Heinkel He 177 A-5 "Greif"

MPM - 1/48

Vorbild: Die Heinkel He 177 war ein deutscher viermotoriger schwerer Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg, der von den Ernst Heinkel Flugzeugwerken gebaut wurde. Ungewöhnlich an dieser Maschine war die Triebwerksanordnung mit jeweils zwei nebeneinander eingebauten Daimler-Benz-Flugmotoren pro Seite die durch ein Getriebe miteinander gekoppelt waren und so eine gemeinsame Luftschraube antrieben. Dadurch sah die He 177, obwohl tatsächlich viermotorig, von außen wie ein zweimotoriges Flugzeug aus.


Obwohl etwas verzerrt stimmen die Proportionen zwischen den beiden Bildern fast! Ein Flügel hat ein Länge von etwa 3/4 der Rumpflänge. Die Spannweite ist also riesig.

Im Jahre 1938 forderte das deutsche Luftfahrtministerium einen schweren Bomber mit großer Reichweite, der für Schiffbekämpfungseinsätze geeignet war. Die Konstruktion von Heinkel wies viele fortgeschrittene Baumerkmale auf, darunter Doppelmotoren die aneinandergekoppelt waren und auf eine einzige Propellerwelle wirkten sowie ferngesteuerte MG-Stände. Letztere wurden jedoch bald zu zugunsten bemannter Drehtürme aufgegeben, was zusammen mit gewichtsträchtigen baulichen Änderungen (die daraus entstanden dieses große Flugzeug für den Sturzflug auszulegen) beträchtliche Eingriffe in die ursprünglichen optimistischen Leistungserwartungen der He 177 verursachte.

Die Entwurfsidee und Konstruktionsarbeit an der He 177 waren gut, das war aber auch alles. Als äußerst anfällige und von ihren Besatzungen nicht gern geflogene Maschine kam sie, noch bevor ihre schlimmsten Fehler behoben worden waren, in den Truppeneinsatz. Der erste Prototyp wurde von zwei 2700 PS starken DB 606 (DB 601 Doppelmotor) angetrieben und machte im November 1939 seinen Jungfernflug; bald stellten sich Schwierigkeiten durch heißlaufende Motoren ein; die zweite und vierte Maschine zerbrach in der Luft; die Motoren der fünften fingen Feuer und brachten das Flugzeug zum Absturz. Ähnliche Störungen bei späteren Prototypen brachten der He 177 Spitznamen wie "Brennender Sarg", "Reichsfackel" oder "Reichsfeuerzeug" ein.

Trotz ihrer unzuverlässigen Triebwerke und anderer Mängel ging die Arbeit an den Vorserienmustern A-0 und dem Serienmuster 177A weiter. Empfehlungen für Triebwerksänderungen wurden bis zur Fertigstellung und Übernahme von einigen hundert Flugzeugen ignoriert. Insgesamt wurden über 1000 He 177 aller Varianten gebaut. Neben der Bomberversion wurden einige Maschinen auch als Fernaufklärer eingesetzt.

Die Schwierigkeiten mit den nebeneinander gekoppelten Triebwerken konnten letztlich nie ganz behoben werden. Diese Technologie war bei praktisch allen derartigen Versuchen (vgl. z.B. Bristol Brabazon oder Saunders-Roe Saro Princess) nicht in den Griff zu bekommen

Um 1944 wurde eine Version mit einer konventionellen Anordnung der vier Motoren vorgeschlagen und auch einige Versuchsmuster gebaut. Zur Serienproduktion kam es jedoch nicht.In Frankreich entstand als Weiterentwicklung der He 177 die He 274 als Höhenbomber bei Farman. Deren Erstflug erfolgte nach der Befreiung Frankreichs als A.A.D-01A im Juli 1945. Vorrangig diente dieses Flugzeug als Erprobungsträger.
Quelle: Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Heinkel_He_177 --- Weiterführend empfehle ich Helmut Stubners Buch (s.u.) Obwohl sehr trockener Lesestoff - ich bin noch lange nicht durch - ist es sehr aufschlussreich.

Der Bausatz zeigt deutlich wie stark sich MPM in den letzten Jahren verbessert hat. Fast alle Bauteile sind in Plastik wiedergegeben. Nur die Ladereinläufe unter den Motoren und zwei MG 151 sind Resinteile . Besonders beeindrucken mich die Rumpf und Flügelteile. Sie sind absolt ohne Verzug!!! und der Flügel hat schon eine schöne V-Stellung (beginnend außerhalb der Motorengondeln) Die Materialstärke beträgt daher zwar ca. 1mm aber mir ist es so lieber. Die Qualitätsanmutung sehr gut bis gut. Leichte Abstriche gibt es nur, weil sich die Oberfläche etwas rauh anfühlt. Um hier Mißverständnissen vorzubeugen: die Teile sind absolut eben und glatt, aber man kann mit den Fingern eine Rauheit wahrnehmen. Wen es stört, der kann mit Schreiner-Schleifvlies entsprechender Feinheit in wenigen Minuten das Modell polieren.



