Iljuschin Il-2m3 Sturmowik

Tamiya 61113 – 1/48

Vorbild: Der Entwurf beruhte auf einem Aufruf Josef Stalins aus dem Jahre 1936 zur Entwicklung eines Mehrzweckflugzeuges für die sowjetischen Luftstreitkräfte. Obwohl sich Sergej Iljuschin an diesem Wettbewerb offiziell nicht beteiligte, begann er, Studien über ein Flugzeug mit einer optimalen Kombination aus Masse, Panzerung, Feuerkraft und Geschwindigkeit durchzuführen. 1938 waren seine Überlegungen soweit gediehen, dass er in einem Brief an den Zentralrat der KPdSU vom 27. Januar 1938 darum bat, ihn mit der Konstruktion zu beauftragen. Sein Vorschlag wurde angenommen und am 5. Mai offiziell bewilligt.

Im Januar 1939 wurden die technischen Anforderungen an das Modell herausgegeben und der Bau des ersten Versuchsmusters begann. Am 2. Oktober 1939 konnte Testpilot Wladimir Kokkinaki mit der ZKB-55 zum Erstflug starten. Eine zweite ZKB-55 flog am 30. Dezember 1939. Als Antrieb der zweisitzigen Maschine diente ein V12-Motor Mikulin AM-35. Die Werkserprobung war am 26. März 1940 abgeschlossen und die ZKB-55 begann im NII (Forschungsinstitut der WWS) die Erprobung. Sie dauerte vom 1. bis zum 20. April und bescheinigte dem Typ die Eignung als Schlachtflugzeug.

Allein 15 % des Gesamtgewichts entfielen auf die starke Panzerung, die Motor, Tank, Besatzung und Kühlsystem schützen sollte, als militärische Bezeichnung wurde das Kürzel BSch-2 vergeben (russisch für gepanzertes Schlachtflugzeug). Allerdings wurde von der Militärkomission die geringe Geschwindigkeit von 362 km/h aufgrund der geringen Leistungsfähigkeit des AM-35 in niedrigen Höhen bemängelt. Auf Bitte Iljuschins begann der Triebwerkskonstrukteur Mikulin deshalb in Eigeninitiative die Entwicklung des leistungsstärkeren AM-38, die noch im selben Jahr abgeschlossen wurde.

Als die Vorbereitungen zum Bau einer kleinen Vorserie fast abgeschlossen waren, erging plötzlich die Forderung, die BSch-2 zum Einsitzer umzurüsten, da ein nach hinten feuernder Bordschütze als überflüssig angesehen wurde. Iljuschin baute deshalb die erste ZKB-55 dementsprechend um und ersetzte gleichzeitig den AM-35 durch den AM-38. Die Erprobung erfolgte als ZKB-57 vom 12. bis zum 22. Oktober 1940. Das Flugzeug erreichte dabei dank des stärkeren Motors in Bodennähe 423 km/h. Die Militärs erkannten jedoch die Notwendigkeit eines solchen Flugzeuges nicht und so erfolgte kein Auftrag zur Serienproduktion. Erst nach einem Treffen von Iljuschin und Mikulin mit Stalin im Dezember 1940 wurde von diesem persönlich der Bau angeordnet.

Die Vorbereitungen zur Serienfertigung begannen nach einigen Änderungen im Januar 1941 im Flugzeugwerk 18 in Woronesch unter der Bezeichnung ZKB-55P. Noch im selben Monat erhielt das Flugzeug die offizielle Bezeichnung Il 2. Die Erprobung der ZKB-55P/Il-2 dauerte vom 28. Februar bis zum 20. März 1941 und wurde durch A. Dolgow durchgeführt.

Parallel dazu begann im Februar die Serienfertigung. Der Erstflug der ersten Serien-Il-2 erfolgte am 10. März 1941. Bis zum Kriegsbeginn am 22. Juni 1941 wurden 249 Il-2 an die WWS geliefert. Kurz darauf erfolgte die Verlegung der Produktion nach Kuibyschew. Noch im Herbst desselben Jahres war die Evakuierung abgeschlossen und die Il-2 wurde von da an in stetig steigenden Zahlen den ganzen Krieg hindurch hergestellt und an die Fronteinheiten geliefert, bis die Produktion im Jahr 1945 auf das Nachfolgemodell Il-10 umgestellt wurde.

Bereits bei den ersten Kämpfen erlitt die Il-2 größere Verluste. Dies war einerseits auf den zu dieser Zeit fehlenden Jagdschutz zurückzuführen, andererseits auf die mangelnde Verteidigungsfähigkeit des Musters im rückwärtigen Bereich. Im Februar 1942 wurde darum beschlossen, die Il-2 entsprechend Iljuschins früheren Entwürfen wieder zum Zweisitzer umzubauen. Die Erprobung dieses als Il-2M bezeichneten Modells erfolgte im März desselben Jahres, gleichzeitig wurde ein stärkerer AM-38F-Motor eingebaut. Die WWS erhielten diese Il-2 ab September/Oktober 1942. Als Waffe für den Bordschützen diente ein Beresin-UBT-Maschinengewehr im Kaliber 12,7 mm.

Ab Frühjahr 1943 erschien mit der Il-2M-3 die leistungsfähigste Version. Sie besaß verbesserte Flugeigenschaften und war an den gepfeilten Außenflügeln erkennbar. Sie war die am meisten produzierte Il-2. Eine kleine Anzahl dieser Maschinen erhielt je zwei Unterflügelstationen mit 37-mm-Kanonen NS-37.

