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Heinkel He 162 A-2

Tamiya - 1/48

Zum Vorbild: Unter dem Eindruck einer völligen Luftüberlegenheit der Alliierten Luftstreitkräfte, des in gekannter Heftigkeit tobenden Kampfes an zwei Fronten und rapide schrumpfender Ressourcen an Menschen, Material und Rohstoffen hielt die Führung Deutschlands an ihren Rüstungsplanungen für eine "Wende" im Krieg trotz eindeutiger Zeichen für eine baldige Niederlage fest. Im September 1944 erfolgte die Ausschreibung für ein Leichtbauflugzeug zur Abfangjagd . Nach nur wenigen Tagen konzeptioneller Vorarbeiten erhielt Heinkel den Zuschlag und bereits am 6. Dezember startete der erste Prototyp.

Nicht nur die realitätsverneinende Forderung nach der Führbarkeit eines Flugzeugs mit technologisch neuem Strahlantrieb durch rasch ausgebildete junge Piloten (Volksjäger), sondern auch die mangelhafte Fertigungsqualität des in massenhafter und mörderischer Zwangsarbeit hergestellten Geräts ließen dieses Projekt zu einem Desaster werden. Schon bei seinem zweiten Demonstrationsflug stürzte der Prototyp vor den Augen von Nazigrößen ab. Bereits zu früheren Zeitpunkten hatten schlecht verarbeitete und geleimte Holz-Komponenten zu Einschränkungen bei der Zuverlässigkeit von Gerät geführt (z.B. Bf109, Ta 154).

Trotzdem erreichte die He 162 ca. 790 km/h auf Seehöhe und knapp 840 km/h in 6000m. Das auf dem Rücken montierte Strahltriebwerk BMW 003 mit Axialverdichtung produzierte einen Schub von 800kp. Nach Anlaufen der Massenproduktion wurde im Zeitraum März/April 1945 das Jagdgeschwader 1 in Leck/Schleswig-Holstein als einzige Einheit der Luftwaffe mit diesem Typ ausgerüstet.

Abschüsse alliierter Flugzeuge mit der He 162 sind nicht nachgewiesen, hingegen ging eine große Anzahl von Maschinen mit einer hohen Rate von Unfalltoten verloren. Eine größere Anzahl He 162 wurde nach dem Krieg bei allen vier siegreichen Staaten erprobt. Mehrere Exemplare sind bis heute erhalten geblieben.

Der Bausatz Im Karton liegen über 100 im typischen mittelgrauen Tamiyaspritzguss gehaltene Bauteile, 4 Klarsichtteile, 8 Polycaps, zwei Metallstifte, ein kugelförmiges Metallgewicht, ein Decalbogen für 4 Varianten, Bauanleitung, 1 Übersichts - Profilzeichnung, 1 Infoblatt zur Geschichte.

Gebaut werden kann nur die Variante He 162 A-2 mit der Bewaffnung von 2 MG 151/20 (Die He 162 A-1 trug 30mm MK 108 - äußerlich unterscheidbar durch größere und deutlich außen liegende Hülsenauswurföffnungen). Die Oberfläche der Bauteil ist dank gut polierter Formen sehr glatt, die Gravuren präzise und scharfkantig und die Abspritzung exakt (keine Fischhaut). Die Passgenauigkeit ist perfekt und ermöglicht einen zügigen Bau. Minimale Mengen von Spachtelmasse werden nur obenseitig auf dem Steiß des auslaufenden Triebwerksträgers benötigt.

Dem Bausatz liegen ausreichend viele Teile bei, um das Modell mit geschlossener oder geöffneter Triebwerksverkleidung zu zeigen. Die Lagerung des Triebwerks auf zwei Metallstiften ermöglicht den Austausch dieser beiden Varianten. Darüber hinaus kann bei einer Darstellung mit geschlossener Treibwerksverkleidung das "nackte" TW auf einem Transportwagen gezeigt werden. Das TW ist sehr einfach wiedergegeben und sollte mittels Nachbildung von Leitungen und Kabeln in Eigeninitiative aufgebessert werden.

