IPMS Hauptseite
Zurück

Curtiss P-40E Kittyhawk
"Ein Känguruh in Afrika"

AMTech - 1/48

Zur Geschichte: 1937 wurde zum erstenmal ein Allison V-1710 12-Zylinder-Reihenmotor in den Rahmen einer Curtiss H75 eingebaut. Damit war das Grundkonzept für die Serie der am meisten produzierten Jagdeinsitzer des Zweiten Weltkrieges geboren, der Tomahawks, Warhawks und Kittyhawks. Die "Falken" waren zu einem Zeitpunkt produktionsbereit, als andere amerikanische Projekte wie P-38, P-47 und P-51 noch in den Kinderschuhen steckten. Sie waren nie die schnellsten oder schwerst bewaffneten Maschinen auf dem Kriegsschauplatz, dafür waren sie aber auf allen "Theaters of Operation" zu finden.

Ab der Warhawk P-40 D/Kittyhawk I (die US-Versionen trugen ab der D-Serie die Bezeichnung Warhawk, die im i.R. der Lend-Lease-Vereinbarung an die RAF/RSAF/ RNZAF und RAAF gelieferten Flugzeuge hießen Kittyhawk) wurden der hintere Rumpf und die Motorhaube umgestaltet, der Ölkühler und der Vergaser-Lufteinlauf wurden nach vorn verlegt. Die Maschinen erhielten einen stärkeren Allison-Motor und (ab der Version "E") ein weiteres .50 Maschinengewehr in jedem Flügel. Trotz 100 h.p. mehr unter der Haube waren diese Maschinen mit 562 km/h nur ca. 8 km/h schneller als die B/C-Version. Die Reichweite ohne Zusatztank betrug ca. 1850 km. Die P-40 E war robust und zuverlässig und wurde von ihren Piloten gern geflogen.

Mein Modell stellt eine Maschine der No. 450 Squadron RAAF, 239th Fighter Wing dar, die 1942 zunächst in der Western Desert kämpfte und später nach Malta, Sizilien und auf das italienische Festland verlegt wurde.

Der Bausatz: In der übergroßen Schachtel finden sich weiße Spritzlinge mit Gussgrat an allen Teilen. Diese sind mit feinen, versenkten Gravuren versehen, die jedoch teilweise, besonders am Rumpf, im Nichts enden. An anderen Stellen werden die Gravuren von kleinen Pocken unterbrochen. Der hintere Rumpf mit dem Leitwerk scheint angesetzt und weist eine kleine Stufe auf. Daher hat AMTech einen Ersatzrumpf beigelegt, der aber auch nicht besser ist! Apropos Rumpf: im unteren Bereich, am Übergang zur Flügelunterseite ist der Guss unvollständig und verzogen. Hier muss man alles mit Sheet und Spachtel neu aufbauen.

Der Zusammenbau: das Cockpit ist komplett, selbst die allfälligen Gurte sind nicht nötig, da sie recht schön aufgeprägt sind! Das Armaturenbrett sieht nach sorgfältiger Bemalung und etwas Drybrushing recht gut aus. Da ich die Kabine offen darstellen wollte, musste ich die Schienen für die Haube aus Evergreenprofilen nachbauen. Das Haubenmittelteil selbst ist ein Vakuteil von Squadron, da das Bausatzteil nicht auf den Rumpfrücken passt. Es ist allerdings etwas zu groß, da es für dem Arii-Bausatz konzipiert wurde.

Der Vergaser-Lufteinlauf auf der Motorhaube musste gegen Durchblick abgedichtet werden, unten baute ich den hinteren Teil eines Motors aus einem alten P-40-Bausatzes von Hobbycraft ein, für den Fall, dass dieser durch die Kühlerklappen einsehbar wäre. Er war es nicht, die Aktion hätte ich mir sparen können!. Nächste Baustelle war die Aufhängung des Zusatztankes, bei der die inneren Streben durch Stahldraht ersetzt wurde (Stahl, da dieser nicht so leicht beim Einbau verknickt), Reisenfummelei, bis alles grade war! Dass der Übergang Unterflügel - Rumpf neu aufzubauen war, wurde schon erwähnt. Der Spornradschacht war mir zu einfach dargestellt, also verschloss ich die Öffnung mit Plastikmaterial, formte die Ledermanschette aus Milliput und stellte neue Klappen aus 0,5 mm Plastiksheet her.

Das Fahrwerk ist schlampig nachgebildet:: die Knickstrebe gehört nach innen, nicht nach hinten und muss ergo umgestellt werden. Hinten fehlen dafür zwei rechteckige Einziehstreben, die aus Evergreenmaterial nachgebildet wurden. Die Hauptklappen wurden ausgefräst und nach Originalfotos die Innenverkleidung samt Öffnungen aus Plastikmaterial nachgebaut. Die kleinen Klappen entstanden ganz neu aus 0,5 mm Plastikmaterial, alle Stellhebel aus 0,5 mm Stahldraht. Zwischendurch wurden immer wieder unvollständige oder durch den Bauvorgang verlorengegangene Gravuren nachgezogen.

