Dieses Modell des Shenlong-Gundam stammt aus dem japanischen Anime "Gundam Wing", der 1995 erstmals ausgestrahlt wurde und später auch im deutschen TV-Programm lief. Über den Ursprung von Gundam habe ich ja in früheren Artikeln schon etwas geschrieben.
Interessant an der Serie "Gundam Wing" ist jedoch die Tatsache, dass Inhalt und Protagonisten der Story erstmalig nicht nur ein männliches Publikum, sondern vor allem Mädchen ansprechen sollten. Frauen spielen in der Handlung daher eher eine Nebenrolle, alle Hauptdarsteller sind extrem charmant gezeichnete Jungs, die nicht nur gefährliche Kämpfe in ihren Mobile Suits (vom Piloten gesteuerte Kampfroboter) zu bestehen haben, sondern sich nebenbei mit diversen Beziehungskisten und psychischen Problemchen herumschlagen müssen. Ein nicht geringer Teil der weiblichen Zuschauer wollte sogar homo-erotische Tendenzen zwischen den jungen Männern entdeckt haben, was aus meiner Sicht zwar Blödsinn ist, aber dazu führte, dass der Film eine riesige Anhängerschar in der femininen Manga-Szene fand.
Bei älteren Gundam Filmen bestand bisher immer das Problem, dass sie ausschließlich auf Jungs zugeschnitten waren und es vor allem um den Absatz der Roboter-Bausätze ging ... nun, Dank der geschickten Umsetzung und des veränderten Charakter-Designs, konnte man so gut wie alles verkaufen, solange nur ein Bild dieser niedlichen Jungs drauf war. So schlugen die Produzenten zwei Fliegen mit einer Klappe, die Jungs kauften weiterhin fleißig die Bandai-Kits und die Mädchen jeglichen Merchandising-Schnick-Schnack ... und das Geld klingelte nur so in den Kassen ...
Die Handlung der Story ist recht seicht und wer sich länger mit dem Gundam-Universum beschäftigt, wird schnell merken, dass wir hier die klassische Situation vor uns haben, die bereits seit dem ersten Film von 1979 existiert. Mögen die Darsteller und Mechas auch andere Namen tragen, mag die Zeitrechnung anders lauten, es ist der alte Plot! Immer geht es um den Kampf von Gruppierungen, die diktatorische oder private Interessen verfolgen in einem Umfeld, in dem die Erde im Streit mit den von ihr einst im Weltraum errichteten Kolonien liegt. Familien werden getrennt und die Mitglieder finden sich plötzlich auf gegnerischen Seiten wieder, Blutrache für die Ermordung von Geliebten oder Angehörigen wird eingefordert, wahnsinnige Militärführer wollen die Erde mit Asteroiden oder ganzen Kolonien bombardieren, epische Weltraumschlachten zwischen hunderten von riesigen Mechas wälzen sich quer durch unser Sonnensystem, Liebe, Hass und tötliche Eifersucht, halt das ganze Programm für eine Space-Opera ...
Gundam ist immer noch der erfolgreichte Animationsfilm weltweit, der seit 1979 unglaublich viele Kinofilme und TV-Serien hervorgebracht hat ... und vielleicht ist es ja gerade der Umstand, dass die Handlung so simpel ist, der den Erfolg ausmacht. Ähnlich einer TV-Daily Soap, bei der man auch nichts tiefgründiges erwarten würde und ruhig mal einige Folgen verpassen kann ...
Zum Modell:
Vielleicht wird sich der eine oder andere wundern, weil er das Modell nicht sofort als Shenlong Gundam erkennt ... kein Wunder, es ist auch ein Umbau!
Ich habe zwar Gundam Wing gesehen, konnte mich aber nie so recht mit dem knallbunten Design der Mechas anfreunden. Daraus erwuchs die Idee, den 1/100 HG Shenlong von Bandai so zu verändern, bis er mir gefiel. Da ich das Modell auf einer Ausstellung für einen Zehner geschossen hatte (der Originalpreis liegt etwa beim fünffachen), konnte ich mich ohne große Sorge ans scratchen machen ohne Angst, ein teures Kit eventuell zu versauen.
Die Schultern wurden geschlossen, der Raketenwerfer oben drauf kam von einem Hubschrauber, die Halterung war ein Schleudersitz in 1/72. Der Antrieb auf dem Rücken entstand ebenfalls aus Helikopter-Teilen. Das Lichtschwert kam von einem anderen Gundam. Für die Waffe wurden Teile einer Gundam-Kanone mit dem Rohr des 1/35 Leopard, einer Rakete und einem 1/48 Schleudersitz kombiniert. Das Magazin entstand aus zwei Triebwerksdüsen, die mit der Öffnung aneinander geklebt wurden und so den Behälter bildeten. Der Munitionsgurt war ein PS-Profil von Evergreen mit eingefeilten Riefen das über einer Kerze gebogen wurde. Ansonsten platzierte ich noch diverse Kleinteile aus der Grabbelbox auf der Oberfläche ... ohne allerdings dabei zu übertreiben, der Ursprung sollte noch erkennbar bleiben.
Anschließend wurde alles mit Citadel-Primer grundiert und mit Acrylfarben bemalt. Für die Rost- und Abnutzungsspuren kamen Pigmentpulver zum Einsatz, Decals aus der Restekiste rundeten das Aussehen schließlich ab.
Der originale Shenlong strotzte nur so vor glänzenden Metallic-Teilen und knalligen Farben, dazu der rechte "Drachen-Arm", der ausgeklappt werden konnte und als Faust einen schillernden Drachen-Kopf mit beweglichem Maul besaß ... das alles hatte in meinen Augen eher Spielzeug-Charakter und wurde daher beseitigt. Meine "Military-Version" gefällt mir persönlich um Längen besser!
Mario Kanzenbach, Schwerin