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Heinkel He 176

RS models - 1/72

Ernst Heinkel war definitiv vom Geschwindigkeitsbazillus befallen. Die Möglichkeiten des Raketenantriebs müssen gerade für ihn hoch interessant gewesen sein. Er ließ in der He 112V3 Triebwerke von Wernher von Braun und Walther erproben, die mit flüssigem Kraftstoff betriebenenregelbar waren - ein wesentlicher Vorteil der Feststoffraketen. Das erste echte Raketenflugzeug der Welt mit Flüssigkraftstoff wurde jedoch die He 176, sie hatte ihren Jungfernflug im März 1939. Die erfolgreiche Erprobung endete mit einer offizielle Vorführung vor dem RLM, die leider zur Einstellung des Projektes führte. Der Prototyp ging bei der Bombardierung des Transportmuseums in Berlin verloren.

Der Bausatz aus Resin lag wohl schon seit Jahren in einschlägigen Modellbauläden und war lange der einzige Bausatz in diesem Maßstab, der die korrekte Form der He 176 darstellt. Kaum dass ich mich zum Bau des alten Resin-Schätzchens (ja, der Preis passt zu diesem Wort) entschlossen hatte, präsentierte Jach eine Variante in Spritzguß - Modellbau ist grausam.

Beim Bausatz von RS sind alle Teile mit viel zu breiten Gravuren durchzogen. Der Rumpf ist voll gegossen, was wegen der immer geschlossenen Fahrwerksschächte akzeptabel ist. Nicht akzeptabel ist die Formnaht: sie bedarf einiger Nacharbeit, zumal der Formversatz bei einem so kleinen Modell nicht leicht zu korrigieren ist. Akzeptable Wandstärken im Bereich des Cockpits erfreuen. Dagegen sind die in einer teilweise recht dicken Fischhaut gegossenen Kleinteile weitgehend Schrott und werden daher scratch gefertigt. Zudem gibt es noch reichlich Anlass für Spachteln und Schleifen!

So auch wegen der "Gräben " am Rumpf, der auch Nacharbeit zur Darstellung des Spornrades braucht: Fotos und Risse zeigen dort nämlich statt des im Modell vorgesehenen Sporns ein veritables einziehbares Rad. Das kommt aus der Grabbelkiste. Der Rumpf wird aufgefräst, Klappen aus Alublech ergänzen den Fahrwerksschacht. Das Cockpit ist durch die großzügige Verglasung frei einsehbar: Sitzgurte und Pedale von Reheat werden ergänzt durch Konsolen, Schalter und Hebel des gleichen Herstellers. Das winzige Armaturenbrett ist mit Reheat Armaturen (Foto-Decals) versehen, die mit einem Tropfen Hochglanzlacks von dem sonst mattschwarzen Armaturenbrett abgesetzt sind. Die Rückseite liegt auch voll im Blick, also werden Instrumentengehäuse und Verkabelung aus Restbeständen gefertigt und angebracht.

Die Tragflächen finden keine Positionsstifte am Rumpf: eine Helling aus Karton empfiehlt sich, dann besteht eine Chance für winkelgerechte Anordnung. Bewegliche Flächen machen ein Modell immer glaubwürdiger, also werden sie an den Leitwerken abgetrennt und neu angesetzt und die Betätigungen für die Trimmruder nachgerüstet. Für die Ausgleichsgewichte aus dünnstem Plastiksheet braucht man Nerven und eine gewisse Großzügigkeit, bis alles in den verschiedenen Ansichten zueinander stimmt.

Die Kanzel oder besser der Bug passt vorzüglich und ist poliert und mit Future überzogen wirklich durchsichtig. Ein Scheibenrahmen wird durch dünnen Kupferdraht dargestellt, der mit Weißleim montiert ist, ebenso wie die Abtrennung für die Nase der Kuppel. Allerdings hat man dafür nur einen Versuch frei, also bitte eine ruhige Stunde vorsehen... Den Einbau des Dachfensters als Einzelteil kann ich mir nicht vorstellen: wie kommt der Pilot da hinein und auch wieder raus? Also habe ich das Kabinendach an der schrägen Gravur abgeschnitten und den hinteren Teil am Rumpf angeklebt. Unter den vorlackierten Rahmen wird flächendeckend eine 0,2 mm starke Acrylglasfolie geklebt und dann von unten der vom Rahmen abgedeckte Bereich matt lackiert. Es ist wie bei Segelflugzeugen aufgesetzt und wird in der gewählten Darstellung nur vom Monteur angehoben.

Das fertige Modell habe ich mit ModelMaster Möwengrau dunkel lackiert, Verschmutzungen bei dem brandneuen Gerät schien mir weniger angesagt! Sehr dezentes Trockenbürsten und Washing vor allem im Cockpit und am Fahrwerk zeigen gute Effekte.

Ein paar Figuren von Preiser zeigen die wahren Dimensionen dieses Prototyps. Ansonsten gilt auch hier wieder: Gerade kleine Modelle machen viel Arbeit! Alle historisch und technisch Interessierten können aber beim Bau des Jach Bausatzes viele Mühen sparen.....

Christian Breuning (IP 84), Much-Kranüchel

Quellen:
Ernst Heinkel, Stürmisches Leben
Stephen Ransom, Me 163 Rocket Interceptor, Vol. 1
www.luft46.com