Im Cockpit- (wie auch im Fahrwerksbereich) fallen Ausdrückermarkierungen der Kernseite der Formen auf. Diese sind jedoch am fertigen Modell nicht ohne weiteres sichtbar und fallen nicht weiter negativ ins Gewicht. Das Instrumentenbrett ist ausreichend detailliert und kann mit einem Decal ausgestattet werden. Dem Schleudersitz fehlen die seitlichen Handgriffe, die schnell selbst gefertigt werden können. Leider fehlen die oberen Anschlagpunkte für die Sitzgurte, die dem Bausatz nur als Decal beiliegen. Die Verwendung von Photoätzteilen ist dringend empfohlen.


Vergleich mit dem Dragon Rumpf(heller)

Das Hauptfahrwerk kann beruhigt wie in der Bauanleitung vorgesehen als Baugruppe montiert und lackiert werden . Es passt genau in die Rumpfhälften und die Symmetrie ist nicht gefährdet. Die Detaillierung ist auch in diesem Bereich ausreichend gut, allerdings wertern Bremsleitungen das Erscheinungsbild auf. Das Bugfahrwerksbein weist eine hässliche Ausdrückermarkierung genau auf dem Federkolben auf.


Die Auswerfermarke auf dem Federkolben

Beim Zusammenfügen der Rumpfhälften wird hinter dem Cockpit ein Ausgleichsgewicht (Metallkugel) eingesetzt. Wen späteres Klötern stört, sollte die Kugel mit einem Tropfen Sekundenkleber fixieren. Oberhalb der Hauptfahrwerksgruppe wird eine Träger für das TW eingesetzt, der seitliche Träger für das spätere Aufstecken der Tragflächen aufweist. So können die Flächen ebenfalls als separate Baugruppe vollständig lackiert werden und zu einem späten Zeitpunkt angesetzt werden.

Die Cockpit Abdeckung (Klarsichtteile) ist in gewohnter Qualität, d.h. dünn und absolut schlierenfrei geformt. Die Angüsse verlaufen von unten in die Stärke des Materials und ersparen so die undankbare Nacharbeit, die bei einem Anguss von der Seite an die Verstrebung entsteht. Das sei anderen Herstellern unbedingt zur Nachmachen empfohlen. Hier noch ein Hinweis zum Bau: Die Plexiglasteile waren beim Original von außen über die innen liegende Verstrebung montiert und mit Unterlegscheiben verschraubt (wie bei der Ar 234). Lediglich die Bögen am Kontakt von Windschutz und beweglichem Haubenteil scheinen einen umgebördelten auch von außen aufsitzenden Blechstreifen zu haben ( ich will mich da aber nicht 100% festlegen). Die inneren Streben scheinen in Rumpffarben lackiert und nicht in Schwarzgrau. Die Nachbildung dieses Details möge in kreativer Weise gelöst werden !

Farben und Tarnung: Eine völlig eindeutige Klärung der Tarnbemalung der 162 ist schlichtweg nicht möglich . Es soll daher in aller Kürze versucht werden, diese schwierige Frage zu skizzieren. In Frage kommen die Töne 70,71,81,82,83 und 76. Es gab eine Bemalungsanweisung für das Aufbringen der Töne 81 (Braunviolett) und 82 (Hellrün). Diese ist jedoch mit der Einschränkung versehen, dass zunächst alte Farbbestände (also 70 und 71) aufzubrauchen seien. Inwieweit dies zutraf und ob Farben gemischt wurden ist nicht eindeutig klar. Die Bemalungsanleitung des Kits hält sich an die Vorschrift mit späten Farben.

Die Aufteilung der Bemalflächen mit den zugewiesenen Farben orientiert sich an verschiedenen Baugruppen (Fläche rechts oben in Dunkelgrün, Fläche links in Hellgrün). Allerdings findet in Gegensatz zur Bemalvorschrift bei Tamiya 81 Braunviolett keine Berücksichtigung.) Kenneth Merrick (Luftwaffe Camouflage and Markings Vol.1, Hersham, Surrey, UK, 2004; pp 191) meint durchaus plausibel, bei der Werknummer 120067, gelbe 4 des JG 1 eine an der herkömmlichen Segmenttarnung orientierte Farbaufteilung in 81 und 82 (also nicht an Baugruppen orientiert) entdecken zu können.

Farbfotos der 120076 (als RAF VH523) legen eine Bemalung in zwei Farbtönen (Braunviolett und Grün) nahe. Bei dieser Maschine ist der Grünton jedoch sehr dunkel und legt die Vermutung nahe, dass Dunkelgrün 83 verwendet wurde. "Luftwaffe in Focus" und auch "Jet & Prop" veröffentlichten kürzlich ein Farbbild von einer Schrotthalde in München/Riem . Die hier erkennbaren He 162 Rümpfe zeigen ein relativ helles Grün, das am ehesten 82 entspricht. Und um die Verwirrung komplett zu machen, Beplankungsreste einer He 162 im Luftwaffenmuseum Gatow zeigen zweifelsfrei die Verwendung von Dunkelgrün 71.

