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Beech Staggerwing - einer der schönsten Doppeldecker

Sword - Maßstab 1/72

Original:

Die Kunstflugpiloten der frühen zwanziger Jahre zeigten atemberaubende fliegerische Kunststücke wie Spaziergange auf den Tragflächen oder Kletterpartien über Strickleitern von einem Flugzeug zum anderen. Wo sie auftauchten, hatte sich bald eine begeisterte Zuschauermenge versammelt. Viele Piloten waren der Fliegerei verfallen und wollten mit ihrem im Ersten Weltkrieg erworbenen Können in dieser neuen und aufregenden Welt ihren Lebensunterhalt verdienen, andere aber auch die ganze Nation für die Luftfahrt begeistern. Viel zu viele dieser Männer kamen in ihren mangelhaft konstruierten und unzureichend gewarteten Maschinen ums Leben. Wer überlebte, beteiligte sich häufig an Luftfahrtunternehmen. Andere, wie zum Beispiel Walter Beech und Clive Cessna, sahen die positive Entwicklung der Luftfahrt voraus und widmeten sich dem Bau von Flugzeugen für den Mann auf der Straße.

Zusammen mit Lloyd Stearman gründeten Beech und Cessna 1924 die Travel Air Manufacturing Company. Als das Unternehmen sechs Jahre später von der Curtiss- Wright Corporation übernommen wurde, stellte sich Walter Beech auf eigene Füße und schuf 1932 mit seiner Frau die Beech Aircraft Corporation. Er starb Ende 1950, aber noch heute, gut 50 Jahre nach der Gründung, ist Olive Beech Vorstandsvorsitzende eines erfolgreichen Unternehmens, das rund 45.000 Flugzeuge fertigte.

Einer der Schlüssel zum Erfolg war die Beech Modell 17. Wegen seiner hohen Leistungsfähigkeit forderte die erste Modell 17R, von der nur zwei Exemplare gebaut wurden, einen erfahrenen Piloten und war folglich für den angestrebten Massenmarkt ungeeignet.

In Anwesenheit der acht Mitarbeiter des Unternehmens absolvierte die Beech 17R im November 1982 ihren Erstflug und demonstrierte einen beachtlichen Geschwindigkeitsbereich von 97 bis 322 km/h. Auffälligstes Konstruktionsmerkmal des Doppeldeckers war der rückwärts versetzte obere Flügel. Diese Anordnung verlieh Piloten eine gute Sicht und dem Flugzeug strukturelle Festigkeit. Windkanaltests bewiesen, dass diese Konstruktion eine ideale Verbindung von Geschwindigkeit und Stabilität gewährleistete.

Basis der Maschine bildeten eine geschweißte, fast ganz mit Stoff bespannte Stahlröhre, ein konventionell versteifter Heckrumpf und ein außergewöhnlich schmalspuriges Heckradfahrwerk mit starrem Spornrad. Die Hauptfahrwerksbeine waren stromlinienförmig verkleidet. Nach dem Start konnten die Hauptfahrwerksräder etwa 15 cm angehoben und somit komplett in die Fahrwerksverkleidung eingezogen werden. Die geschlossene Kabine nahm den Piloten und drei oder vier Fluggäste auf. Der 313 kW (420 PS) Sternmotor Wright R-075 E2 war in einer ungewöhnlichen, tunnelförmigen Verkleidung installiert.

Dank der ausgezeichneten Flugleistungen der Staggerwing (Staffelflügel bzw. gestaffeltes Tragwerk), wie das Modell bald allgemein genannt wurde, konnte sich das Herstellerwerk ganz auf eine vereinfachte Handhabung der Maschine, besonders am Boden, konzentrieren. Zu den zahlreichen Verbesserungen gehörte auch ein breitspurigeres Hauptfahrwerk.

