Das Vorbild: Aufgrund einer Ausschreibung der kaiserlich-japanischen Armeeluftwaffe aus dem Jahre 1934 stellte Kawasaki die Ki-10 (oder Typ 95 Jäger, nach dem 95. Jahr der Meiji Ära) vor, welches der letze Jagd-Doppeldecker im Dienste der imperialen Luftstreitkräfte sein sollte. Dr. Takeo Doi entwickelte dieses Muster auf Basis des von Dr. Vogt entworfenen Typ 92 Jägers, verfeinerte diesen und stattete ihn mit einem stärkeren Triebwerk aus. Der einstielige Doppeldecker hatte Tragflügel mit unterschiedlicher Spannweite und war mit dem wassergekühlten 800 PS Ha-9 V-Motor ausgerüstet. Eine Neuerung war der Vorderrumpf, welcher mit dem unteren Flügel eine integrale Einheit bildete, was die Produktion vereinfachte und Gewicht sparte. Der Gesamte Hinterrumpf konnte abgenommen werden. Die Bewaffnung bestand aus 2 7,7 mm MG's.
Der Erstflug erfolgte 1935. Das Flugzeug galt als eines der fortschrittlichsten und wendigsten seiner Zeit. Dank seines günstigen Leistung-Gewichts-Verhältnisses blieb es in seinem gesamten Flughöhenspektum manövrierfähig und hatte eine recht gute Steigrate. Die geringe Flächenbelastung des Typ 95 Jägers wirkte sich günstig auf die Horizontalgeschwindigkeit und die Dienstgipfelhöhe aus.
Die Ganzmetallkonstrution war an den Flügeln und Leitwerken mit Stoff bespannt. Dank der dadurch glatten Oberfläche und der aerodynamisch sauberen Ausführung hatte die Ki-10 einen geringen Luftwiderstand was der Fliegbarkeit zu Gute kam. Trotzdem konnte ein Hagelschauer schon mal eine Staffel außer Betrieb setzen. Die gute Verarbeitung und die geringen Anforderungen an Wartung und Flugvorbereitung, die gute Zugänglichkeit aller Teile und des Motors und ihre Gutmütigkeit machten das Flugzeug bei Technikern und Piloten in China sehr beliebt. Die Chinesen hingegen, welche mit Polikarpow I-15bis und Curtiss Hawk II flogen, war dieser Typ eine unangenehme Überraschung.
Der Einsatz in China zeigte jedoch einige Unzulänglichkeiten auf. Der die Kursstabilität (Stabilität m die Quer- und/oder Hochachse) war nicht besonders gut, was das Zielen und Feuern nicht gerade erleichterte. Weiterhin benötigte das Flugzeug eine recht lange Start- und Landefläche, was die Erweiterung der Flugfelder notwendig machte. Und schließlich war der Jäger mit 2 7,7mm Vickers MG völlig unterbewaffnet. Diese Bewaffnung, obwohl typisch für alle japanischen Jäger bis zur "Zero" , war ziemlich wirkungslos gegen die inzwischen fast durchgängig metallbeplankten Bomber.
Eine gewisse Verbesserung wurde durch die Anpassung des Oberflügels und des Leitwerks erzielt. Diese als Ki-10 II bezeichnete Variante passte gut in die japanische Doktrin von hoher Agilität zur Erringung der Lufthoheit. Zügig ging diese in Produktion und wurde in 290 Exemplaren gebaut. Sie bildete das Rückgrat der japanischen Erfolge in China im Jahre 1938.
Die Bestellung der japanischen Regierung von 280 Ki-10-II im Februar 1937 spricht dafür, dass die Entscheidung, gegen China in den Krieg zu ziehen, bereits vor dem "Zwischenfall an der Marko-Polo Brücke" (Hier das Wiki dazu Marko-Polo Brücke ) getroffen war. Zu diesem Zeitpunkt war die japanische Armeeführung davon überzeugt, dass Doppeldecker immer noch eine wirksame Waffe waren. Die Nakajima Typ 97 (Ki-27) war in der Entwicklung, konnte jedoch nicht mehr rechtzeitig in größerer Zahl zur Verfügung gestellt werden. Die A5M war bereits im Einsatz, so dass die Ki-10 die Kampflast nicht alleine tragen musste. Die Ki-10 der 2. und 8. Daitai waren die ersten Flugzeuge, die taktisch in der Rolle des Jabo benutzt wurden. Der Angriff erfolgte mit Bordwaffen und kleinere Bomben, die an feldmäßig gebauten Abwurfvorrichtungen mittig unter dem Flügel angebracht waren.
