3cm Flakvierling 38/103 mit Rettin Radar

Customscale - 1/35

Vorbild: Gegen Ende des zweiten Weltkrieges verfolgte man noch Pläne, die Marineversion der 2-cm-Flak C/38 auf Vierlingslafette C/38 mit dem Funkmessgerät AEG FmG 45 "Rettin" zu kombinieren. Es existieren wenige Aufnahmen dieser ersten radarunterstützten Flak, jedoch sind mindestens zwei verschiedene Versionen erprobt worden. Unter Verwendung des generellen Konzeptes erscheint auch die Kombination des 3cm Flakvierlings als zumindest theoretisch möglich.

Bausatz: Der Kleinserien Hersteller Custom-Scale, der bereits bei einigen Bausätzen mit der Firma "Das Werk" zusammengearbeitet hat, greift die Idee im Sinne eines "What if" Bausatzes auf und bietet nun als Bausatz 100 die Spritzgussteile der 3cm Vierlingsflak zusammen mit Umbauteilen für die 3cm Rettin Flak im Maßstab 1:35 an.

Neben den bereits bekannten Teilen des Plastikbausatzes, die unverändert in der Originalschachtel geliefert werden, liegen nun Resinteile bei, durch die zum Teil Bauteile ersetzt werden und auch zusätzliche Teile, die für den Umbau zur Radar-Flak erforderlich sind.

Im Wesentlichen erhält man die folgenden Teile:

Besonders begeistert bin ich von der späten Ausführung der Radarschüssel, bei der an der hinteren Seite Verstrebungsrippen vorhanden sind, die hinsichtlich Struktur sehr an die große Schwester (Würzburg Radar) erinnern. Sehr schön und detailliert ausgeführt sind auch Rechner und Oszillograph.
Ebenso präzise dargestellt sind die zusätzlichen Leitungen für Signal und Strom, die bereits an den neuen Austauschteilen mit entsprechenden Halterungen aufgebracht sind .

Bau: Beim Bau hält man sich prinzipiell an den Originalbauplan und ersetzt die relevanten Teile dem Umbauplan folgend. Alle Teile passen perfekt zueinander. Einzige Herausforderung dabei ist, dass man in einigen Fällen vom normalen Plastikklebstoff zum Superkleber wechseln muss.

Die 3cm Waffen habe ich zum Schluss separat gebaut und auch separat bemalt, da ich diese dunkel von der Waffe absetzen wollte. Bei den Rohren wurden die Öffnungen der Mündungsbremse mit einem passenden Bohrer aufgebohrt. Das kostet zwar einiges an Zeit, ist aber einfach zu bewerkstelligen und es verbessert das Erscheinungsbild des Modells ungemein.

Einige Strom- und Datenkabel wurden noch entsprechend Vorgabe aus Bleidraht ergänzt.

Nach Grundierung des Modells mit schwarzer Farbe wurden die neuen Farben von Mission Models erprobt, die seit kurzem in den späten Tönungen sandgelb, resedagrün und schokoladenbraun angeboten werden. Ein Auftrag der Farben mittels Airbrush geht sehr leicht von der Hand und bereits dünne Schichten decken sehr gut. Ich musste jedoch feststellen, dass ein unsanftes Ablegen des Modells bereits dazu führen kann, dass die Farbe an Kanten schnell wieder abgeht. Eine versiegelnde Lackschicht wird daher dringendst empfohlen, zumal diese die Farben auch vor weiteren Alterungsschritten schützt.

Als Tarnmuster habe ich nur im vorderen Bereich kleine Flecken in grüner und brauner Farbe auf einer sonst flächendeckenden sandgelben Grundierung angebracht.
Die Waffen, in Nato-Schwarz grundiert, wurden dann nach einem washing mit schwarzer Ölfarbe zur Betonung der Details, mit Graphit Pulver behandelt um eine leicht metallische Oberfläche zu erzielen.

Das Modell selbst erhielt einen dünnen Filter unter Verwendung von Ocker-Ölfarbe und anschließendem Pin-Wash mit Ölfarben.
Schäden und Schmutzspuren wurden lediglich auf den Munitionsbehältern aufgebracht, da die hypothetische Waffe ganz frisch aus der Fabrik entstammen sollte.

Zu guter Letzt wurde noch eine passende Resinfigur eines deutschen Mechanikers aus dem Hause Royal Models gefunden, der die Waffe vor der nächsten Schießübung noch einmal kritisch überprüft.

Fazit: Obwohl ich kein Anhänger von fiktiven "What-if?" Projekten bin, hat mich dieser Bausatz absolut überzeugt. Hauptgrund ist zum einen, dass es sich um mein Lieblingsthema Flak handelt, aber auch wegen der Tatsache, dass es zumindest Entwicklungsbestrebungen in diese Richtung gab.
In der Literatur konnte ich nachlesen, dass dieses Konzept aus dem Jahre 1944 erst einige Jahre später von andere Nationen aufgegriffen wurde. Letztendlich konnte sich diese Idee mit den damaligen Technologien nicht durchsetzen, weil die Zuverlässigkeit der Zielverfolgung durch die extremen Vibrationen der Waffe und den Auswirkungen auf die ursprünglichen Röhrengeräte nicht eher als schlecht zu bezeichnen war.

Gert Brandl, Berlin (Juli 2020)