Die Kanonenöffnungen wurden mit dem Skalpell aufgebohrt. Das Fadenkreuz stammt aus dem Ätzteilesatz 48411 "Gunsights" von Eduard. Da die darzustellende Maschine keinen Antennenmast besaß wurde die entsprechende Öffnung im Rumpfrücken verspachtelt. Das Staurohr wurde durch Messingrohr und Draht ersetzt.

Die Bemalung geschah wie bei mir üblich mit Gunze Hobby Colors, mit 25 bis 50% Gunze-Hobby—Color- Thinner vermischt in der Badger 100 bei feiner Düsenöffnung und ca. 1;0 Atü verspritzt. Innenraum und Fahrwerksschächte wurden in H58 Interior Green gehalten. Dann wurden mit Reifenschwarz H77 die Blechstöße vorschattiert. Die Unterseiten erhielten als Azure-Blue eine Mischung aus 10 Teilen H56 Intermediate Blue, 0,5 Teilen H15 Bright Blue und 1,5 Teilen H11 Weiß. Die Oberseite wurden freihändig mit H71 Middle Stone und H 72 Dark Earth getarnt . Anschließend habe ich die Innenflächen der Paneele mit der jeweiligen Tarnfarbe, vermischt mit ca. 20 % weiß aufgehellt. Anschließend wurde dann noch einmal die Tarnfarbe ohne Aufhellung leicht übergenebelt. Es folgte die obligatorische Versiegelung mit Future und nach 24 Stunden Durchtrocknen ein vorsichtiges Überschleifen mit Micro Mesh Schleifleinen Körnung 4000, um kleine Unebenheiten auszugleichen.

Alterung: Das Washing erfolgte wie gehabt mit wasserlöslichen Ölfarben von Goya, Elfenbeinschwarz und Siena natur gemischt, der Überschuss wurde mit Spülmittel-Wasser entfernt. Das Chipping wurde mit einem weichen Silberstift durchgeführt. Dann wurden noch mit MIG-Pigmenten Black smoke P023, African Earth PO38 und Ashes White PO22 mit einer Micobrush trocken Abgas- und Schmauchspuren aufgebracht.

Die Decals des Bausatzes sind sehr dünn und reißen leicht, wollten sich aber trotzdem auch nach Weichmacherbehandlung nicht recht der Oberfläche anpassen. Zusätzlich habe ich bei Revells Abteilung X noch mal den Decalbogen für deren Monogram P-40 E geordert und dessen zahlreiche Wartungshinweise verwendet, um das Modell zu beleben. Da diese aber wie berichtet sehr leicht silbern, habe ich vor dem Aufbringen jeweils etwas Future an die entsprechende Stelle getropft.

Zum Schluss wurde alles mit seidenmattem Klarlack (10 Teile H20 matt plus 0,5 Teile H30 glänzend) versiegelt, dann wurden die Reifen und besonders abgenutzte Bereiche der Bleche noch zusätzlich mit H20 matt gebrusht.

Zu guter Letzt habe ich kleine Löcher in das Seitenleitwerk und die Flügelspitzen gebohrt und 0,1 mm Angelschnur durchgezogen und mit Holzleim befestigt, um die Drahtantenne darzustellen und anschließend die bruchgefährdeten Kleineile montiert.

Jetzt fehlt mir nur noch eine Palme und ein 1:48-"Aussie" mit Schlapphut und kurzen Hosen für eine kleine Mittelmeer-Vignette!

Fazit: Dieser Bausatz ist ein echtes "Dornröschen": im Grunde eine Schönheit, aber man hat sich durch viele Dornenhecken zu kämpfen. Alles in allem ist der Kit eine preiswerte Alternative zu Mauve und Hasegawa für den, der Zeit und Geduld hat. Das Endergebnis ist im Vergleich überzeugender als das Monogram-Revell Modell, das ich vor einiger Zeit vorgestellt habe, insbesondere die Linien des Vorbildes im Bereich Motorhaube und Kanzel gefallen mir besser. Die Maßhaltigkeit ist ebenfalls gut.

Für den Bau habe ich fast drei Monate benötigt, länger als sonstige Projekte mit dieser Teilezahl. Der Bausatz ist wegen der vielen Nacharbeiten nur Modellbauern zu empfehlen, die schon einige Modelle in diesem Maßstab gebaut haben.

Literatur:

Utz Schißau (Berlin, September 2008)