Die Il-2 war sehr effektiv in der Bekämpfung von Panzern und anderen Bodenzielen. Viele Piloten erzielten Erfolge mit diesem Flugzeugmuster und wurden entsprechend hoch dekoriert, allerdings waren diese Einsätze oft auch sehr verlustreich. Neben den oben angeführten Gründen, waren dies oft auch auf starre Taktik bzw. schlechte Führung des Verbandes zurückzuführen. Mit Einsatz der besseren sowjetischen und amerikanischen Jagdflugzeuge verbesserte sich die Situation für die Schturmowik-Piloten. Der Zementbomber erwies sich als einer der Erfolgsfaktoren für die Sowjetunion.

Die Produktionsangaben aller gebauten Il-2 schwanken stark, sie reichen von etwa 31.000 bis zu 36.163 Exemplaren.

Quelle: nach Wiki: Iljuschin Il-2 Die Nomenklatur ist eine Nachkriegserfindung um die untervarianten halbwegs auseinander halten zu können. Den gepfeilten Flügel gibt es in Holz- und Metallausführung, wobei erstere während des Krieges häufiger auftrat.

Bausatz: Zur Modelshow in Shizuoka hat Tamiya etwas zur Überaschung der meisten Modellbauer eine Iljuschin Il-2 mit gepfeilten Flügeln angekündigt. Der Bausatz war schon recht fortgeschritten, so dass Brett Green ( Chefredakteur von Hyperscale, sowie diverse Zeitschriften und anderer Websites) und Marcus Nichols (TMMI) schon sehr frühzeitig Spritzlinge und gebaute Modelle vorstellen konnten. Das gezeigte war sehr ansprechend, so dass ich mir den Bausatz gleich in Japan bestellt habe und ihn nun endlich (SAL dauert halt manchmal etwas) auf meinem Basteltisch habe.

Im Karton erwartet den Modellbauer das typische Tamiya Paket. 5 dunkelgraue und ein klarer Gießrahmen enthalten die Bauteile für das Modell. Für die Klarteile gibt es auch Masken zum ausschneiden. Dazu kommt eine großer und ein kleiner Decalbogen, die Bauanleitung und ein Faltblatt mit Informationen zum Original in japanischer, englischer und deutscher Sprache.



Die Gestaltung der Spritzrahmen ist toll. Scharfe Gravuren, feine erhaben Details, seidenmatte Oberfläche für gute Farbhaftung. Wieder wartet der japanische Hersteller mit vielen intelligent entworfenen Details auf, z.B. der Lufteinlauf über dem Motor. Der Gießrahmen für den Flügel enthält nur Teile für diesen, so das eine Spekulation über eine Il-2 mit gleichmäßig gepfeiltem Flügel nicht allzuweit hergeholt ist.

Der Bausatz bietet drei Bemalungsvarianten:

  1. Iljuschin Il-2 "weiße 1" 6. GvOShAP; Pilot: zweifacher Held der Sowjetunion Iwan Fomitsch Pawlow, Bordschütze G.I. Mamyrin Januar 1945
  2. Iljuschin Il-2 "weiße 07"; 566. ShAP 225. ShAD; Pilot: zweifacher Held der Sowjetunion Wassili Iljitsch Mychlik
  3. Iljuschin Il-2 "weiße 12"; 16.VA. Apil 1945

Die Tarnbemalungen der Maschinen der sowjetischen Luftstreitkräfte sind ein extrem schwieriges Feld. Der Bausatz zeigt nur 3-Ton Varianten: grau-oliv-erdfarben. Die Bemalung war abhängig vom Herstellerwerk und vom Zeitpunkt der Produktion (abgesehen von späteren Ausbesserungen) … hier kann man sehr viel Zeit in die Recherche investieren. Neben den beiden genannten Literaturquellen lohnt auch ein blick auf die inzwischen eingestellte Seite von Erik Pilawski ().. die aber auch nicht das "allein Seligmachende" ist.

Fazit: Tamiya liefert hier mal wieder einen tollen Bausatz im Maßstab 1/48. Danke an den Hersteller aus Shizuoka! Allerdings hat die Qualität auch ihren Preis.

Ich habe im Artikel auf einen Vergleich mit der Il-2 von Accurate Miniatures verzichtet. Zwischen den Bausätzen liegen 15 Jahre Entwicklung der Technologie und der Ansprüche der Modellbauer. Aus dem alten Bausatz kann mit Sicherheit ein sehr gutes Modell entstehen, allerdings lässt es sich nicht so einfach zusammenbauen (ich hab eine seit Jahren im Bau). Andererseits hat man hier und da auch einige Abstriche wegen der damaligen fertigungstechnischen Möglichkeiten gemacht. Nach meiner Einschätzung haben beide Bausätze ihre Daseinsberechtigung, der von Tamiya ist eben neuer, besser, teurer, der andere immer noch gut, anspruchsvoll zu bauen, aber oft günstig zu bekommen. Insbesondere die Eduard-Box ist interessant, da hier die "Il-2 M-3" mit geradem Flügel dargestellt ist.

Zubehör gibt es für die Accurate Mitiatures Modelle von diversen Firmen, von dem man einiges sicher auch hier verwenden kann. Eduard hat für den kommenden Monat bereits Fotoätzteile und Resinräder und Abwurfwaffen angekündigt.

Steffen Arndt, Barsinghausen (Juli 2012)

Literatur:

Iljushin Il-2 Shturmovik - IL-2 Type 3, IL-2 Type 3M, IL-2KR, UIL-2
Ovcacik/Susa
4+ Publication
ISBN 80-87045-00-9
Il-2 Shturmovik Guards Units of World War 2
Osprey Combat Aircraft 71
Oleg Rastrenin, A. Yurgenson (Illustrator)
Osprey Publishing 2008
ISBN: 978-1846032967