Lockheed P-38 F Lightning "Glacier Girl"
Academy 1/48

Vorbild: Die "Flying Dutchman" gehörte zur 39th FS, die vom 2. - 5. März 1943 an der Battle of the Bismarck-Sea teilnahm, einer epischen Schlacht mit dem Ziel, einen japanischen Konvoi von Rabaul auf Neu Britannien nach Lae auf Neu Guinea zu unterbinden. Sie trug ganz wie das Airfix-Modell die frühen Nationalitätskennzeichen ohne Balken und weiß-rote Haifischmäuler auf den Motorhauben.


Airfixcover

Prolog: 1972 brachte Airfix in 1/72 eine P-38F heraus und ersetzte damit ihren Uralt-Bausatz der P-38J von 1958. Dieser Kit war für damalige Zeiten recht gut detailliert und mein Exemplar ließ sich auch noch recht gut bauen. Mir gefielen schon immer die frühen Varianten P-38E/F/G und H besser als die späteren J und L. Sie waren zwar nicht so leistungsfähig wie ihre späteren Schwestern, wirkten mit ihren stromlinienförmigen Einläufen und den flacheren Kühlern aber deutlich eleganter. Außerdem gefielen mir die häufig verwendeten Haifischmaul-Dekoration sehr gut. Bei einem Gespräch mit einem Modellbaukollegen über die alten Airfix-Kataloge hatte dieser die Idee, das Deckelbild des alten Airfix-Modells in 1/48 quasi wieder aufleben zu lassen. Als Geburtstagsgeschenk erhielt ich von ihm später dann eine P-38F von Academy in der Variante der berühmten "Glacier Girl", die 1992 auf Grönland im Eis gefunden wurde, ergänzt durch ein Aires-Cockpit und Räder und Kompressor-Details von Eduard-Brassin. Das I-Tüpfelchen bildeten die Super-Scale-Decals Nr. 48-1018 mit den Nassschiebebildern der "Flying Dutchman" von Lt. Edward T. Randall.

Bau: Das Resincockpit passte gut zusammen und ganz entgegen eigenen anderen Erfahrungen ließ es sich auch noch einfach in die Rumpfnase, die ein Teil mit dem unteren Flügel bildet, einbauen. Der Cockpitbereich wurde mit Gunze Mr. Hobby H58 Interior Green bemalt, mit Vallejo Model-Color detailliert und anschließend mit MIG Neutral Wash behandelt. Einige Stellen wurden mit einem Super Ferby Silberstift gechippt.

Man darf nicht vergessen, reichlich Ballast in die Nase zu kleben - ich verwende dazu Angler-Blei. Wie viel ich genau verwendet habe, kann ich nicht sagen, aber ich hörte erst auf, als sich der provisorisch mit Klebeband zusammengehaltene Rohbau mit den Zwillingsrümpfen und dem Leitwerk an den Flügelenden unterstützt deutlich nach vorne neigte.

Der nächste Schritt bestand im Zusammenbau der Fahrwerksschächte, die komplett mit Gunze Super Fine Silver 2 in Aluminium bemalt wurden. Diese verschwanden zwischen den Hälften der Leitwerksträger bzw. unter der Nase. Leider mussten die Hauptfahrwerksbeine vor dem Zusammenbau der Leitwerksträger eingebaut werden, was zu permanenter Bruchgefährdung führte. Daher umwickelte ich sie mit breitem Kreppband als Schienung. Das Bugfahrwerkbein konnte nachträglich eingebaut werden.

Nun kam der Hauptteil des Baus dran, die Konstruktion von Flügeln, Rumpfnase, Leitwerk und Leitwerksträgern. Hier gab es wie zu erwarten einige Probleme zu überwinden, bis die komplexe Form zusammenpasste. Vieles stand über und musste verschliffen werden, an mehreren Stellen gab es einige breite Spalten zu füllen. Hierfür verwendete ich wie immer dickflüssigen Sekundenkleber, der mit Beschleunigerspray binnen weniger Sekunden schleiffähig hart wurde. Natürlich war anschließend an den Übergängen auch noch sehr viel nachzugravieren.

Die Propellerachsen sollen lt. Bauanleitung lose in die Motorverkleidung eingelegt werden und rutschen dann unvermeidlich in den Motorraum, wenn man später die Propeller aufstecken will. Wenn man wie ich Wert auf drehbare Propeller legt, kann man entweder diese bereits in diesem frühen Baustadium anbauen (Bruchgefahr, s. o.) oder wie ich versuchen, mit Plastikmaterial eine Barriere hinter die Achsen zu bauen. Dies funktionierte leider nur rechts, links klötert die Propellerachse seither im Leitwerksträger herum. Daher musste ich mir hier behelfen, indem ich aus einem Evergreen-Stab eine neue Achse in den verwaisten Propeller klebte, über die ich ein passendes Stück Evergreen-Rohr schob und dieses mit einem Ring am Ende sicherte. Nachdem das Modell fertig war, fand ich übrigens zwei kleine Ringe an einem Losen Stück Gussast, die ich nicht mehr zuordnen konnte. Im Nachhinein kam mir die Idee, dass diese vielleicht zum Fixieren der Propellerachsen von vorn gedacht waren. Die Bauanleitung schweigt sich dazu allerdings aus.

