Historisches: Im Herbst 1933 verhandelten die Heinkel-Flugzeugwerke mit dem RLM über das Projekt eines "Verfolgungsjagdeinsitzers" mit der Bezeichnung P.1015. Im Dezember war eine erste vorläufige Baubeschreibung fertig und das Projekt wurde dem Staatssekretär Erhard Milch bei einer Werksbesichtigung vorgestellt. Als Motor standen der in Entwicklung stehende BMW XV, der englische "Super Kestrel" oder das amerikanische "Conquerer"-Triebwerk zur Auswahl, da ein genügend leistungsfähiger deutscher Antrieb noch fehlte.
Anfang Mai 1934 konnt das RLM die Attrappe erstmals besichtigen. Nach Erfüllung der Wünsche des Amtes und nach einer Abschlussbesichtigung begannen im Oktober die Konstruktionsarbeiten. Zur Erzielung hoher Leistungen dachte man damals auch an die Verwendung der Verdampfungskühlung, die dann aber für dieses Muster fallengelassen wurde.
Im November 1934 stand fest, das das erste Versuchsflugzeug einen Rolls-Royce Kestrel Motor und die beiden weiteren bestellten Prototypen Jumo 210 Motoren erhalten sollten. Im Juli 1935 begann man bei Heinkel, wegend erwarteter Schwierigkeiten mit der vorgesehenen Motorkanone, die Unterbringung von Kanonen in den Tragflächen zu untersuchen. Bereits zu diesem Zeitpunkt war Japan an dem neuen Heinkel-Jagdflugzeug interessiert. Am 01.09.1935 flog Chefpilot Gerhard Nitschke die He 112 V-1 (Wnr.1290 D-IADO) ein. Sie hatte einen RR Kestrel II S Motor. Hauptbeanstandung waren zu hohe Steuerkräfte. Am 16.11.1935 konnte Nitschke den zweiten Prototypen (Wnr.1291, D-IHGE) mit Jumo 210 Motor erstmals in die Luft bringen. Wenige Tage vorher war die He 112 V-1 von Piloten der damals zuständigen E-Stelle Travemünde nachgeflogen worden.
Das Flugzeugentwicklungsprogramm vom 01.11.1935 sah neben den drei V-Flugzeugen den Bau einer Vorserie von 7 Maschinen vor. Für die gerade anlaufende Zusammenarbeit mit der Heeresversuchsanstalt auf dem Gebiet des Raketenantriebs wurde im Dezember der Bau der He 112 V-4 (Wnr.1294, D-IPMY) angeboten. Im selben Monat begann die Erprobung der He 112 V-1 bei der E-Stelle. Der Nullserienauftrag wurde auf 12 Maschinen erweitert, wozu auch die Versuchsflugzeuge V-5 bis V-8 gehören sollten. Im Januar 1936 begann die Arbeit an einem neuen Rumpf zum Einbau des 30-Liter-Motors DB 600 sowie an einen neuen Schnellflügel mit Kanonenbewaffnung. Am 1.April 1936 flog Nitschke die He 112 V-3 (Wnr.1292, D-IDMO) ein.
Bei dem zwei Wochen später in Travemünde stattfindenden Vergleichsfliegen mit der Bf 109 musste er dann aus der He 112 V-2 abspringen, weil das Flugzeug aus dem Flachtrudeln nicht mehr herauszubringen war. Auch ohne diesen für Heinkel sehr bedauerlichen Unfall, hatte sich bereits vorher ein Vorsprung des Konkurrenzmusters Messerschmitt Bf 109 abgezeichnet, das sowohl schneller war, als auch Fertigungsvorteile bot. Als Ersatz für diesen Totalverlust der V-2 wurde die V-9 (Wnr.1944, D-IGSI) in Auftrag gegeben. Insgesamt entstanden neben den ersten drei Prototypen, der für Sonderzwecke gebauten He 112 V-4 und der V-9, weitere 10 Versuchsmaschinen. Dies waren die aus der A-0 Serie abgezweigten zusätzlichen V-Muster V-5 bis V-8 (Wnrn. 1951 - 1954), die vier Vorserienflugzeuge He 112 A-01 bis A-04 (Wnrn. 1955 - 1958), die V-10 (Wnr. 2253, D-IQMA) und die V-11 (Wnr. 2254, D-IRXS).
