Focke-Wulf Fw 190 A-8 R2

Tamiya 61095 - 1/48

Historisches Wie schon bei der kürzlich vorgestellten Fw 190 A-3 von Hasegawa, kann vieles zum Flugzeug als bekannt vorausgesetzt werden. Wiederum will ich jedoch einige Sätze zu historischen Umständen und zur Variante ausführen.

Die ab Frühjahr 1943 ständig zunehmenden Tageseinflüge von viermotorigen Bombern der 8. USAAF zwang die einst als Angriffswaffe propagierten Jagdflieger endgültig in die Rolle des Verteidigers. Die zahlenmäßige Unterlegenheit und das Fehlen einer wirksamen Gegenmaßnahme oder "Wunderwaffe" führten zu einer Reihe verscheidenster (Not-)Lösungen. Eine davon war die auf Betreiben von Major Günther von Kornatzki in Achmer aufgestellte Versuchsstaffel, genannt Sturmstaffel 1. Diese war zwar eine Sondereinheit, jedoch weder eine Selbstopfereinheit, noch waren die Flugzeugführer zur Bewährung als "Rammjäger" abgestellt. Die von den Flugzegführern abgeforderte dahingehende Verpflichtungserklärung ist als bloße Absichtserklärung zu werten (siehe Prien: IV./JG 3 S.80 ff. m.w.N.)

Das Ziel dieser Freiwilligeneinheit war die Vernichtung einer möglichst große Zahl von Viermots. Aufgrund der Angriffstaktik, die Bomber aus nächster Nähe zu bekämpfen, kam eigentlich nur die im Vergleich zur Bf 109 wesentlich beschussunempfindlichere Fw 190 in Frage. Die ersten Maschinen stammen aus der Baureihe A-6 und wurden mit einer zusätzlichen, zunächst 5-teiligen 5mm Seitenpanzerung im Kabinenbereich ausgerüstet. Außerdem wurden die Dreiecksseitenscheiben mit 30mm Panzerglas verstärkt, die Schiebehaube erhielt 30mm starke Panzerscheiben in einem Holzrahmen, welche von der Truppe sofort als Scheuklappen bezeichnet wurden. Das zusätzliche Gewicht motivierte den Ausbau der MG 17 aus dem Rumpfbug, da die Gewehrmunition (7,92 mm) ohnehin nicht sehr viel Schaden anrichten konnte (Spitzname: Luftwaffenanklopfgerät)

Anfang Mai 1944 wurde die Einheit dem JG 3 unterstellt, dessen IV.Gruppe als Sturmgruppe eingesetzt werden sollte. Um diesen Zeitraum erfolgte auch die Zuführung der Fw 190 A-8/R2 welche die oben genannte Sturmausrüstung mit 3-teiliger Seitenpanzerung und 3cm MK 108 im Außenflügel besaß. Die MG 131 waren wie vorher die MG 17 ausgebaut. Feldmäßig wurden die Scheuklappen teilweise demontiert. Eine genaue Aufstellung der zusätzlichen Panzerung(auch intern) findet sich in Rodeike, auf Seite 370. Bei der Variante A-8/R-8 entfielen die Stahlplatten an der Rumpfseite und die Zusätzliche Panzerung des Windschutzes einschließlich "Scheuklappen", jedoch war sie ebenfalls mit MK 108 ausgerüstet.

Dieser Abriß basiert auf dem Abschnitt zu den Sturmjägern in Rodeike, Jagdflugzeug Focke Wulf und kann natürlich nur schlaglichtartig sein. Wer sich tiefer für dieses Flugzeug interessiert sei an eben dieses Buch verwiesen (s.u.). Geschichtliches zur Sturmjagd kann bei Prien IV./JG 3, Mombeek JG 4 und Lorant JG 300 Bd.2 nachgelesen werden.

Bausatz Lange hat es gedauert, bis Tamiya sich endlich bequemt hat den F-8 Bausatz als normale A-8 herauszubringen. Jedoch, das Warten hat sich gelohnt. Alle Teile des Ursprungsbausatz sind enthalten (es bleibt also 'ne Menge für die Restekiste übrig). Der Flügel ist so modifiziert, dass die Waffenabdeckungen für MG 151/20 oder MK 108 angebracht werden können. Es liegen 2 zusätzliche Klarteile für die Scheuklappen bei. Für die durchsichtigen Bauteile liegen ebenfalls vorgedruckte, aber leider nicht gestanzte Masken bei und schließlich liegen die Seitenpanzerungen als "Aufkleber" bei. Damit habe ich so meine Befürchtungen, aber ich werde sie wohl für den Bau verwenden, da ich das Modell aus der Kiste bauen will (bis auf Räder und Gurte vielleicht...).

Der Abziehbildbogen ist reichhaltig und ermöglicht den Bau von 5 Flugzeugen, die alle Piloten zugeordnet sind:

  1. Fw 190 A-8/R2 11./JG 3 Unteroffizier Willi Maximowitz (DK, 27 Luftsiege davon 15 4-mots.) Frankreich Juni 1944 (Bemalungsplan in 1/48)
  2. Fw 190 A-8/R2 5./JG 300 Leutnant Klaus Bretschneider (RK, 34 Luftsiege, davon 17 4-mots.) Oktober 1944
  3. Fw 190 A-8/R2 IV./JG 3 Hauptmann Wilhelm Moritz (RK, 44 Luftsiege, ca. 12 4-mots.) November 1944
  4. Fw 190 A-8/R2 5./JG 300 Uffz. Matthäus Erhard (7 Luftsiege, davon 4 oder 5 4-mots) Oktober 1944
  5. Fw 190 A-8/R2 5./JG 300 Uffz. Ernst Schröder November 1944 (7 Luftsiege)

Fazit: Sehr guter Bausatz in bekannter Tamiya Qualität mit den bekannten Schwächen im Fahrwerksbereich. Zumindest die Räder sollten ausgetauscht werden, da sie nach wie vor zu klein sind.

Steffen Arndt, Schwerin


Das Vergleichsrad ist von Cutting Edge

Literatur:

Peter Rodeike, Jagdflugzeug Focke Wulf - Fw 190 A, Fw 190 "Dora", Ta 152 H;
Struve Druck, ISBN: 3-923 457-44-8