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Travel Air Type R "Mystery Ship"

Dekno - 1/72

Original: Die "Mystery Ship" war ein kleiner verspannter Renneindecker der frühen dreißiger Jahre. Der Name entstammt daher, dass das Flugzeug ohne vorherige Ankündigung bei seinen ersten Rennen auftauchte. Sein Erscheinen erfolgte zu einer Zeit, als die meisten Rennmaschinen modifizierte Armeedoppeldecker waren. Demzufolge erzeugte der schnittige zivile Racer, konstruiert von Herb Rawdon und Walter Burnham, beträchtliche Aufmerksamkeit.

Der Rumpf der kleinen Maschine war eine Sperrholzkonstuktion. Die dünnen Tragflächen waren verspannt und der Sternmotor mit einer NACA- Haube versehen. Das Cockpit war durch eine stromlinienförmige Windschutzscheibe geschützt und besaß eine zum Heck auslaufende Grotte. Die gesamte Oberfläche des kleinen Renners war auf Hochglanz poliert.

Die erste "Mystery Ship" (NR614K Race No. 31) besaß zwei Sätze Tragflächen, einen kurzen für Hochgeschwindigkeitsrennen und einen längeren für Langstreckenflüge. Der Pilot, Doug Davis, konnte 1929 mit diesem Flugzeug das Pylonenrennen der Thompson Trophy Race gewinnen.

Die zweite Maschine (NR-613K (Race No. 32) wurde mit sechszylinder D-6 Chevrolair Reihenmotoren ausgeliefert. Und konnte 1929 in der "Experimental class" den Sieg erringen. Später wurde sie auf Sternmotor umgerüstet. Travel Air baute noch mindestens drei weitere "Mystery Ships" in unterschiedlichen Versionen. Mit den Flugzeugen konnten verschiedene, leider nur kurzlebige Rekorde aufgestellt werden. Später waren sie noch des Öfteren auf verschiedenen Flugveranstaltungen zu sehen.

Technische Daten (NR614K):
Länge:6.15 m
Spannweite:8.43 (8.89) m
Höhe:2.36 m
Leergewicht:669 kg
Abfluggewicht:880 kg
Höchstgeschwindigkeit:394.29 km/h
Triebwerk:Wright J-6-9, 300/400/425 Ps (224 kW)

Quelle: Wikipedia

Zum Modell: Nachdem ich mit der Cessna CR-3 und der Turner LTR-14 von Dekno recht zufrieden gewesen bin, musste ich bei der "Mystery Ship" eine herbe Enttäuschung erleben. Der Bausatz zeigte zwar eine gute Oberfläche, war jedoch im Rumpfbereich stark beschädigt. Die Teile werden in einer kleinen Schachtel ausgeliefert und wahrscheinlich aus Platzgründen die Angüsse entfernt. Dabei ist wohl gleich ein großes Stück aus dem untern Rumpf mit weggebrochen worden.

Weiterhin sind die Rumpfhälften zu schmal geraten und auch noch verzogen. Nachmessungen an einem Riss zeigten, dass zirka 2 mm in der Breite fehlen, interessanterweise ist jedoch das Armaturenbrett richtig dimensioniert. Ich musste den Rumpf großflächig mit Plastiksheed schließen und anspachteln. Leider konnte ich die Asymmetrie der Bauteile nicht vollständig beseitigen.

Auch die Formgebung des Seitenleitwerkes ist nicht korrekt. Insbesondere ist der fließende Übergang zum Rumpf nicht vorhanden. Das Kartonbild und der Seitenriss der Bauanleitung zeigen es richtig. Ich habe an der Leitwerkswurzel ein kleines Stück Plastik eingesetzt und verschliffen. Die Seitenleitwerksvorderkante wurde etwas runder gestaltet, wodurch sie, wenn auch nicht ganz, so doch weitgehend dem Original entspricht.

Die Motorverkleidung zeigte im vorderen Bereich etliche Ausbrüche. Auch dort wurde wohl gewaltsam der Anguss entfernt. Die daraus resultierenden Spachtel- und Schleifgänge sind nervig und zeitraubend. Gespachtelt werden mussten auch mehrere Blasen an der Fahrwerksverkleidung.

Den Motorblock habe ich nach dem Bemalen längs durchbohrt und ein Messingrohr eingebaut, welches bis in den Rumpf durchlief. Dadurch war ich in der Längsausrichtung variabel und konnte Motor und Motorhaube gut ausrichten. Später nahm das Rohr die Achse des Propellers auf.

Völlig unbrauchbar waren bei meinem Bausatz die Streben für Fahrwerk und Tragflächenabstützung. Sie fehlten teilweise und was vorhanden war, war auch noch zur Hälfte gebrochen und löchrig. Da ich jedoch sowieso beabsichtigte die Fahrwerksstreben aus Messingstäben zu bauen, konnte ich den Verlust leicht verschmerzen.

Ich konnte leider nicht genau ermitteln, ob die "Mystery Ship" von 1929 einen Schleifsporn oder ein Heckrad besaß. In meinem Bausatz war das Teil nicht vorhanden. Mein Riss sagte Schleifsporn, anhand der Bilder könnte es auch ein Rad - wie bei einer heute noch fliegenden Replica - gewesen sein. Vielleicht gab es je nach Einsatzbedingung beides. Der Einfachheit halber habe ich einen Sporn angefertigt und am Modell befestigt.

Die Lackierung in schwarz und rot verlief unspektakulär. Vorher wurde noch weiß und gelb grundiert. Der Propeller wurde mit Alclad 2 gespritzt. Dabei zeigte sich deutlich eine schlechte Oberflächenqualität, wodurch ich nochmals überschleifen und neu lackieren muste.

Die Decals sind wieder an der Grenze zum Unbrauchbaren. Sie sind brüchig und lassen sich im Bugbereich nicht an die konische Form anlegen. Ich musste sie kürzen und die Fehlstellen mit dem Pinsel nachlackieren.

Entsprechend negativ machten sich die Abziehbilder auch bei der Verspannung bemerkbar. Beim Bohren durch die Tragfläche und die Radverkleidungen sind sie auf der Austrittsseite des Bohrers gerissen und abgegangen. Deshalb mussten auch dort Nacharbeiten mit einem dünnen Pinsel erfolgen. Die Verspannung habe ich mit transparentem Garn ausgeführt.

Zuletzt mussten noch die nachgearbeiteten Stellen mit Klarlack nachlackiert und die Kabinenhaube angebracht werden. Dabei hat die Windschutzscheibe etliches an Zeit und Nerven gekostet, weil sie erst zu groß und nach der Nacharbeit zu klein war. Ein leichtes Washing der Ruder mit einem weichen Bleistift schloss den Bau ab.

Fazit: Der Bausatz fordert einiges an Mühe ab. Er ist daher nur für Liebhaber der "Golden Age" Ära zu empfehlen.

Karsten Rummer, Zittau (gebaut 2012)