Vorbild Die Pitts Special ist ein kleiner Kunstflugdoppeldecker, der von Curtis Pitts 1944 entwickelt wurde. Seit dem Erstflug 1944 haben sich die Pitts - von der zunehmenden Motorisierung abgesehen - kaum verändert. Curtis Pitts baute zuvor zahlreiche Eindecker für Luftrennen. Die Pitts Special wurde zunächst als Einzelstück gebaut. Der Einsitzer verfügte zwar nur über 55 PS, war aber dennoch kunstflugtauglich. Nach dem Einbau eines 90 PS Motors wurde der Kunstflug immer angenehmer. 1947 baute er schließlich den zweiten Doppeldecker "Little Stinker" mit 85 PS, den ihm die amerikanische Kunstfliegerin Betty Skelton sofort abkaufte und mit dem sie zahlreiche Titel bis 1950 errang, was den Ruhm der Pitts begründete. Fortan waren die Pläne der Pitts in der Eigenbauszene hoch geschätzt.
Erst 1971 wurde die S2A, die doppelsitzige Pitts, entwickelt, die mit 203 PS im Vergleich mit der damals 182 PS starken kleineren S1 etwas zu müde wirkte. Erst in der S2B brachte ein Sechszylinder aus 8,9l Hubraum 260 PS ein der S1 vergleichbares Fluggefühl. Die Pitts S2A war zur Zeit ihrer Konstruktion das erste doppelsitzige Kunstflug-Flugzeug, mit dem sich wirklich das gesamte Spektrum des Kunstfluges fliegen ließ. Sie wird von einem 200-PS-Boxermotor angetrieben und ist mit einem Rückenflugsystem für die Öl- und Benzinversorgung ausgerüstet. Aufgebaut aus einem stoffbespannten Stahlrohrrumpf mit Holzflügeln stellt das Flugzeug eine solide und bewährte Technik dar.
Die Pitts Special Flugzeuge dominieren die weltweiten Kunstflugmeisterschaften seit den 1960er Jahren und sind trotz des Siegeszuges von Extra 300 und Edge 540 immer noch ein mächtiges Wettkampfflugzeug in den unteren Kategorien.
Zugelassene Versionen der kompakten Pitts Special werden noch immer von der Firma Aviat in Afton (Wyoming) hergestellt. Erhältlich ist es in der Einsitzer Version S1 (5,1 m Spannweite, 200 PS / 150 kW) oder als Zweisitzer S2 mit 260 PS (194 kW) und 6m Spannweite. Die Pitts Special ist der Inbegriff des Kunstflugdoppeldeckers. Der erste Kunstflugeindecker, der an die Leistungen der Pitts herankam, war die Jakowlew Jak-50.
(Basiert auf dem Wiki Pitts Special)
Bausatz: AZmodel und Legato haben es sich zur Aufgabe gemacht, so nach und nach auch die bedeutensten Kunstflugzeuge als Modell im Maßstab 1/48 herauszubringen. Nachdem er unter dem Label Legato die Resinreihen komplett eingestellt hat, verlegt sich Peter Muzikant auf den Plastikmodellbau und legt hier mit der Pitts Special den ersten Plastik-Bausatz zu dem Thema vor.
Der Bausatz ist typische tschechische Short-Run-Qualität. Auf lediglich einem Spritzgussrahmen finden sich die meisten Teile zum Bau des Flugzeugmodells. Zwei Kanzeln liegen lose in der Tüte mit drin und können so leicht verloren gehen. Ebenso die Resinmotorattrappe, die aber völlig ausreichend ist (ein ganzer Motor wäre Verschwendung). Die Photoätzteile und der Azetatfilm sind extra eingepackt und damit vor Beschädigung und Verlust geschützt.
Die Angüsse sind allesamt ziemlich dick und ich empfehle die Verwendung von PE- oder Rasierklingensägen, wenn man alle Teile beschädigungsfrei aus dem Rahmen trennen möchte. Die Formtrennstelle tritt auf allen Teilen deutlich zu Tage, der Grat lässt sich aber leicht entfernen. Das Material ist ziemlich weich und die Oberfläche etwas rauh. Die Detaillierung im Innenraum ist trotz der Ätzteile spärlich, entspricht damit aber in etwa dem Original und durch die kleinen Öffnungen kann man ohnehin nicht viel erkennen. Außerdem ist das Modell sehr klein(!), was bei Abmaßen von grob 6mal6 Metern im Original kein Wunder ist.
Nachdem ich die Fotos geschossen hatte, fing ich auch gleich mal an etwas probezupassen. Alles in Allem ist das ganz ordentlich. Die Gravuren habe ich etwas nachgezogen, damit sie an Schärfe gewinnen, was aber sicher Geschmackssache ist. Auch etwas Spachtel wird man hier und da benötigen. Die Bauanleitung ist ganz ordentlich gemacht, aber leider verfügen die Teile nur über wenige Merkmale, die eine 100% eindeutige Platzierung zulassen. Die unteren Flügel habe ich eher "Pi-mal-Daumen" angeklebt und auch sonst ergeben sich einige Fragen, die man anhand von Vorbildfotos oder mit Mut zur Lücke lösen muss. Die Verstrebungen müssen aus Plastic Sheet oder Rundmaterial selbst angefertigt werden. Ich werde da wohl meistens auf die geätzten Verspannungsprofile von Thomas Gatermann (PMCL) zurückgreifen. Mit der Verspannung muss man sich natürlich auch noch beschäftigen, nicht sehr viel, aber ein paar Drähte gibt es doch.
Die Decals waren bei mir etwas angekratzt, das sich ein Teil darin eingepresst hat. Ich denke aber, dass diese noch verwendbar sind. Warum für den Oberflügel blaue und ansonsten weiße Markierungen beiligen, weiß sicherlich nur deren Designer. So muss man eben den Blauton treffen, wenn man die belgische Maschine bauen möchte oder die Farbgrenzen abkleben. Zwei Flugzeuge lassen sich darstellen. zumindest für die OO-NUE lassen sich recht viele Fotos bei Airlines.net finden. Ansonsten muss man aufpassen, welche Saison (bzw. im Zweifelsfall auch welchen Flugtag) man im Modell darstellen möchte. Meine "Lieblingsmaschine" für eine S.2A mit einer Vollsichthaube habe ich auch dort gefunden, und ich hoffe, dass diese mal durch einen Decalhersteller (oder vielleicht durch AZ selbst) herausgebracht wird: D-ELYNN .. die Schachbrettmuster auf einem so kleinen Modell selbst abzukleben, ist mir dann doch etwas zu wahnsinnig.
Fazit: Interessantes Modell eines bedeutenden Kunstflugzeugs. Definitiv kein Modell für Anfänger, aber für etwas erfahrenere Modellbauer mal ein kleines Short-Run-Projekt "für zwischendurch".
Bezug: Erhältlich dieser Bausatz via TOM Modellbau oder natürlich im örtlichen Fachhandel.
Steffen Arndt, Ettlingen (Dezember 2009)