Messerschmitt Bf 109G-6 late series

Eduard 82111 - ProfiPACK - 1/48

Vorbild: Die G-Variante der "109" unterschied sich von ihren Vorgängern im Wesentlichen in der Motorisierung mit der stärkeren DB 605-Reihe und schwererer Bewaffnung, z.B. den ab der G-6 eingebauten 13-mm MG 131, die die charakteristischen Beulen über dem Motor nötig machten, von ihren Vorgängern. Die G-Reihe wurde schließlich zur meistgebauten Messerschmitt Bf 109-Variante. Näheres zu den einzelnen Versionen findet sich in der reichlich vorhandenen Literatur!

Bausatz: Im stabilen Stülpkarton mit einer Darstellung des bekannten japanischen Illustrators Koike Shigeo finden sich eine farbige 16-seitige Bauanleitung, ca. 190 blaugraue Kunststoffteile in wiederverschließbaren Tüten verpackt, 14 Klarsichtteile, ein Rahmen bedruckte Fotoätzteile und Eduards Lackiermasken, letzteres alles in Clipbeuteln. Die Qualität ist wie von den letzten Bausätzen her bekannt makellos, Grat fehlt gänzlich, Auswerfermarkierungen sind an Stellen gelegt worden, wo sie nach dem Bau unsichtbar bleiben.

Die von Steffen bei seinem Bausatz monierten Sinkstellen finden sich bei meinem Exemplar nicht. Die Oberfläche zeigt feinste versenkte Gravuren in verschiedenen Stärken und auch die Nieten sind in mehreren Varianten zu finden. Die Glasteile sind dünn und klar.

Im Einzelnen ist der Rumpf wie bei diesem Hersteller üblich einteilig. Alle Steuerflächen, die Vorflügel und die Klappen der Flügelkühler sind separat nachgebildet. Nur die Gießrahmen für den Rumpf und die Flügel sind variantenspezifisch, alles Übrige ist mit "Bf 109 F G K" markiert. Es gibt drei verschiedene Propeller, zwei verschiedene Ladereinläufe, einen Tropenfilter, je ein Spornrad mit kurzem und langem Bein, Seitenleitwerke und -ruder niedrig und hoch, flacher und tiefer Ölkühler, Räder schmal und breit, mit Speichenfelge und Stahlfelge sowie mit und ohne Profil, eine Cockpit-Rückwand mit Batteriekasten, einen kurzen und einen langen Antennenmast, Kopfpanzer aus Stahl und zwei Versionen aus Panzerglas, Gondelbewaffnung mit MG 131/20mm für Rüstsatz 6, 250 Kg-Bombe mit Träger, Rumpfbombenträger mit 50 kg-Bomben (Rüstsatz 2), 2 verschiedene Zusatztanks mit Trägern, zwei Abdeckbleche mit verschiedenen Durchbrüchen für die Rumpfwaffen (rund und eckig), Windschutzscheiben ohne bzw. mit zwei Lufthutzen bzw. einer Hutze und einer Leuchtpistolen-Öffnung, eine dreiteilige und drei verschiedene Erla-Hauben. Somit hat man alles, um frühe und späte Versionen der 109G (G-6, G-10 und G-14) zu verwirklichen.

Das Cockpit wird durch die Verwendung der beiliegenden bedruckten Ätzteile noch weiter verfeinert. Die bedruckten Ätzteile bieten ein mehrschichtiges Instrumentenbrett, Gurte und diverse weitere Kleinteile wie eine Antennenverankerung am Seitenleitwerk, eine Haubenhalterung, eine Ringantenne, das Auspuff-Leitblech links und die Stützen für den Tropenfilter. Besonders positiv sind die Benzinleitung aus Klarsichtmaterial, um das Sichtfenster realistisch darstellen zu können, das separate Motorhaubenscharnier, die separaten Verkleidungen der Fahrwerksschächte in zwei Größen und die an den Fahrwerksbeinen angegossenen Bremsleitungen. Auf eine Motornachbildung hat man bei Eduard verzichtet, aber die Auspuffrohre haben hohle Enden. Interessant finde ich die Befestigung des Propellers, dessen Achse nur durchgesteckt wird und wohl durch sein etwas knolliges Ende den Propeller fixieren soll.