Im Vorderrumpf wurde die Öffnung passend erweitert und die ganze Konstruktion konnte gegen Ende des Baues von vorn eingeklebt werden. Interessanterweise müssen beim Schwestermodell der P-39J/L von Academy die Propeller nur von vorn aufgesteckt werden! Das Pitotrohr saß bei der P-38F im Gegensatz zur P-38E nicht mehr unter dem Vorderrumpf, sondern unter der linken Tragfläche und das Mittelteil der Cockpithaube klappte nicht mehr zur Seite, sondern nach hinten oben.

Die Seitenscheiben wurden übrigens zum Aussteigen heruntergekurbelt ähnlich wie Autoscheiben. Für eine offene Haube ließ ich daher die linke Seitenscheibe "heruntergekurbelt" ganz weg, die rechte baute ich ein, für das Mittelteil klebte ich ein ca. 1x2 mm großes Plastikstück an den oberen Rahmen, das mittlere Haubenteil wurde daran fixiert. Da die Haube weit offensteht, war es nötig, die Rahmen von innen mit Interior Green zu bemalen, von außen natürlich in Olive Drab.

Nachdem das Cockpit und die Fahrwerksschächte mit Schwammstückchen und Klebeband verschlossen worden waren, wurde das gesamte Modell mit Neutral Gray H53 gesprayt. Nach dem Durchtrocknen konnte ich dann alle verbliebenen Fehler gut erkennen und nachbearbeiten, was einige Abende in Anspruch nahm. Als nächstes wurde die Oberseite mit einem Preshading in Mattschwarz versehen. Dann folgte die Oberseitentarnung in Olive Drab 2 H78 in mehreren dünnen Lagen, um das Preshading nicht völlig zu überdecken. Anschließend hellte ich die Mitte einiger Bleche mit Olive Drab und Weiß auf. Im Bereich zwischen Motorgondeln und Cockpit waren die Flügel der Lightning oft stark abgetreten. Dabei bildeten sich viele blanke Stellen, die ich mit einem Silberstift darstellte.

Die Turbolader in den Leitwerksträgern erzeugten bei der Arbeit viel Hitze, was zum deutlichen Ausbleichen der Tarnbemalung führte. Dies stellte ich mit einem Gemisch aus Weiß H11, Neutral Gray H53 und etwas Radome-Farbe H318, in der Mitte mit etwas Neutral Gray pur dar. Die Fußspuren auf den zentralen Flügelbereichen deutete ich außerdem mit Tamiya Weathering Master Set A-Brauntönen und MIG-Pigmenten Black Smoke und African Earth an. Gleiches gilt für die Bereiche um die Turbolader. Zum Schluss wurden die unteren Bereiche der Ruder und die Spinner-Hinterplatten mit einem Gemisch aus Blau H15 und etwas Gelb H4 und Weiß H11 lackiert, was FS25183 so nahe wie möglich kam.

Drei dünne Lagen Future sorgten anschließend für die Versiegelung der vorher aufgetragenen Farbschichten. Nach deren Durchtrocknen polierte ich die Oberflächen mit Micro-Mesh bis Stärke 8000 auf Hochglanz. Die Decals von Super Scale reagierten dementsprechend sehr gut und ließen sich alle problemlos auftragen. Die beiden Haifischmäuler erforderten aber leider das Ausmalen der zentralen Bereiche über den Lufteinläufen. Dazu musste zunächst der genaue Farbton aus Rot H3, Weiß H11 und Gelb G4 ermischt und dann mit dem Pinsel aufgetragen werden.

Nach einer weiteren Versiegelung folgte dann das Washing, auf der Unterseite mit MIG Neutral Wash, auf der Oberseite mit MIG Dark Wash. Außerdem wurden auf der Unterseite wieder mit Hilfe des Weathering Master-Sets A Öl- und Abgasspuren auf die Motorunterseiten sowie unter Zugangsklappen und Stutzen aufgetragen.

Wie immer am Schluss wurden die Kleinteile anmontiert, um unnötigen Bruch zu verhindern. Die Kanonen des Kits ersetzte ich durch solche von Quickboost, da die aus Plastik die Öffnungen der Kühlmäntel nur auf gegenüberliegenden Seiten hatten, während sie beim Ersatz aus Resin ungefähr im Winkel von 120° zu einander stehen, was realistischer aussieht. Ich weiß, es gibt auch durchbohrte Messingrohre, aber das Resin war gut genug für mich.

Damit sie nicht so herrenlos in der Gegend herumsteht, gesellte ich der Lightning noch eine Pilotenfigur aus dem Set mit Navy-Pilotenfiguren von Tamiya hinzu. Die auf einigen Bildern zu sehende kleine "Südsee"-Dioramenplatte wurde von Marco Doehring angefertigt. Mit dem Gesamtergebnis dieses Baues bin ich recht zufrieden und man sieht, es muss nicht immer Tamiya sein!

Utz Schißau, Berlin (Mai 2021)