Der als 76 beschriebene Unterseitenfarbton 76 weicht durch einen schwachen aber deutlich erkennbaren Stich ins Grüne von herkömmlichen 76 ab. Ist vielleicht doch eine "Variante" von 65 verwendet worden ?. Abschließend hierzu : eine eindeutige Klärung scheint einstweilen nicht möglich und dem Modellbauer bleibt seine interpretatorische Freiheit erhalten.

Der Zusammenbau des Modells geht ohne die geringsten Probleme von der Hand . Empfehlenswert ist die Montage einzelner Baugruppen in paralleler Abfolge und das anschließende Lackieren. Alle Baugruppen passen gut in die Rumpfhälften, aber vielleicht sind folgende Hinweise von Nutzen: Der Triebwerkseinlauf D7 und der Ansaugtunnel D4 sollte erst verklebt und verschliffen werden, erst dann Farbe drauf. Die äußeren Flächen der Seitenruder weisen nach der Montage an die Höhenflosse einen kleinen Spalt auf, der vor dem lackieren gespachtelt und verschliffen werden sollte. Das Klarsichtteil F3 (vordere Kanzel / Windschutz) setzt waagerecht, parallel zur Längsachse, auf dem Rumpf auf. Das Original weist hier keine sichtbare Stoßkante auf, was ein sehr vorsichtiges und sorgfältiges Verspachteln und Schleifen erfordert.

Das spielerische Moment der Austauschbarkeit von geöffnetem oder geschlossenem Triebwerk mag nicht so recht überzeugen . Daher ist ein Verzicht auf die Polycaps im Triebwerksboden B17 anzuraten und das TW im gewählten Zustand am Rumpf zu verkleben. Das Anbringen des TW-Einlaufs und der Schubdüse kann wegen der sehr guten Passgenauigkeit ganz zum Schluss erfolgen. Lediglich ein Bauteil kann leichte Passungenauigkeiten aufweisen. Das Rumpfrückenteil A23 unmittelbar hinter dem Cockpit ist etwas schmal geraten, auch hier äußerste Sorgfalt beim Spachteln und Schleifen.

Auf einige Kleinteile hat Tamiya verzichtet, die teilweise unbedingt nachgerüstet werden sollten. Der Anzeigestift für das ausgefahren Burgfahrwerk vor dem Cockpit fehlt, ebenso die Funkantenne auf der Unterseite hinter dem Hauptfahrwerksschacht. Bei einem geöffneten Cockpit sollte die Haubenverriegelung (Eigenbau) angebracht werden. Das Pitotrohr ist etwas zu dick im Durchmesser, Injektionsnadeln bieten Abhilfe und schließlich sollte das DF-Loop durch eine Eigenfertigung aus Draht oder durch ein Ätzteil ersetzt werden. Bremsschläuche liegen zwar nicht im unmittelbar sichtbaren Bereich, doch etwas Lötdraht verbessert das Erscheinungsbild.

Bemalung Jeder Modellbauer hat seine eigene Methode, auf die er oder sie schwört. Daher nur in Kürze und in Stichworten, wie an diesem Modell vorgegangen wurde:
Grundierung mit Autofüllspachtel, anschließend Glätten mit Micromesh, Bemalung mit Acrylfarben, "Alterung" mit Acrylfarben, Lackierung mit Future/Klear (verdünnt mit dest. Wasser 1:1) in mehreren Lagen, nochmaliges Glätten mit Micromesh, Aufbringen der Decals, Betonung der Stoßkanten (stark verdünnter Lack), Schlusslackierung mit Marabu Mattlack (für Seidenmalerei). Eine etwas ausführlichere Derstellung gibt es im Artikel zur Messerschmitt Bf 109 E-4/b

Die Decals: Einige der Decals entstammen dem Kit, andere wurden einem Aeromaster Bogen entnommen. Weder bei der Verarbeitung noch beim Resultat konnten nennenswerte Qualitätsunterschiede festgestellt werden (Behandlung nur mit Sol).

Andreas Beck, Berlin