Zur Geschichte: Das Konzept des Huckepackfluges wurde bereits im ersten Weltkrieg erprobt. Dabei wurde ein unbemanntes Transport- oder Bombenflugzeug von einer einmotorigen Maschine gesteuert und bis zur Trennung ins Ziel gelenkt, um dann ferngesteuert gezündet zu werden. Die "deutsche Mosquito", Ta 154, so genannt weil zu mehr als 50% aus Holz konstruiert, sollte in der hier vorgestellten Form als unbemannter Sprengstoffträger gegen amerikanische Bomber eingesetzt werden, gesteuert vom Cockpit der huckepack montierten Fw 190. Dazu sollte die Ta 154 aus überhöhter Position in einen Bomberverband gesteuert werden und nach der Trennung von der Führungsmaschine sollte der Sprengkopf zwischen den Bombern zur Explosion gebracht werden. Ob dieses Konzept jemals verwirklicht wurde ist nicht bekannt.
In der riesigen immerhin zweiteiligen Box finden sich je ein kompletter Bausatz einer Tank 154 und einer nicht näher definierten FW 190 einer späten Baureihe (A7, A8, A9 oder F8?) sowie ein Rahmen mit den Teilen für den Sprengkopf der Ta 154 und das Bugfahrwerk. Alle sind separat verpackt, wegen des überdimensionierten Kartons besteht jedoch das Risiko der Beschädigung bei heftigen Bewegungen der Verpackung.
Die Plastikteile stammen vermutlich aus dem Hause Dragon/Trimaster und dürften damit rund zwanzig Jahre auf dem Buckel haben. Der Fw 190-Form sieht man ihr Alter deutlich an, denn es finden sich reichlich Gussgrat und Versatzstufen an den Teilen. Die Oberfläche ist glatt und glänzend. Die Ta 154 scheint jüngeren Datums, die Plastikteile sind fast gratfrei und etwas rau an der Oberfläche. Während die FW 190 leicht verhuschte Gravuren aufweist, sind diese bei der Ta 154 wie mit dem Lineal gezogen und gleichmäßig in Breite und Tiefe. Der Gussrahmen mit den speziellen Mistelteilen ist von ähnlicher Qualität wie die Ta 154.
Beide Kits sind ihrer Abstammung entsprechend fein detailliert und weisen komplette Cockpits und Fahrwerkschächte und Fahrwerke auf. Die Haube der FW 190 ist zweiteilig in der nicht gewölbten früheren Variante ausgeführt. Die Haube der Ta 154 besteht ebenfalls aus zwei Teilen sowie einem t-förmigen Stück zur Darstellung der Fenster in der Flügelwurzel. Das Seitenruder der Ta 154 ist separat und lässt sich eingeschlagen darstellen. Etwas Sorge hätte ich bei dem an den Sprengkopf anzusetzenden dünnen Fahrwerksstreben. Ob sie das Gewicht beider Kits aushalten? Vielleicht sollte man sie besser durch Draht ersetzten.
Problematisch dürfte auch für viele die notwendige "Chirurgie" beim Abtrennen der Rumpfnase der Ta 154 sein.
Der Decalbogen zeigt eine fiktive Maschine ("project") "rote 1" von 1944 mit roten Markierungen am Motor der FW 190 und dem Sprengkopf der Ta 154 sowie einer handgemalten "006" am hinteren Rumpf der Ta 154. Ebenso fiktiv ist die Tarnung in RLM 76 über alles mit Flecken in RLM 75.
Zwar stellt die Angabe von RLM Nummern in der Bemalungsanleitung einen großen Fortschritt für Revell dar, aber die 14 verschiedenen Grautöne in der Anleitung sind zum Teil dermaßen ähnlich, dass die Bemalung einem Ratespiel gleichkommt.
Fazit: Alles in allem: eine erfreuliche Wiederauflage eines interessanten Projektes aus der Zeit der letzten Kriegsmonate. Die Qualität der beiden Kits ist etwas unterschiedlich, aber alles in allem gut. Auch der Revell-Preis mit weniger als 30 Euro ist deutlich niedriger als der der beiden Originalkits.
Wer will und passende Decals übrig hat, kann übrigens die beiden Bausätze als eigene Modelle bauen, die Teile sind alle da!
Dragon-Bausätze haben den Ruf eine eher schlechte Passform zu haben und die Sägearbeiten und der komplexe Aufbau des Vorbildes mit den Streben dürften mit etwas Erfahrung besser zu meistern sein. Daher finde ich Revells eigene Klassifizierung mit Skill-Level 5 durchaus angemessen.
Utz Schißau, Berlin (November 2012)
Quellen: