schon allein beim skizzieren zuzuschauen war wahnsinnig spannend. Sehr schnell, mit festem Strich und wenigen Linien, wurde das angestrebte Motiv aufs Papier gebracht. Schon nach wenigen Sekunden war bereits zu sehen, was es werden würde. Wir sprechen über die Geschichte der Maschinen Krieger und Herkunft bestimmter Begriffe und Namen in der Serie. Lange Zeit war ja gerätselt worden, wofür das "Strahl" der Strahl Demokratischen Republik (der deutschen Fraktion in der Story) steht. Nun, Kow ist ein großer Fan deutscher Geschichte und liest sehr viel darüber. In der Roman-Version von "Das Boot" benutzten die Seeleute das Wort Strahl relativ häufig...und das gefiel ihm einfach gut.

Warum ein Weltraumanzug der Mercenery Troops "Snake Eye" heißt, erklärte er auch. Es handelt sich um einen Wurf beim Würfelspiel! Snake Eye bezeichnet dabei den schlechtesten Wurf...zwei Einsen. Eben Schlangenaugen. Wer die erwischt, hat verloren...wie ein Pilot, der in so einem Raumanzug vom Feind überrascht und abgeschossen wird. So verbrachten wir plaudernd etwa 2 Stunden im Cafe. In dieser Zeit schoss Herr Ito mehrere Bilder und uns wurde mitgeteilt, dass im nächsten Hobby Japan Heft ein Artikel über das Treffen erscheinen werde.



Wir verlassen das Cafe und ich denke schon, nun ist das Treffen zu Ende. Doch Herr Yokoyama meint, "Jetzt zeig ich euch mal Akiba!" Und so kommt es, wir marschieren von einem Einkaufscenter zum nächsten und besuchen viele tolle Modellbauläden. Im Yodobashi Camera gibt es eine Bastelabteilung, groß wie ein Supermarkt, bei Mandarake antiquare Bausätze, Yellow Submarine zeigt in einer Vitrine gebaute Ma.K. Modelle bekannter Künstler...man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Uns wird diverses Bastelzubehör persönlich empfohlen, bestimmte Pinsel, neuartige Schleifpapier-Heftchen und Bases, so viele Sachen! Inzwischen ist es spät geworden. Die Geschäfte schließen langsam, dafür beginnt das Nachtleben in Akihabara.



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Herr Yokoyama lädt uns alle in sein Lieblingsrestaurant ein, wo er seit 30 Jahren Stammkunde ist. Es ist berühmt für sein Tonkatsu, ein wohlschmeckendes Schnitzelgericht. Bei Bier, Matcha-Tee und gutem Essen sitzen wir noch lange und sprechen über Modellbau, Probleme durch illegale Recaster und deutsche Flugzeuge. Sein größter Wunsch ist es, die Maschinen Krieger Modelle auch in Europa bekannter zu machen. Die Hürde des bisher noch sehr hohen Preises, der durch Zoll, Mehrwertsteuer und vor allem Zwischenhändler entsteht, soll demnächst genommen werden. Kow erklärt, dass WAVE an einem Konzept arbeitet, die Modelle direkt bestellen zu können...und das auch aus dem Ausland. Wenn dies klappt, können Wiederverkäufer wie HLJ umgangen und die Preise beträchtlich gesenkt werden.

Immer, wenn Herrn Yokoyama eine Idee kommt, holt er sein Skizzenbuch hervor und zeichnet schnell etwas hinein. Er bemerkt unser Interesse und wir dürfen ein wenig darin blättern. Entwürfe zu Maschinen Kriegern und generell Mechas und Robotern, viele technische Details, Figuren. Und dann trennt er vorsichtige zwei Seiten heraus und überreicht sie uns als Abschiedsgeschenk. Da bin ich wirklich ergriffen.
Am Bahnhof von Akihabara verabschieden wir uns alle voneinander, stellen dann aber fest, dass Kow mit dem selben Zug Richtung Shinjuku muß. So können wir noch für einige weitere Minuten plaudern. Die Verabschiedung vom Meister selbst geht dann sehr rasch, die Bahn hält nur wenige Sekunden. Er wünscht uns alles Gute...die Türen schließen...weg ist er. Und man steht da und denkt einfach nur WOW! Das war der schönste Tag in meinem Leben!

Mario Kanzenbach, Schwerin Mai 2014