Die Deutschen Luftstreitkräfte im Einsatz - 1956 - heute

Der UNITEC-Verlag legt hier, unter Federführung von Gerhard Lang, das erste Heft einer neuen Profilreihe zur Geschichte der deutschen Luftstreitkräfte vor. Der Titel beschränkt dies auf die Zeit von 1956 bis heute. Ein kurzer Blick und die Titelfotos zeigen, es geht um die Geschichte der Bundeswehr.

Hier wäre es sinnvoll gewesen das Gesamtvorhaben in einem Vorwort zu umschreiben. Der Hauptteil der Überschrift suggeriert viel mehr. Gab es doch seit der Entstehung von Luftstreitkräften in Deutschland vier Armeen die unterschiedlichen politischen Staatssystemen dienten, d.h. es wäre schon interessant, ob es bei der Bundeswehr bleibt oder die vorher bzw. zeitgleich existierenden anderen deutschen Luftstreitkräfte zur Serie gehören.

Das reich bebilderte Heft umfasst die Gründungsjahre der Bundeswehr von 1956 bis 1959. Hier wird die Entwicklung der Fliegerkräfte von Luftwaffe, Heer und Marine in getrennten Beiträgen dargelegt. Für jede Teilstreitkraft gibt es eine von G. Lang (Luftwaffe, Heer) und Karl Keller (Marine) zusammengestellte Chronik. Also eine als fortlaufender Text verfasste Datensammlung und keine historische Darstellung. Jede Chronik wird durch einen, nur einem Thema gewidmeten Beitrag, ergänzt. Eingedenk der Festlegung auf die 1950er Jahre erwartet man hier vertiefende Aussagen für diese Zeit. Dem werden diese Spezialteile leider nicht gerecht, sie gehen teilweise bis in die Gegenwart (2011).

Der Beitrag für die Luftwaffe "Fliegerhorst Fürstenfeldbruck. Die Wiege der deutschen Luftwaffe" (OTL a.D. Harald Meyer) lässt nicht nur in der Überschrift, die o.g. Begriffsunschärfe erkennen. Er beginnt mit einem wertfreien Rückblick auf die Gründung des Fliegerhorstes 1933/35 und lässt damit offen, welche Wiege welcher Luftwaffe gemeint ist. Von 13 Seiten beschäftigen sich gerade einmal drei mit den Jahren 1955-59.

Für das Heer betrachtet G. Lang "Zwei einsame Mohikaner. Erprobung der Grumman OV-1B/C Mohawk bei den Heeresfliegern". Diese Erprobung liegt komplett außerhalb der Chronikjahre und hätte besser in die 1960er Jahre gepasst.

Einziger Lichtblick in diesem chronologischen Kuddelmuddel ist das Porträt der Fairey Gannet A.S.4/T.5 von Jürgen Becker. Er stellt den Werdegang des Flugzeuges von der Entwicklung bis zu seiner Nutzung bei den Marinefliegern übersichtlich dar.

Neben dem Genannten fallen dann noch einige Schwachstellen auf, wie z.B. in der Typografie (uneinheitliches Schriftbild z.B. S.3, getrennte Typenbezeichnungen, S.3) und dem uneinheitlichen Gebrauch von Vornamen.

Fazit: Dem hochtrabenden Titel kann die geplante Serie in keiner Weise gerecht werden, dazu ist das Format m.E. auch nur bedingt geeignet. Der umgesetzte Chronikgedanke aber sehr wohl. Allerdings sollte er dann auch einer klareren Linienführung folgen.

Dr. Jürgen Willisch, Potsdam (Juni 2017)