Das Cockpit (dem 9 von 29 Baustufen gewidmet sind) macht einen guten Eindruck - deutlich besser als Trumpeter aber noch nicht ganz Revell Ju 52 Qualität. Aufgrund der "nur Plastik" Auslegung darf man gespannt sein was die MPM Gruppe (CMK) noch so an Zubehör herausbringt, wirklich notwendig sind eigentlich nur Gurte. Wegen der guten Einsehbarkeit werde ich mir aber wohl einen Resin-Cockpitsatz besorgen (falls es einen geben wird).

Zurück zum Bausatz. Die Kleinteile sind gut wiedergegeben, lassen aber noch die Finesse der fernöstlichen Hersteller vermissen. Wie bereits erwähnt, ist die Qualität jedoch ein Quantesprung beispielsweise zur MPM Fw 189. Dem Bausatz liegen auch nicht zu verwendende Teile bei, die auf weitere Bausatzvarianten (He 177 A-3) schließen lassen. Der in der Bauanleitung abgebildete andere Heckstand war bei mir jedoch gar nicht erst abgespritzt (Teile D1/D2).

Aufpassen sollte man beim Heraustrennen der Teile. Lieber etwas mehr Abstand zum eigentlichen Bauteil lassen und dann mit dem Skalpell oder der Feile abtragen. Dies macht nämlich keine Probleme, da das Material recht weich und gut zu bearbeiten ist.



Dem Bausatz liegen Decals von AviPrint für zwei Bemalungen bei.

  1. Heinkel He 177 A-5 der 6./KG 100, Toulouse-Blagnc 1944
  2. Heinkel He 177 A-5 in Nachttarnung der 5./KG 100, 1944

Für diese befindet sich auch ein farbiges Beiblatt im Bausatz, anhand dessen die Tarnverläufe gut dargestellt sind. Der Bogen 1 ist gut gedruckt und weist keinen Versatz auf (es sind auch nur die Balkenkreuze, bei denen dieser auftreten könnte) Leider ist dies beim zweiten, hauptsächlich roten, Bogen anders. Es gibt recht starken Versatz bei den Kennzeichnungsschildern für Treibstoff und Schmierstoff. Auch deren Farben sind sehr seltsam. Treibstoff sollte Gelb sein, ist aber Orange. Analog bei den Schmierstoffdreiecken, welche statt Braun eine Olive Färbung haben, was aber im Gegensatz zu den Oktandreiecken verschmerzbar wäre.



Nachdem bisher für die Fw 200 keine "after market" Abziehbilder erschienen sind, mache ich mir keine allzugroßen Hoffnungen, dass für den Greifen hier etwas publiziert wird. Eine schöne Variante ist zumindestens im Decals Satz "Nachtbomber WNr. 001" von Owl enthalten. Die passende Hintergrundgeschichte kann man in Jet und Prop 6/97 nachlesen. (siehe unten)

Anmerkungen: Ich habe bisher keine Messungen zur Maßhaltigkeit vorgenommen. Ich scheue mich etwas davor, um nicht ein ähnliches Disaster wie beim Condor zu erleben. Sorgen mache ich mir etwas wegen der sehr kurzen "Tragflächenstöpsel" bzw. des nicht vorhandenen durchgehenden Holms. Hier wird man wohl noch etwas machen müssen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Fazit: In der Kiste macht der Bausatz einen insgesamt sehr guten Eindruck. Ich bin gespannt, was es noch so an Zubehör geben wird und in welche Preisregionen es den Bausatz schraubt. Da aber auch direkt aus dem Bausatz ein schönes Modell entstehen kann, ist der Bausatz empfehlenswert!

Steffen Arndt, Schwerin

Erhältlich ist dieser Bausatz für Händler u.a. bei Glow2B (zu erreichen über mail@glow2b.de). Für Privatkunden ist das Modell im örtlichen Modellbaufachgeschäft erhältlich.

Literaturhinweise:

Stubner, Helmut; Das Kampfflugzeug Heinkel He 177 und seine Weiterentwicklungen, eurodoc.corporation Verlagsgesellschaft Zürich, ISBN 3-9522365-0-0: (Nur Text!, trotzdem sehr empfehlenswert!!!)
Becker, Hans-Jürgen; Das Kampfflugzeug Heinkel He 177, Jet & Prop Typenchronik Special 2, vdm, ISBN 3-925480-49-8
Balke, Ulf; Das Kampfgeschwader 100 Wiking, Motorbuch, ISBN 3-87943-772-6 (antiquarisch)
Balss, Michael; "Schwarze Witwe" contra "Greif" in Jet & Prop Heft 6/1997