Bemalung: Der diesmal von Eduard selbst gedruckte Decalbogen bietet wie bei ProfiPACKs üblich fünf Versionen:



Für die Platzierung der Wartungshinweise gibt es eine Extraseite mit Hinweisen, dito für die Lackiermasken.

Fazit: 2014 brachte Eduard seine lange angekündigte Messerschmitt Bf109G-6 heraus und nach den hervorragenden Modellen der späten Spitfire-Reihe waren die Erwartungen mehr als hoch. Umso härter fiel das Urteil der Modellbau-Gemeinde aus, als klar wurde, dass der Bausatz neben einigen kleinen Fehlern leider auch deutliche Abweichungen in Spannweite und Rumpflänge aufwies. Zwar fallen diese nur bei direktem Vergleich mit Modellen anderer Hersteller auf und ändern auch nichts an der im Übrigen hohen Qualität des Kits, aber dennoch hat Eduard die Kritik seiner Kunden ernst genommen und weder Zeit noch Kosten gescheut, um den "Schaden" wieder gut zu machen. Hier liegt nun die überarbeitete Version vor, die von den Tschechen diesmal ohne viel Brimborium auf den Markt gebracht wurde. Und man muss sagen: Eduard hat ganze Arbeit geleistet! Ich habe die neuen Rumpfteile und Flügel mit den Zeichnungen aus Ritger verglichen und sie stimmen überein.

Ich weiß, viele werden beim Begriff Risszeichnungen die Nase rümpfen, aber Rowan Bayliss von Aeroscale und Brett Green von Hyperscale haben dasselbe mit anderen Zeichnungen von Kagero bzw. Radu Brinzan getan und das Ergebnis war jedes Mal dasselbe! Ich habe, wie die Fotos zeigen, auch die Rümpfe bzw. Flügelteile der Versionen von 2014 bzw. 2016 neben- bzw. übereinander gelegt und man sieht die Differenz. Auch die kleineren Fehler der ersten Auflage sind mit der neuen Ausgabe behoben worden: Die Beule am Flügel-Rumpf-Übergang, die es nur bei E und frühen F-Varianten gab, wurde durch eine sanfte Auswölbung an der derselben Stelle ersetzt. Die Grundplatte des Lader-Lufteinlaufes hat ihre typische Auskerbung im Bereich der MG-Beule erhalten und die Auspuffrohre sind jetzt abgerundeter. Beibehalten wurde allerdings der ungewöhnliche V-förmige hintere Übergang Flügel-Rumpf, den man aber einfach verspachteln und verschleifen kann. Außer den genannten Korrekturen hat Eduard die Chance genutzt, noch ein paar Extras hinzuzufügen: So findet man für die Steuerbordseite eine dritte MG-Beule mit der zusätzlichen kleinen Kompressorbeule, wie sie meist bei Erla-produzierten Maschinen verbaut war. Der weitere Zusatztank ermöglicht noch mehr Variation. Die Flügeloberseiten sind jetzt außerdem in einem Stück gegossen, was Füll- und Schleifarbeiten erspart. Leider ist das Pitotrohr immer noch an der Flügelspitze angegossen, was akute Bruchgefahr bedeutet, und die Postionsleuchten hätten gern aus Klarmaterial sein dürfen (irgendetwas zu meckern muss sich ja finden). Alles in Allem aber ein sehr schöner, hoch detaillierter Bausatz mit exquisiter Oberflächen-Nachbildung, der auf jeden Fall das Potential hat, der beste auf dem Markt erhältliche Bf-109 G-6 Bausatz in 1:48 zu werden! Steffen hat das Modell übrigens bereits gebaut und hat sich ebenfalls positiv geäußert.

Wegen der zahlreichen kleinen Teile ist der Bausatz nur Modellbauern mit etwas Erfahrung zu empfehlen.

Utz Schißau, Berlin (Mai 2016)

Erhältlich ist dieser Bausatz für Händler bei Glow2B (zu erreichen über www.glow2b.de). Privatkunden finden ihn im örtlichen Modellbaufachgeschäft sowie im Versandhandel.

Literatur


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