Die 71. Spielwarenmesse ist schon wieder Geschichte. Dieses Jahr hatte der CORONA-Virus schon vorher seine Schatten über die Messe gelegt. Ein paar Aussteller konnten nicht anreisen und die ersten Fälle in Deutschland waren in Bayern zu verzeichnen. So blieben mehr als 5.000 inländische Besucher der Messe fern. Dafür waren einige mehr aus den USA angereist. Auf den Gängen war der Unterschied schon merklich. So waren es nur insgesamt 63.500 Besucher. Einige Bereiche waren regelrecht leer. Das traf vor allem die neuen Aussteller in Halle 11.1 oder auch in anderen Hallen. Die Arbeitsbedingungen für die Berichterstattung waren sehr gut. Hierfür ein großes DANKE an die Messe.
In den Hallen 7 und 7A waren die meisten Aussteller zum Thema Plastikmodellbau konzentriert. Ausnahmen waren Mirage Hobby (Halle 4) sowie Smer und Revell (Halle 12).
Airfix zeigte leider in diesem Jahr nicht seine geplanten Neuheiten. Hier gab es in der Vergangenheit immerhin Testshots oder 3D-Ausdrucke zu sehen, wohin dieses Jahr nur Pappschilder zu betrachten waren.
Bei ACADEMY aus Korea war die neue Grumman F-14 in 1/72 am Stand und es wird erstmals zwei zivile Fahrzeugmodelle im Maßstab 1/24 geben.
IBG aus Polen taucht immer mehr in die Welt der Luftfahrzeuge ein. So gibt es erstmals einen Bausatz im Großmaßstab 1/32. Die hier gezeigte PZL P. 11c ist ein toller Bausatz für den fortgeschrittenen Modellbauer. Die Fahrzeugbausätze in 1/72 begeistern durch die tolle Typenauswahl (div. Scammell Pioneer und Bedford QL).
Robert Schneider aus Tschechien war leider nicht auf der Messe. Bei RSmodels wird es aber mehrere Bausätze der Dornier Do 22 im Maßstab 1/72 geben.
Heller aus Frankreich steht langsam wieder auf. Ein neuer Markenauftritt ist fertig und dazu gehört auch ein auffälliger praktischer Karton. Es wird nicht nur Wiederauflagen bestehender Bausätze geben, sondern es gibt auch ein Reboxing von Kits anderer Hersteller. Weiterhin sind eigene neue Produkte in 1/72 und 1/48 geplant.
BRENGUN aus Tschechien hat die Jak-1 Reihe in 1/72 abgeschlossen. Demnächst werden weitere interessante Bausätze in 1/72 und 1/144 folgen. Weiterhin produziert man Fotoätzteile für schon länger existierende Bausätze in verschiedenen Maßstäben. Das beinhaltet auch Neuauflagen von ehemaligen EXTRATech-Artikeln.
Bei eduard war die Zlin Z-37 in 1/72 die Überraschung der Messe. Klar gibt es für den dort vorhandenen Schwerpunktmaßstab 1/48 auch ein neues Werkzeug: die Supermarine Spitfire Mk.I wird passend zum Jahrestag der Luftschlacht um England entwickelt. In der etwas ferneren Zukunft wird es weitere Varianten bis zur Spitfire Mk. V geben. Für die Presse gab es einen Bausatz der VSB Kunkadlo in 1/72. Der kleine Bausatz ist als "Giveaway" für den E-Day usw. gedacht, gleichzeitig aber auch ein "Technologieträger". Hier zeigt uns eduard was mittels Spritzguss in Obrnice derzeit möglich ist. Vielleicht gibt es in Zukunft weitere zivile Projekte! Neben der Cmelak iin 1/72 st eine Reihe von Zlín Trenér in 1/48 bereits angekündigt.
Auch aus Tschechien kommt special hobby. Die Überraschung war dort eine neue Heinkel He 162A in 1/72 und diese wird noch im Frühjahr erscheinen. Eine (fast) neue Reggiane 2000/2005-Reihe in 1/48 wird bei Freunden italienischer Luftfahrzeuge für Freude sorgen. In 1/72 gibt es eine Taschikawa Ki-54 als Spritzgussbausatz. Die Piaggio P.108B wird überarbeitet und mit Hilfe von Resinteilen sollen die meisten Fehler behoben werden. In 1/48 wird es im Herbst eine Hawker Tempest Mk. II in der Kooperation mit eduard geben. In Zukunft wird special hobby auch gelbe Masken für die eigenen Produkte anbieten.
Zvezda aus Russland ist als Hersteller in verschiedenen Maßstäben aktiv. So wird es in 1/72 eine neue Lockheed C-130 Hercules geben. In 1/48 erstellt man neue Formen für die Iljuschin Il-2, Su-57 und eine Mil Mi-24P. Auch 2020 kommen die Freunde des Airliner-Maßstabs 1/144 nicht zu kurz. In 1/35 setzt man auf einheimische Vorbilder.
"Top Gun" ist ein großes Thema bei Revell in diesem Jahr. Dieser Film wird mittels bestehender Modelle begleitet. Die Adventskalender wird es dieses Jahr auch für Männer mit Vorlieben für Modellbau geben. So liefert Fernsehwerbung bei DMAX ein wenig Verkaufsförderung. Für 2021 ist die Lockheed SR-71 in 1/48 geplant.
ICM hat u.a. als Formenneuheit eine Fiat CR.42-Reihe in 1/32 angekündigt. Weiterhin werden die bisherigen Reihen in allen Maßstäben konsequent ausgebaut.
Dora-Wings aus der Ukraine ist wieder mit einem Gemeinschaftsstand auf der Messe gewesen. Das Highlight war die Dewoitine D.500 im Maßstab 1/32 und die Bloch MB. 155 in 1/48. Aber auch in 1/72 wird es Neuheiten geben. Clear Prop war am gleichem Stand zu sehen und zeigte finale Shots der Lawotschkin La-5 und Kaman Seasprite UH-2A/B in 1/72. Diese beiden Bausätze kommen in den nächsten Wochen auf dem Markt. Leider war MasterBox dieses Jahr nicht auf der Messe zu sehen.
MiniArt ist eigentlich für sein rollendes Material bekannt und seit einigen Jahren gibt es dort fliegendes Material in 1/35 und jetzt folgen noch Bausätze in 1/48. Das Dioramenzubehör in 1/35 verkauft sich weiterhin sehr gut. Natürlich gibt es im selben Maßstab noch weitere Panzerfahrzeuge. So wird es u.an den T-34/85 mit der D-5T-Kanone geben. Für die Darstellung einiger Teile werden slide molds benutzt. So gibt es u.a. hohle Auspufföffnungen und eine richtige Mündung am Rohr der D-5T-Kanone. Auch das Thema erster Weltkrieg wird im Maßstab 1/35 weiter mit Neuheiten bestückt.
"Die Neuheit" von TRUMPETER ist die TITANIC in 1/200 und wurde in einer Ableitung (Olympic im Tarnkleid) gezeigt. Weitere Großmodelle werden folgen. Der Schwerpunkt liegt jedoch eindeutig im Militärfahrzeugbereich in 1/35 und 1/72. Das gilt auch für HobbyBoss. Dort war eine A-26 Invader in 1/32 zu sehen. Scheinbar wurden ähnliche Daten wie bei der 48er von ICM genutzt. Weiterhin werden die Ableitungen der Antonow An-12 bzw. der Y-8 dieses Jahr erscheinen.
Tamiya zeigte am Stand u.a. einen T-55 im Maßstab 1/48 und weitere Militärneuheiten. Meine Hoffnung ist eine neue P-38 Lightning in 1/72.
Italeri modifiziert nach wie vor existierende Bausätze und bringt diese teils mit neuen Teilen sowie neuen Decals auf dem Markt. In den letzten Jahren konnten die Neuheiten allerdings nicht immer 100%ig überzeugen. Die neue Lockheed F-35B scheint hier aber eine positive Ausnahme zu sein. Das gebaute Modell in 1/72 überzeugte.
Mirage war nun in der Halle 4 und zeigte vor allem seine kreativen Malsets. In deren Mittelpunkt steht eine Vacuplatte. Die im vergangenen Jahr gezeigte Sokol W3 soll im Frühjahr auf dem Markt kommen. Am Stand war allerdings davon nichts zu sehen.
Hasegawa war erstmals seit vielen Jahren nicht mehr auf der Spielwarenmesse. Informationen über Neuheiten für das Jahr 2020 waren nicht zu bekommen. Dabei laufen einige der Neuheiten gut. Selbst der japanische Traktor in 1/35 wurde lt. Faller sehr gut verkauft.
Die Marke "Das Werk" von MBK zeigte erstmals einen Flugzeugbausatz in 1/32. Es wird die Junkers EF 126 sein. Das reale Vorbild flog allerdings erst unter sowjetischer Aufsicht nach 1945.
WingnutWings zeigte Spritzlinge der Fokker Dr. I in 1/32. Dieser Bausatz wird sicherlich nicht nur meine Sammlung bereichern.
PLUSmodel hat den ersten Spritzgussbausatz im Maßstab 1/72 fast fertig. Hier hat man sich zwei US Navy-Drohnen aus den 1950/60er Jahren zum Vorbild genommen.
Mein Fazit dieser Messe ist ganz klar: Der Plastikmodellbau lebt und die Industrie entwickelt Bausätze für die erfahrenen Modellbauer aber auch für Einsteiger. Es scheint aber einen gewissen Trend zu zivilen Vorbildern zu geben, auch in Europa. Langsam ist es auch für Männer cool einen Bausatz zu bauen. Der bei DMAX für Männer zu bewerbende Revell-Adventskalender ist ein schönes Indiz dafür. Allerdings zeigt sich auch, dass die Innovativen die Platzhirsche bei den Neuheiten verdrängen! Für alle Interessenten des Maßstabsmodellbaus wird es einen spannenden Bausatz geben. Ob Anfänger oder Experte!
Volker Helms, Godern