Erst nachdem sich der miserable Zustand der chinesischen Luftwaffe offenbarte, setzte man den Typ 95 Jäger in der Luftüberlegenheitsrolle ein, von Herbst 1937 bis Frühjahr 1938. Im April 1938 begann der Zufluss der Ki-27 an die Front und die Ki-10 wurde nach und nach ersetzt. Aber die Chinesische Luftwaffe war zu dem Zeitpunkt bereits geschlagen.
Danach wurde die Ki-10 hauptsächlich zur Einsatzschulung von neuen Einheiten herangezogen. Diese erflogen sich mit ihr ihre Kampfbereitschaft. Beim Grenzkonflikt mit Russland (Chalkin Gol bzw. Nomohan Vorfall --- auch hier das wiki Chalkin Gol ) wurden nochmals einige in den Kampf geworfen und zeigten, dass die Ki-10 mit den neueren sowjetischen Mustern nicht mehr mithalten konnte. Zum Glück bewahrte der Friedensvertrag viele junge Piloten vor dem Tode, zumindest vorerst.
(Quelle: Dieser Vorbildteil entstand durch die wertvolle Hilfe von Ken Glass, der mir einige Artikel (die ersten beiden Quellen, s.u.) zukommen ließ und diese ausführlich kommentierte. Vielen Dank auch an David Aiken, der den Kontakt herstellte.)
Das Modell: Gleich nachdem ich im zweien Quartal dieses Jahrens vom Erscheinen dieses Bausatzes gehört hatte, musste ich ihn mir bei HLJ bestellen. Leider hat es noch ziemlich lange gedauert bis ich ihn bekommen hatte, aber das Warten hat sich gelohnt. Zwei große Spritzlinge und mehrere kleine sind mit Teilen zum Bau der Ki-10 versehen. Weiterhin liegt ein beigefarbener Spritzrahmen mit Dioramenteilen bei. Dieser ist neben den Abziehblidern auch der Hauptunterschied zum Bausatz FB 13. Eine clevere Marketingidee und eine schöne Beigabe. Dem Vernehmen nach sind auch Fahrzeuge bei Fine Molds in der Planung, so dass einem größeren Diorama kaum noch etwas im Wege stehen wird. (Auf dem Karton FB 13 ist ja schon ein Lkw im Hintergrund zu sehen)
Die Teile sind sehr fein graviert und auch die Stoffbespannung macht einen guten Eindruck. Hier und da ist an den Formtrennstellen etwas Grat vorhanden, aber nicht übermäßig viel. Die N-Streben werden in Löcher in den Tragflächen eingeklebt. Eine gute Lösung, wie ich finde, da so die Ausrichtung der Teile ziemlich eindeutig festgelegt werden kann. leider führte diese Auslegung zum einzigen kleinen Manko des bausatzes. Auf der Oberseite des Oberflügels enstanden nämlich im Bereich dieser Aufnahmen leichte Sinkstellen.
Wer sich diesen Bausatz zulegen möchte, sollte gleich noch die Ätzteile von Fine Molds mitbestellen, da hier die Spannbänder und noch einige weitere Details enthalten sind (ich habe dies natürlich versäumt). Der bausatz enthält keinen Verspannungsplan!
Der Bausatz FB 14 lässt zwei Bemalungen zu, die jedoch nicht sehr abwechslungsreich sind. Beide sind graugrün mit organgen Markierungen, wobei die erste Abschussmarkierungen trägt und strömungsgünstig verkleidete Hauptfahrwerksräder besitzt. Der Bausatz FB 13 mit Tarnungen aus der Zeit des Nomohan (Chalkin Gol) Scharmützels ist etwas bunter (Bilder hiervon hat mir freundlicherweise Olaf Krabbenhöft zur Verfügung gestellt, siehe ganz unten.)
Fazit: Die letzten Monate haben eine Vielzahl neuer und sehr schöner Modell gebracht. Für mich ist die Ki-10 eines der interessantesten davon. Mit Ätzteilen und Versand liegt man immer noch knapp unter 30 Euro. Wenn man Glück hat bleibt es dabei, es kann aber noch etwas Zoll und Mehrwertsteuer fällig werden ... also am besten noch in diesem Jahr kaufen. Sehr Empfehlenswert!
Steffen Arndt, Schwerin
Literatur:
Dimitar Nedialkov: Japan against Russia: In the Sky of Nomohan Ich besitze diese Buch nicht, sondern habe nur einen die Ki-10 betreffenden Ausschnitt daraus erhalten und in den Vorbildteil eingearbeitet |
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John W.R.Taylor: Combat Aircraft of the world (1968, sehr alte Informationen) Ich besitze diese Buch nicht, sondern habe nur einen die Ki-10 betreffenden Ausschnitt daraus erhalten und in den Vorbildteil eingearbeitet |
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Link: Debut in Chinese Sky |
Hier noch die Abbildungen aus dem Bausatz FB 13: