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Hans-Joachim Marseille

Messerschmitt Bf 109F-4 trop

Modell: Eduard
Decals: Bausatz
Literaturhinweise:
Obermaier, Ernst: Die Ritterkreuzträger der Luftwaffe Bd. 1 Jagdflieger
Prien, Jochen et al.: Die Jagdfliegerverbände der Luftwaffe (mehrere Bände, noch nicht abgeschlossen)
Prien, Jochen et al.: Messerschmitt Bf 109 im Einsatz bei Stab und I./Jagdgeschwader 27
Kitchens, James/ Beaman, John: The Luftwaffe Ritterkreuzträger 1939-45, Number 1 Hans-Joachim Marseille
Wübbe, Walter.: Marseille - Ein Jagdfliegerschicksal in Daten Bildern und Dokumenten

Der Pilot

Pilot: Hans-Joachim Walter Rudolf Siegfried Marseille wurde am 13. Dezember 1919 in Charlottenburg bei Berlin geboren. Der privat meist "Jochen" genannte Marseille stammte väterlicherseits aus einer alten Hugenottenfamilie. Seine Eltern waren Siegfried Georg Martin Marseille und Charlotte Marie Johanna Pauline Gertrud Riemer. Er hatte eine Schwester. Nach der Scheidung der Eltern wuchs er bei der Mutter auf. Wegen der Scheidung der Eltern war das Verhältnis zum Vater zeitlebens gestört. Der Vater war während des Ersten Weltkriegs Offizier und wechselte kurz vor der Geburt seines Sohnes in den Polizeidienst. Er wurde 1935 als Oberst in das Heer übernommen und bis Juni 1942 als Kommandeur des Wehrbezirks Bremen II eingesetzt. Im Jahr 1941 wurde er zum Generalmajor befördert. Ab Juni 1942 war er an der Ostfront Kommandeur der Standortkommandantur 324 in Kursk. Im Januar 1944 wurde er von Partisanen getötet.

Marseille besuchte das Prinz-Heinrich-Gymnasium in Berlin-Schöneberg, das er mit 17 Jahren erfolgreich beendete. Im Jahr 1938 meldete er sich freiwillig zur Luftwaffe. Während seiner Ausbildung in der Jagdfliegerschule C (FFS C, später FFS C8), die auf dem Flugplatz Wiener Neustadt/West stationiert war, stand er unter dem Kommando von Ex-k.u.k.-Fliegerass Hauptmann Julius Arigi. Bereits bei seiner Ausbildung stellte sich sein fliegerisches Talent deutlich heraus, jedoch hatte er Probleme mit der Disziplin.

Im August 1940 wurde Marseille nach einer intensiven Vorkriegsausbildung als Oberfähnrich zum Lehrgeschwader 2 an die Kanalküste versetzt, wo er seine erste Feindberührung hatte. Während der Luftschlacht um England vermeldete er am 24. August 1940, seinem ersten Feindflug, seinen ersten Luftsieg. An seinem zweiten Kampftag schoss er seine zweite Maschine ab und erhielt dafür das Eiserne Kreuz 2. Klasse, nach seinem fünften Abschuss, drei Tage später, erhielt er das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Er gelangte zum JG 52, wo er aber mit seinem Chef, Johannes Steinhoff, nicht zurechtkam. In seiner Zeit an der Kanalküste bekam er zweimal eine Disziplinarstrafe, unter anderem fünf Tage Strafarrest. Im Februar 1941 wurde Marseille schließlich zum Jagdgeschwader 27 vorerst zur Fliegerschule Döberitz versetzt. Von dort ging es dann im April 1941 nach Nordafrika, auf den Flugplatz Gazala. Er flog fortan eine Bf 109 mit der "Gelben 14" an der Seite.

Während seines ersten Feindfluges über Libyen konnte er seinen ersten Abschuss in Afrika verzeichnen. In den darauffolgenden Wochen kamen weitere hinzu, doch zog er sich den Unmut seines Staffelkapitäns Oberleutnant Gerhard Homuth zu, da Marseille, sobald er Feindflugzeuge sah, sich vom Verband löste und den Gegner eigenmächtig angriff. Dies widersprach jeglicher Regel für Luftkämpfe. Seinem Gruppenkommandeur Hauptmann Neumann missfiel dies auch, doch erkannte er das große fliegerische Talent von Marseille.

Im Mai 1941, nachdem Marseille 13 Abschüsse zu verzeichnen hatte, wurde er schließlich zum Leutnant befördert. Kurz darauf musste er nach schweren Treffern im Niemandsland notlanden und erreichte erst nach einem langen Fußmarsch unverletzt die eigenen Linien. In den folgenden Monaten besann sich Marseille immer mehr auf seine Pflichten als Soldat und Flieger. Er wirkte in Luftkämpfen immer mehr mit seinen Kameraden zusammen und akzeptierte militärische Grundregeln weitestgehend. Zum Rottenführer ernannt, eignete er sich in unzähligen Einsätzen eine beachtliche Trefferpräzision an. Er gehörte zur Gruppe der sogenannten Scharfschützen, das heißt, er versuchte, den Gegner durch geschickte Wahl eines Vorhaltewinkels in der versetzten Bewegung und gegebenenfalls aus der eigenen Bewegung zu treffen, was ihm immer häufiger gelang. Dadurch erzielte er seine späteren Siege mit sehr wenigen Schäden an der eigenen Maschine und einem außergewöhnlich geringen Munitionsverbrauch. Er traf weiterhin besonders häufig die Kabine des Gegners von der schwächer geschützten Seite, was häufig zum Ausfall des gegnerischen Piloten durch Tod oder Verwundung führte. Im Dezember 1941 erhielt er das Deutsche Kreuz in Gold.

Am 22. Februar 1942 erzielte Marseille als erfolgreichster Pilot seines Geschwaders den 50. Abschuss, wofür er mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet und zum Oberleutnant befördert wurde. Als Homuth im Mai die gesamte Gruppe übernahm, rückte Marseille zum Staffelführer auf. In den folgenden Monaten erzielte er meist zwei bis fünf Feindabschüsse pro Luftkampf. Marseille war nicht nur in Deutschland zu einer Berühmtheit geworden, sondern auch bei seinen Gegnern.

Im Juni 1942 erhielt Marseille als zweiter Pilot seines Jagdgeschwaders nach 75 Luftsiegen das Eichenlaub zum Ritterkreuz. Er war zu diesem Zeitpunkt der 97. Soldat, der diese Auszeichnung erhielt. Am 17. Juni verkündete das Jagdgeschwader 27 den 100. Abschuss von Marseille. Er war damit der erste Jagdflieger, der die Marke 100 gegen westalliierte Piloten erreicht hatte. Die darauf folgende Verleihung der Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub fand direkt in Berlin statt. Bis dahin war diese hohe Auszeichnung erst an 12 Soldaten verliehen worden.

Nachdem er zu seinem Geschwader zurückgekehrt war, fand Marseille eine völlig andere Situation vor: Die Luftwaffe war in Afrika in die Defensive zurückgedrängt worden. Die deutschen Piloten standen einem sechsfach überlegenen Gegner gegenüber, was die Verluste des Geschwaders ansteigen ließ. Nachdem er am 2. September seinen 126. Abschuss verbuchen konnte, wurden ihm die Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern von Adolf Hitler persönlich verliehen. Er war damit erst der vierte Träger dieser Auszeichnung. In den folgenden Tagen kamen weitere Luftsiege hinzu, und er wurde zum fünften Mal im Wehrmachtbericht erwähnt. Am 24. September 1942 wurde er schließlich mit 22 Jahren zum bis dahin jüngsten Hauptmann der Luftwaffe befördert. Die Übermacht der Gegner und die damit verbundenen Dauereinsätze zeigten auch bei Marseille Wirkung: Er war oft übermüdet und abgekämpft, woraufhin ihm Generalfeldmarschall Erwin Rommel persönlich Fronturlaub anbot. Marseille lehnte jedoch ab, er wollte seine Staffel nicht verlassen und lieber später Weihnachten mit seiner Verlobten verbringen.

Am 30. September 1942 kehrte die Staffel von einem Einsatz zurück, als die Maschine von Marseille, eine Messerschmitt Bf 109 G-2, wegen eines technischen Defektes Feuer fing. Da die Scheiben der Kabine mit Öl verschmiert waren, wurde er von seinen Kameraden dirigiert, um sich auf von Deutschland kontrolliertes Territorium zu retten. Als schließlich jedoch ein Absprung erforderlich war, drehte er das Flugzeug mit einer halben Rolle in Rückenlage, um nicht Gefahr zu laufen, vom Leitwerk getroffen zu werden. Wegen der starken Rauchentwicklung bemerkte Marseille, während er sich von den Anschnallgurten befreite, allerdings nicht, dass die Maschine in den Sturzflug übergegangen war, so dass er beim Absprung trotz seiner Vorsichtsmaßnahmen vom Leitwerk getroffen wurde. Er war entweder sofort tot oder verlor zumindest das Bewusstsein; zum Ziehen der Reißleine des Fallschirms kam er nicht mehr.

Hans-Joachim Marseille wurde anschließend mit militärischen Ehren in Derna beerdigt. An der Absturzstelle errichteten die 3. Staffel und deren italienische Verbündeten des Geschwaders eine kleine Pyramide. Auf der Bronzetafel der Pyramide stand geschrieben: Hier starb unbesiegt Hptm Hans Joachim Marseille. Nach dem Krieg wurde Marseilles Leichnam exhumiert, nach Tobruk ins dortige Ehrenmal des Afrikakorps überführt und dort beigesetzt. 1989 erbauten seine alten Staffelkameraden auf der ursprünglichen Stelle eine neue Pyramide (ca. 5×5m Grundfläche) mit der ursprünglichen, nun jedoch mehrsprachigen (Arabisch, Deutsch und Italienisch) Inschrift.

Hans-Joachim Marseille erzielte bis zu seinem Tod 158 Luftsiege in 388 Feindflügen.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Joachim_Marseille

Das Modell

Meist bemühe ich mich bei meinen Projekten die Flugzeuge eher unbekannter Ritterkreuzträger ins Modell umzusetzen. Beim Thema Afrika kommt man aber an Hans-Joachim Marseille nicht vorbei und um die Diversität der Bemalungsvarianten zu erhalten, sollte es diese Bemalung der Bf 109F-4/trop mit tiefer Trennlinie sein. Zusätzlich zum Grundbausatz hatte ich noch eine Reihe von Zubehörsätzen. Letztendlich habe ich aber nur den Bronze Fahrwerkssatz, Räder, Propeller und Spinner sowie den Satz mit Landeklappen und Kühler-/Landeklappen verwendet.

Bei Eduards 109ern fange ich meist mit den Tragflächen an, um erst mal in das Projekt einzusteigen. Die Teile passen gut und man erzielt schnell einen Baufortschritt. Anschließend geht es dann ans Cockpit. Auch hier gibt es keine Schwierigkeiten und die bedruckten Ätzteile sorgen für die nötigen Farbtupfer mit minimalem Aufwand. Beim Zusammenfügen darf man das Spornrad nicht vergessen, damit es gut und sicher passt. Aus dem Afrika-Bausatz habe ich den Ladereinlauf und den Sandabscheider verwendet.

Bevor die Kanzel geschlossen werden konnte, habe ich noch das Revi und den gekürzten Kopfpanzer eingebaut. Dann konnten die Klarteile aufs Modell geklebt und mit den beiliegenden Masken für die Lackierung vorbereitet werden. Da ich die Kühlerklappen diesmal geöffnet darstellen wollte bleiben sie noch separat, weil sie sonst bei jeder kleinen Berührung abbrechen würden. Das Kompositbauteil aus Resinklappe und Fotoätzteilen ist ohnehin ein wenig empfindlich.

