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Hughes H-1 Special

CMR - 1/72

Modellbau, wie man ihn nicht machen sollte

Original:

Die Hughes H-1 Special war das erste Flugzeug, das der US-amerikanische Millionär Howard Hughes für sich baute. Es handelte sich um einen einsitzigen, einmotorigen Tiefdecker mit hydraulisch einziehbarem Spornradfahrwerk, der speziell für die National Air Races gedacht war. Als Konstrukteur engagierte er Richard Palmer, der innerhalb von 18 Monaten um den Pratt & Whitney R-1535 Doppelsternmotor herum ein Flugzeug entwarf.

Der Rumpf der Maschine war eine Aluminiumschale, deren Bleche mit Senknieten befestigt waren, um eine hohe aerodynamische Güte zu erreichen. Die Tragfläche wurde in Gemischtbauweise hergestellt, mit Sperrholz beplankt und zusätzlich mit Stoff überzogen, um die Oberflächengüte zu verbessern. Alle Ruder bestanden aus Aluminiumgerippen, die mit Stoff bespannt waren. Von vornherein wurden zwei Tragflächen mit unterschiedlicher Spannweite (7,63 m und 9,75 m) vorgesehen, um den Anforderungen sowohl der Bendix Trophy mit der großen Flugstrecke, als auch der Thompson Trophy gerecht werden zu können, wo große Wendigkeit und Schnelligkeit gefragt waren. Die Tragflächen hatten eine V-Stellung von 7°. Das Triebwerk, das am Boden kurzzeitig 1000 PS leisten konnte, war mit einer NACA-Haube verkleidet und gab seine Leistung an eine Constant-Speed Zweiblattverstellluftschraube ab.

Um die Leistungsfähigkeit seiner Maschine zu beweisen, unternahm Hughes am 13. September 1935 einen Weltrekordversuch, der mit einer gemessenen und anerkannten Geschwindigkeit von 567,115 km/h erfolgreich verlief. Ursprünglich plante Hughes, an den National Air Races 1936 teilzunehmen, zog dann jedoch seine Nennung zurück. Die Überlegenheit der Maschine stellte er am 17. Januar 1937 letztmalig unter Beweis, als er die Strecke von Los Angeles nach New York mit einem Durchschnitt von 518 km/h durchflog. Die Maschine blieb dann zunächst im inzwischen gegründeten Hughes-Werk und wird heute im National Air and Space Museum gezeigt.

Technische Daten:
Länge:8,24 m
Spannweite:7,63 m
Flügelfläche:12,82 m²
Leergewicht:1620 kg
Startgewicht:2496 kg
Triebwerk:Pratt & Whitney R-1535 mit 700 PS Dauerleistung

Wikipedia: Hughes H-1

Zum Modell:

Das Modell der Hughes H-1 war für mich schwer zu bauen. Das liegt aber weniger am Bausatz, sondern vor Allem an der Unzulänglichkeit der mir zugänglichen und im Internet verfügbaren Unterlagen sowie in einem Fehler im Grundriss der Bauanleitung. Im folgenden Bericht will ich nicht nur zeigen, wie man das Modell richtig baut, sondern was alles passieren kann, wenn man die Fallen nicht rechtzeitig erkennt.

Die H-1 von CMR macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Es handelt sich um einen Doppelbausatz, der sowohl die Short- als auch die Longwing- Variante beinhaltet. Besonders fallen die große Zahl von Einzelteilen und ein bedruckter Ätzteilbogen auf. Der zweite Blick ist dann etwas ernüchternd. Die Qualität kommt nicht an die der Bausätze von Dekno oder Karaya heran. Die Details sind grober, vereinfacht und nicht so gut ausgeformt. Trotzdem ist es kein schlechter Bausatz. Die Bauanleitung besteht neben Rissen für die Anbringung der Decals nur aus 3 handgezeichneten Sprengskizzen, eine für den Motor, eine für die Short- und eine für die Longwing. Löblich ist die Beigabe zahlreicher Bilder der Replik, die leider nur schwarz- weiß und in mäßiger Qualität sind.

Die meisten Kleinteile sind für die Auspuffleitungen, die von hinten an den Sternmotoren anzubringen sind. Da diese jedoch am fertigen Modell kaum sichtbar sind, habe ich sie gleich weggelassen.

Ich entschloss mich, als erstes die Longwing zu bauen. Die Kabineneinrichtung ist schnell montiert, allerdings habe ich das geätzte Armaturenbrett nicht eingesetzt. Dieses zeigt in der Mitte einige Anzeigen, die offensichtlich nachgerüstet wurden. Ich denke, es handelt sich um einen späteren Einbau. Ich habe deshalb das Resinarmaturenbrett eingesetzt, welches auch nicht schlecht ist. Bei der Oberflächengestaltung des Rumpfes sind erhebliche Spachtel- und Schleifarbeiten notwendig. Ich habe zum Schließen der Längsnaht Sekundenkleber und Natron verwendet.

Nach Montage des Rumpfes entschloss ich mich, doch noch auf die Shortwing umzusteigen. In Robert Hirschs "Aircrafts of Air Racings Golden Age" sind eine ganze Reihe guter Bilder und auch ein Riss. Ich habe ihn auf 1/72 gezogen und für meinen Bau als Vorlage genutzt.

Die Tragflächenmontage ist leider nicht einfach. Beim Ansatz wurde auf jeder Seite im Rumpf eine Aussparung für die innere Landeklappe gelassen, diese Klappenstücke fehlen jedoch an der Tragfläche. Zudem sind die Resinteile so schlecht ausgeformt, dass die Montage erst nach erheblichen Ausformarbeiten möglich ist. Da sowohl das Bemalungsschema der Bauanleitung als auch Robert Hirsch eine größere Spannweite als das Modell zeigen, habe ich die Tragflächen mit Drahtstiften auf Abstand montiert und die verbleibenden Spalten (ca. 4-5mm) mit Plastiksheed verschlossen. Danach hieß es ca. 4 Stunden spachteln, schleifen, Zwischengrundierung und das Ganze wieder von vorn. - Achtung! Nicht nachmachen - Auflösung folgt später!

Auch der Fahrwerksschacht muss neu gestaltet werden, da die Trennstelle genau durch die Ausbuchtung für das Rad verläuft.

Ein weiteres Problem ist die Anbringung des Motors und die Verarbeitung der NACA-Haube. Der Motor ist für die Haube etwas zu groß und diese selber ist schlecht ausgeformt. Deshalb sitzt der vordere Ring schlecht. Auch dort muss stark verspachtelt und verschliffen werden. Bei der Montage des Motors ist mir der nächste Fehler passiert - wahrscheinlich weil ich die Motorskizze gleich weggelegt habe. Die NACA- Haube sitzt etwas vor der Rumpfspitze. Zwischen Haube und Rumpf muss ein kleiner Spalt bleiben. Der Motor benötigt also einen Sockel um ihn direkt mit dem Rumpf verbinden zu können. Am Motor ist solch ein Sockel angegossen, aber dieser war so schlecht ausgeformt, dass ich es für Überreste des Gussblockes gehalten und abgetrennt habe. Ich habe deshalb in meiner ersten Montage versehentlich die Motorhaube auf den Rumpf geleimt und musste sie nochmal abbauen.

Dann habe ich die Höhenruder montieren wollen und kam wieder ins Grübeln. Irgendwas passt nicht. Die Ansätze am Rumpf sind länger als die der Höhenleitwerke. Zudem stimmt die Form der Ruder nicht mit der Zeichnung überein. Genauere Betrachtungen deckten einen gravierenden Fehler auf.

Die Shortwing hat ein kürzeres Rumpfheck als die Longwing und andere Höhenruder. Offensichtlich wurden nicht nur die Tragflächen getauscht. Bisher war mir das nicht aufgefallen, weil die Bilder in Robert Hirschs Buch teilweise falsch zugeordnet sind und auch sein Riss nicht stimmt. Er zeigt die Shortwing mit dem Heck der Longwing. Es begann die Internetsuche, wobei ich eine ganze Reihe unterschiedlicher Zeichnungen ausfindig machte. Den einzigen Riss, an dem ich keine Fehler entdecken konnte fand ich unter aviastar.org/air/usa/hughes_racer.php.

Dieser Riss deckte auch einen kapitalen Irrtum meinerseits auf. Ein Vergleich mit den technischen Daten bestätigte, die Spannweite stimmt bei den bisher von mir verwendeten Zeichnungen nicht. Die von CMR vorgesehenen Bausatzteile sind korrekt und das Umschwenken auf die Shortwing hätte nicht mehr erfolgen dürfen. Meine aufwendige Spannweitenvergrößerung war zudem "für die Katz". Die richtigen Tragflächen hätten auch ohne größere Nacharbeit an den Rumpf gepasst. Nachdem ich so weit gekommen war, wollte ich den Fehler jedoch nicht mehr ausbessern.

Das Rumpfheck musste nun gekürzt und an die Höhenleitwerke angepasst werden. Danach habe ich das Modell grundiert und die Tragflächen blau gespritzt. Im Anschluss wurden die Decals auf den Flügeln angebracht und sollten dann versiegelt werden. In diesem Stadium passierte mir der Supergau und Alptraum eines jeden Modellbauers. Das Modell fiel mir aus den Händen. Die Leitwerke hätten sich ja noch gut ankleben lassen, aber dass eine Tragfläche abbrach, war nicht mehr so ohne weiteres zu reparieren. Also nahm ich es als Wink des Schicksals, die Flügel doch zu korrigieren.

Nach fünf Arbeitsstunden war ich wieder auf dem vorherigen Stand. Da ich inzwischen an einem anderen Modell erfolgreich nach der Lackierung mit Alclad II farblos überlackiert hatte, entschloss ich mich, die Decals an den Tragflächen noch nicht anzubringen. Nach Abdeckung der wieder blau gespritzten Tragflächen erfolgte der Auftrag von Tamya X-1 und Alcllad II (Polished Aluminium).

Danach konnte ich die Kleinteile anbringen und die Details bemalen. Das geht eigentlich völlig unspektakulär. Das Staurohr entstand aus einem gezogenen Gußast. Ergänzt wurde nur noch ein Detail. Hinter der Motorhaube enden auf jeder Rumpfseite ein großer und rechts zwei kleine Auslassstutzen. Diese wurden von CMR völlig vergessen. Die Stutzen habe ich aus Kanülenstücken angefertigt.

Zum Abschluss wurde meine H-1 noch mit einem leichten Washing um die Ruder versehen und im Bereich Motor und Fahrwerk etwas trockengebürstet. Danach erfolgte die Versiegelung mit Klarlack.

Fazit: Zurückblickend muss ich sagen, es ist doch noch ein annehmbares Modell entstanden. Leider habe ich in der Schachtel nun noch eine Hughes zu liegen, bei der die Teile nicht passen. Auch ohne die Fehler kein leichter Bausatz und man muss höllisch aufpassen.

Karsten Rummer, Zittau (gebaut 2013)