Der wirkliche Durchbruch gelang Beech aber erst mit der Modell B 17L, die Ende Februar 1934 ihren Jungfernflug absolvierte. Ihre untere Tragfläche hatte ein breites Profil erhalten, in das sich das Hauptfahrwerk nun komplett einziehen ließ. In Verbindung mit dem Sternmotor Jacobs L4 ergab sich eine wesentlich einfachere Handhabung der Maschine und es konnte ein Geschwindigkeitsbereich von 72-282 km/h beibehalten werden. Durch den Einbau des 213 kW (285 PS) starken Jacobs L5 erhielt die Modell 17 das fehlende Quäntchen zusätzliche Leistung, die sie zum Verkaufsschlager machte und Beechs Ruf als einer der führenden Flugzeughersteller begründete. Es folgte eine umfassende Serie von Staggerwing-Mustern für zivile und militärische Betreiber. Sie wurden ständig verbessert und im Laufe der Jahre mit den verschiedensten Motoren ausgestattet. Die letzte zivile Version war die G 17S, von der gemäß eines Sonderauftrags nur 20 Exemplare entstanden. Die letzte dieser Maschinen wurde 1949 gefertigt.

Als das US Army Air Corps 1939 ein leichtes Verbindungsflugzeug forderte, entschied man sich wegen ihrer außerordentlichen Flugeigenschaften für die Beech Modell 17 und unterzog drei Maschinen unter der militärischen Bezeichnung YC-43 einem umfassenden Erprobungs- und Bewertungsprogramm. Erst 1941/42 jedoch erteilte die USAAF im Rahmen ihrer Aufrüstungsmaßnahmen einen ersten Fertigungsauftrag über 27 Maschinen. Insgesamt führte die USAF dann 207 Beech 17 unter der Bezeichnung UC-43 ein. Ihnen diente als Antrieb der 336 kW (450 PS) Pratt & Whitney R-985-AN-1.

Mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wurden weitere 115 zivile Modell 17 für militärische Aufgaben requiriert. Die US Navy hatte schon 1939 eine Staggerwing beschafft, eine zivile C17RE, die die militärische Bezeichnung JB-1 erhielt. Im selben Jahr kamen noch weitere achtzehn zivile D17 mit der Navy-Bezeichnung GB-1 hinzu. Insgesamt wurden für die Armee 342 Staggerwing beschafft von denen 105 im Rahmen des US- Gesetzes zur Verpachtung von Kriegsmaterial an Großbritannien gingen.

In Großbritannien wurde die Staggerwing unter der Bezeichnung Traveller (Reisender) eingesetzt. Die Briten erhielt 82 GB-1 (Traveller Mk I) und 25 GB-2 (Traveller Mk II). Die RAF- Flugzeuge gingen direkt in den Mittleren Osten. Im Mai 1943 gingen 12 der ersten 18 Maschinen auf See verloren. Vierzehn weitere Traveller erhöhten den Bestand auf 20 Exemplare, die täglich Aufklärungseinsätze entlang der Küste flogen. Beim Fleet Air Arm (Marineflieger) wurden die Travellers auf sieben Geschwader verteilt und zu Verbindungsflügen im Königreich eingesetzt. Nach Kriegsende gingen die FAA-Maschinen entsprechend den Lend-Lease-Bedingungen an die USA zurück, die RAF-Maschinen blieben in britischer Hand und wurden später auf dem zivilen Markt veräußert.

Technische Daten (Beech Modell 17S)
Typ:vier-fünfsitziger Kabinen-Doppeldecker
Triebwerk:ein Sternmotor 336 kW (450 PS) Pratt&Whitney R-985-AN-4 Wasp Junior
Höchstgeschwindigkeit:341 km/h
Reichweite:1609 km (im Sparflug)
Gewicht:Leermasse 1270 kg
max. Startmasse 1928 kg

Zum Modell:

Auf den ersten Blick macht der Bausatz einen guten Eindruck. Die Teile haben feine Gravuren und auch die Kleinteile weisen wenig Versetzungen auf. Leider fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass die hinteren Scheiben der Kabine fehlen. Auch in der Bauanleitung sind sie nicht dargestellt, also handelt es sich nicht um einen Verpackungsfehler.

Die Bauanleitung ist recht mangelhaft. Viele Positionen der kleineren Teile lassen sich nicht richtig feststellen oder sind falsch gezeichnet. Besonders ist auf die Stellung der Steuersäule entsprechend einer kleinen Skizze am Rand der Bauanleitung zu achten.

Die Passgenauigkeit der Hauptbaugruppen ist eher als mäßig zu bezeichnen. Insbesondere am Übergang der Flügel zum Rumpf sind erhebliche Spachtelarbeiten notwendig.

Wie bei den meisten Kleinserienbausätzen befinden sich keine Positionierungszapfen für das Höhenleitwerk an den Einzelteilen. Zusätzlich stimmen die Rundungen von Leitwerk und Rumpf nicht überein. Hier hilft auch nur intensive Trockenanpassung und Verspachteln.

Das nächste Problem zeigt sich bei der Montage der oberen Tragflächen. Die äußeren Streben besitzen zwar Befestigungslöcher, diese sind jedoch an den falschen Stellen. Ich habe die Zapfen der Streben abgeschnitten und diese dann nach der Dreiseitenansicht des Farbschemas ausgerichtet.

Das Hauptfahrwerk lässt sich einfach montieren. Jedoch sind die Räder wieder ein Fall für die Mülltonne. Ich habe in meiner Grabbelkiste nur die Räder einer Mi-24 von Revell gefunden, die in etwa den erforderlichen Durchmesser besaßen. Diese sind ca. 1 mm zu dick, lassen sich jedoch relativ leicht verkleinern, da sie längs geteilt sind.

Die Anbringung des Heckrades ist etwas sehr simpel gehalten. Es wird einfach an der vorderen Kante des Schachtes angeklebt. Einen besseren Eindruck hätte es gemacht, wenn man bei der Montage der Rumpfhälften einen Holm quer zum Rumpf eingezogen hätte, der das Spornrad trägt.

Ich habe mich entschieden, die vordere Kabinenscheibe und die Kleinteile erst nach der Lackierung zu montieren. Auf der Rückseite der Verpackung ist eine Farbgebung als britische Variante in zwei verschiedenen Brauntönen alternativ vorgesehen. Die Farbgebung des Modells mit Revell-Farben ist eigentlich unmöglich. Das Flugzeug war, wie das Bausatzabbild zeigt in zwei dicht beieinander liegenden braunen Farben lackiert. Das wäre nur durch mischen von Farben erreichbar. Die Farbtöne sind dann aber bei späteren Nacharbeiten, wie das Einsetzen der Frontscheibe, nicht mehr zu treffen. Deshalb habe ich mich entschieden, für die dunkleren Flecken ein mittleres Braun zu verwenden, wissend, dass es zu dunkel ist. Ich denke, ich werde demnächst auf andere Farben zurückgreifen, da die Farbpalette dort umfangreicher ist.

Nach anbringen der Abziehbilder und Versiegelung mit Mattlack wurde die Frontscheibe eingesetzt. Diese passte wieder schlecht und musste verspachtelt und verschliffen werden. Da sie längs geteilt ist, wäre es besser gewesen, die Scheiben erst in die Kabinenwände einzusetzen, dann den Rumpf zusammenzubauen, und die Scheibe beim spritzen zu maskieren. So musste ich mit dem Pinsel relativ großflächig die Lackierung nachbessern.

Leider sind im Bausatz keine kleineren Anbauteile, die eigentlich jedes Flugzeug hat, enthalten. Aus Mangel an geeigneten Unterlagen habe ich die Kleinteile, wie Antennen und Staurohr anhand der Abbildung auf der Kartonrückseite angefertigt bzw. aus der Grabbelkiste entnommen. Merkwürdigerweise ist ein Sockel für die Rahmenantenne unter dem Rumpf angegossen, die Antenne selbst fehlt jedoch.

Zum Schluss wurden die separat lackierten Fahrwerksschachtabdeckungen und die Verspannung angebracht.

Fazit: Ein Bausatz, der die üblichen Probleme der Kleinserienhersteller in sich birgt, jedoch noch gut zu bauen ist. Durch die gelungene Linienführung der Traveller ist dieses Modell ein echtes Schmuckstück.

Karsten Rummer, Zittau (Mai 2008)