Bei der Lackierung ging es wieder mit den weißen Erkennungsflächen los. Auch die gelbe Motorunterseite wurde zunächst weiß und dann RLM 04 gesprüht. Dann wurden diese Flächen maskiert und die Lackierung mit RLM 78 fortgesetzt. Die Höhenleitwerke und die Trennlinie bis zur Tragfläche wurden dann abgeklebt und die Oberseite mit RLM 79 lackiert. Nach dem Trocknen wurden die Fahrwerkschächte maskiert und lackiert. Nach entfernen der Masken erhielt das Modell zur Vorbereitung auf die Decals einen glänzenden Überzug mit Klear.

Nach und nach wurden jetzt die Abziehbilder aufgebracht und weitere Anbauteile lackiert und komplettiert. Insbesondere die oberen Kühlerklappen waren dabei nicht so einfach zu falten und zusammenzubauen. Die Rechte habe ich dann beim Ankleben auch leicht eingedrückt. Dies zu korrigieren hätte jedoch den Rest meiner Motivation gekostet, und so blieb es dabei. Wirklich deutlich sieht man es auch nur auf Fotos. Das sie nach oben über die Fläche hinausragen ist übrigens kein Baufehler, sonder ich hatte das so auf einigen Originalfotos gesehen und fand es interessant.

Eine sehr große Hilfe bei der Bestimmung von Details (wie z.B. der breiten Abgasspur auf den Tragflächen, Fehlen der Kennzeichen des Strom- und Sauerstoffanschlusses) ist das Buch von James Kitchens und John Beaman "The Luftwaffe Ritterkreuzträger 1939-45, Number 1 Hans-Joachim Marseille" (ISBN 978-0-9555977-0-1). Das Buch selbst hat nur eine begrenzte Zahl von Bildern, aber eine genaue Beschreibung des Flugzeuges und einen Literatur- bzw. Fotoindex für so ziemlich jede von H-J Marseille geflogene Bf 109. Leider blieb es bei diesem einen Ressourcenbuch. Hinzu kommt noch der fotografisch eher unstrukturierte Wälzer von Walter Wübbe "Hauptmann Hans-Joachim Marseille" (ISBN 3926584785) mit einer Vielzahl von Fotos. Da meine Bibliothek recht umfangreich ist, habe ich natürlich noch weitere Fotos anhand von [Kitchens] gefunden, die beiden genannten Quellen sind aber ausreichend.

Somit ging es also an die letzten Detailarbeiten. Wie bei der Bf 109G-2 von Heinz Bär kam hier auch ein eher dezentes, graues Wash von AK zum Einsatz. Die Stoßdämpfer wurden silbern bemalt und das Fahrwerk um die Räder ergänzt, dann wurden die Fahrwerksklappen angebaut und das Spornrad bemalt. Der Mast wurde angeklebt und bemalt und das Modell mattiert. Die Abgasspuren wurden dem Foto in [Kitchens] nachempfunden und die Positionslichter wurden erst silbern und dann klar rot und grün bemalt. Wie eingangs schon erwähnt, wurde das Pitot aus ineinander passenden Stahlröhrchen von Albion Alloys neu aufgebaut. Den Abschluss bildete wieder UvdR Rigging Wire Fine mit einigen Weißleimtropfen als Isolatoren. Wie man auf den Fotos (nicht) sieht, sollte ich diese noch mal etwas mit weiß hervorheben. Da die DB 601 – wie alle Hochleistungsmotoren der Zeit - ziemlich stark ölten, habe ich auch die entsprechenden Spuren angebracht… allerdings sollte es nicht nach Motorschaden aussehen, weshalb dies noch recht dezent ausgeführt ist.

Fazit: Ein weiteres Modell der Afrika Edition von Eduard ist fertig. Wie ich schon mehrfach schrieb sind die neuen Modelle von Eduard ein Vergnügen zu bauen, jedenfalls für mich. Es mag hier und da ein paar Abweichungen und shortcuts geben(z.B. Positionslichter) aber die Proportionen sind stimmig. Mit Hans-Joachim Marseilles "gelber 14" habe ich auch eine weitere Lücke in meiner Sammlung geschlossen. Einzig die vergessenen Streben des Kopfpanzers ärgern mich ein wenig.

Steffen Arndt, Barsinghausen (Oktober 2018)