Anfang 1937 stand endgültig fest, dass nicht die He 112, sondern die Messerschmitt Bf 109 für die Luftwaffe beschafft werden würde. Auch die zuerst angedachte Verwendung des Musters als Trägerjagdflugzeug fiel damit weg. Es gab dann eine Reihe von Exportverhandlungen, die teilweise daran scheiterten, dass das RLM beispielsweise den Jumo 210 G noch nicht freigab, den Lizenzbau im Ausland ablehnte oder wegen der "Sudetenkrise" 1938 die für den Export gebauten He 112 kurzfristig zum Dienst bei der Luftwaffe einzog, wodurch Heinkel seinen Exportverpflichtungen nicht schnell genug folgen konnte.
1938/39 wurden insgesamt 80 He 112 unter der Bezeichnung He 112 E für den Export gefertigt (Wnr. 2001-2080). Als erster Auslandskunde erhielt Japan 1937 vier und 1938 weitere 26 He 112, die unter der Bezeichnung A7He1 von den Marinefliegern in China geflogen wurden und als Lehr- und Studienobjekte dienten. Spanien kaufte 19 He 112 (siehe Flugzeug Extra), Rumänien 30 und Ungarn erhielt 1939 drei He 112 E. In dieser Summe von 82 exportierten He 112 sind zwei der vorher genannten 15 Muster- bzw. Vorserienmaschinen enthalten, deren Identität nicht eindeutig feststellbar ist. Im Dezember 1937 war beispielsweise die He 112 A-03 (Wnr. 1957, D-IZMY) für die Ausfuhr nach Japan vorgesehen gewesen.
Einiges Historisches zum direkten Vorbild des Bausatzes wird im Baubericht folgen.
Quelle: Dr. Volker Koos; Ernst Heinkel Flugzeugwerke (weiterführend siehe unten)
Der Bausatz: Wenn man den recht kleinen Karton öffnet, fallen einem zunächst der Flügel und der Rumpf auf. Beide sind einteilig gegossen und wirken auf den ersten Blick recht robust. Ein näheres Hinsehen lohnt sich jedoch und macht deutlich, dass es sich hier um ein Resinmodell der Spitzenklasse handelt. Ich hoffe ich kann dem Modell gerecht werden und den Farbauftrag so dünn halten, dass die Gravuren nicht zugekleistert werden. Daneben sind noch mehrere kleine Beutel mit Steuerflächen, Kühler, Fahrwerk und Cockpit-Teilen enthalten. Die sehr dünnen Streben haben einen Draht eingegossen (perfekt!) und die Fahrwerksklappen sind dünner als Papier ... ich frage mich, wie man so etwas hinbekommt, einfach toll. Für den Führerraum liegen auch eine kleine Ätzteilplatine mit Fotonegativ und zwei Vaku-Teile für den Windschutz bei.
Eines der Bauanleitungsblätter enthält einen ausführlichen Vorbildteil mit Fotos, während auf dem anderen der Zusammenbau dargestellt ist. Der Bauplan ist für einen Resinbausatz sehr gut! Die Farbgebung und die Platzierung der wenigen Nassschiebebilder wird auf einer Zeichnung erläutert.
Bemalungen: mit den Abziehbildern ist der Bau der Heinkel He 112V6 "5 o 1" aus der Zeit des Spanischen Bürgerkrieges möglich.
Fazit: Ruslan Billik hat hier einen hervorragenden Bausatz geschaffen, den man wahrscheinlich nicht so schnell in Spritzguss erwarten kann. Auch in anbetracht der Qualität sollte man unbedingt zugreifen, wenn man den Bausatz sieht. Und hier kommen wir zu einem kleinen Problem, dem Vertrieb. Auf der Website von Rest Models ist ein deutscher Importeur angegeben, den man bei Interesse kontaktieren sollte, denn im Laden wird man das gute Stück wahrscheinlich nicht rumliegen sehen.
Steffen Arndt, Schwerin
Literatur:
Dr. Volker Koos; Ernst Heinkel Flugzeugwerke. 1933 - 1945, ISBN: 3898802175 | |
Gonzalo Avila Cruz; "Ein Rolls-Royce der Lüfte" Ein Artikel zu den Spanischen He 112 in Flugzeug Extra Hefte 2/2004, 1+2/2005 | |
Karl Ries/ Hans Ring; Legion Condor 1936-1939. Eine illustrierte Dokumentation; Verlag Dieter Hoffmann. ISBN 3873410346 |