Bau: Ich würde sagen, ein typisch schrulliges britisches Flugzeug. Mit Starrfahrwerk. Der Bausatz ist ein Short Run Kit in bekannter Machart aus der Ukraine(First Look) und wird sicherlich die eine oder andere Schwierigkeit bieten. Aber im Kasten sehen die Teile erst mal gut aus. Im Zuge des Baues habe ich in einem britischen Forum noch einen Witz zu dem Flugzeug gelesen. Die Beverley hatte wohl einen sehr hohen Ölverbrauch und viele -lecks, daher sagte man, dass das Navigieren mit der Bev einfach sei. Für den Fall, dass der Navigator sich verfranzt hat, brauch man nur umdrehen und dem Ölteppich folgen.
Los ging es mit dem Cockpit, was für den Maßstab ganz gut dargestellt wird. Das Bild zeigt es vor der Lackierung. Nach dieser habe ich noch zwei kleine Preiserlei als Besatzung an die Arbeitsplätze gesetzt. Dann folgte ein schon recht aufwendiger Schritt, nämlich das Öffnen der Kabinenfenster. Diese sind auf dem Rumpf nur als Gravur angedeutet und sollen durch einfache schwarze Decals dargestellt werden. Das gefiel mir nicht so und drum habe ich die Fenster geöffnet. Nachdem auch die andere Rumpfhälfte offene Fenster erhalten hatte, konnte der Rumpf zusammengeklebt werden.
Erwartungsgemäß gab es dabei einige Passungsprobleme. Zum einem war das Cockpit etwas zu breit, wodurch sich die beiden Hälften des Rumpfes nicht schließen ließen. Und dann war die Passgenauigkeit insgesamt nicht sonderlich gut. Dies ließ sich aber durch abschnittsweises Verkleben ganz gut lösen. Entgegen der Bauanleitung habe ich die Decke Teil 10 auch schon gleich eingepasst und eingebaut, um gleich alles zusammen zu haben. Auch die beiden Klarsichtteile wurden angepasst und verbaut. Anschließend wurden mit Plastiksheet, gezogenen Gussast sowie Spachtel die Lücken verschlossen. Den Rohling ließ ich dann erstmal gründlich trockenen.
Die Tragflächen und das Leitwerk passten ganz gut. Problematischer sind da schon die Triebwerke, wo Spachtel an den Übergängen zu den Gondelfortführungen notwendig ist. Wahrscheinlich wäre es doch besser gewesen, erst die Motoren an die Tragflächen zu kleben und dann diese später an den Rumpf zu kleben. So hat man beim Schleifen mehr Platz. Nun gut, ich bin den Weg anders gegangen. Erstmalig wollte ich mal bei einem Modell etwas Dynamik erzeugen und einen laufenden Motor darstellen. Dazu gibt es ja unterschiedliche Techniken. Ich habe mich für eine Scheibe aus dünnen Klarsichtmaterial entschieden, welches mit einem Kreisschneider ausgeschnitten wurde.
Bald darauf ging das Thema Lackierung los. Zur Grundierung habe ich von Tamiya das entsprechende Spray in Fine Weiß genutzt. Die Überlegung dahinter war, dass so dieses gleich am Ende die weiße Rumpflackierung werden kann. Also erste Schicht drauf, Fehlerstellen korrigieren, zweite Schicht. Als alles für meinen Gusto passte, habe ich das ganze Modell mit Mellerud Steinbodenpflege glänzend versiegelt. Das schützt das Weiß und liefert gleichzeitig die Basis für die Alulackierung der großen Restflächen. Und groß kann man wörtlich nehmen, ich habe fast die halbe Flasche vom verwendeten Alclad Aluminium verbraucht. Durch die weiße Grundfarbe wirkt das Alu nicht so intensiv wie bei schwarz. Dies ist aber auch so beabsichtigt, da das Original auch nicht glänzt wie z.B. bei den US-amerikanischen Maschinen. Das finale Abkleben und Lackieren war dann für die auffälligen, roten Flächen notwendig. Dafür habe ich von Humbrol eine Farbe genutzt. Mit dem Nachteil, dass diese Farbe ewig braucht zum Trocknen. Leider stellte sich dann heraus, dass ich in der falschen Reihenfolge lackiert habe. Das Modell war ganz am Anfang komplett weiß, dann habe ich silber gespritzt. Ich hätte da aber das Dayglow auf die entsprechenden Flächen lackieren müssen. Dadurch sieht man jetzt die unterschiedlichen Untergründe. Wenn ich noch mehr von der Farbe spritzte, wurde sie nur noch dunkler. Hier habe ich einen Fehler gemacht. Jetzt kann man argumentieren, dass die Farbe auf der Oberseite halt schon ausgeblichen ist.
Nachdem die Lackierphase im Großen und Ganzen abgeschlossen war, begann nun mein Lieblingsteil beim Bauen. Das Anbringen der Abziehbilder. Die von mir ausgesuchte Maschine hat eine dünne blaue Cheatline zwischen den weißen und alufarbenen Flächen. Zur Darstellung dieser habe ich von TL dünne blaue Streifen genutzt. Danke an einen Modellbaufreund aus dem Flugzeugforum für den Tipp! Das Anbringen dieser geht wunderbar und ohne Probleme. In die Anleitung von MikroMir hat sich da übrigens ein Fehler eingeschlichen. Das Roundel und der Schriftzug sitzen zwei Fenster weiter hinten als in der Zeichnung. Das Originalfoto aus dem Wiki-Artikel ist da ein gutes Recherchebild.
Wie schon gesagt, sind die Decals von MikroMir recht dünn und schmiegen sich mit ein wenig Weichmacher gut in die Gravuren. Allerdings hat der Bausatzbogen ein, zwei kleine Fehler, welcher mir beim First Look noch nicht aufgefallen waren. So müsste der Vogel der No.47 Squadron auf jeder Leitwerksseite nach vorne fliegen. MikroMir hat diesen leider zweimal für die rechte Seite gedruckt. Um diesen Fehler zu korrigieren und auch noch paar Stencilits zur Verfügung zu haben, habe ich mir von Shelf Oddity den kleinen Decalbogen für die Beverley gekauft. Der nächste Schritt war dann die Alterung und das Aufbringen der Abgas- und Ölspuren an den Motoren.
Zwei Stunden habe ich gefühlt gebraucht, um herauszufinden, wie die Antennendrähte verlaufen bzw. wo sie genau am Leitwerk angebracht sind. Leider schweigt sich da die Bauanleitung etwas aus. Nach einer großen Suche im Netz habe ich dann das eindeutige Bild in dieser Bildersammlung gefunden. RAF Beverley in the Middle East - 1960s.
Hier noch ein Beispiel, wie man relativ leicht sein Modell verbessern kann. Am Modell sind die Navigationslichter an den Flugspitzen nicht dargestellt. Also habe ich die Bereiche ausgeschnitten, anschließend mit Chromsilber bemalt. Dann wurde ein Stück Draht in ein gebohrtes Loch geklebt und entsprechend der Seite Rot und Grün bemalt. Den Bereich fülle ich dann mit dem Clear Kleber von Revell auf.
Wie ich ja schon am Anfang des Berichtes geschrieben habe, wollte ich nicht die Decals für die Rumpffenster benutzen, sondern passend zum Cockpit stattdessen ebenfalls offene Fensterflächen. Dazu habe ich zuerst mit entsprechenden 1,8mm Bohrer die vorhandenen Gravuren aufgebohrt. Anschließend nutzte ich meinen Dreiecksschaber, um das Bohrloch konisch ganz wenig zu vergrößern. Dann wurden die Löcher mit dunkeler Farbe ausgemalt. Mit einer Lochzange habe ich dann aus klarem Verpackungsmaterial 2mm Scheiben ausgestanzt. Diese wurden mit Weißleim eingeklebt. Wenn alles passt, fallen sie bedingt durch die konische Bohrung nicht in den Rumpf und schließen bündig mit der Oberfläche ab. Mit einem Tropfen Future oder ähnlich bekommen die Fenster noch mehr Glanz. So sieht es dann aus. Voraussetzung ist natürlich, dass die Fenster rund sind. Damit war der Bau abgeschlossen.
Fazit: Wie auch schon im First Look geschrieben, führt der Weg zu einem interessanten und nicht alltäglichen Modell im 144er Maßstab oft über einen ShortRun-Kit. Mit diesen Vorzeichen kann man die Herausforderungen aber gut meistern und wird einem tollen Modell belohnt. Ich freue mich schon auf die nächsten Bausätze von Mikro Mir.
Fotos: Florian Jung
Sebastian Adolf, Wettstetten (Januar 2019)