Vorbild: Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges entwarfen die Gebrüder Horten mit dem Luftüberlegenheits-Jagdflugzeug Horten IX (Gotha Go 229) einen Nurflügler. In den USA setzte Jack Northrop, Inhaber der amerikanischen Northrop Flugzeugwerke, die Nurflüglerkonstruktion in die Tat um. 1947 wurde der erste einsatzfähige Nurflügelbomber XB-49 entwickelt und erprobt. Aufgrund wirtschaftlicher und technischer Probleme wurde die Entwicklung aber für lange Zeit auf Eis gelegt. Erst Jahrzehnte später griff Man auf das Prinzip zurück. Für die sogenannten Stealth Technologie, die einem Flugzeug erlauben sollte fast unentdeckt vom Radar in fremdes Hoheitsgebiet einzudringen und feindliche Ziele bekämpfen zu können, brauchte man ein entsprechendes. Und die Öffentlichkeit staunte nicht schlecht, als 1988 der erste Prototyp des Stealth Bombers Northrop B-2 "Spirit" sein Roll-Out hatte. Das riesige Flugzeug sah einer Flunder ähnlich, und war selbstverständlich als Nurflügler ausgelegt. Die einem Sägezahn ähnlichen Enden der B-2 verhinderten den Strömungsabriss. Im vorderen Bereich fand eine Besatzung von zwei Mann ihren Platz. Ansonsten war das Flugzeug voller Elektronik. Mittig, rechts und links befinden sich die großen Bombenschächte. Die Waffen werden in rotierenden Magazinen befestigt. Natürlich kann die B-2A, wie die Einsatzvariante bezeichnet wird auch atomare Bomben mit sich führen. Für den Antrieb sorgen vier General-Electric F-118-GE-100 Turbofan Triebwerke. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 1,010 km/h.
Der erste Flug überhaupt, fand 1989 statt. Ihre Dienstzeit begann 1997. Gebaut wurden 21 Maschinen. Sie sind als Luftüberlegenheitsbomber rund um die Uhr für die USA im Einsatz. Am 25. März 1999 flogen im Kosovokrieg zwei Bomber den ersten scharfen Einsatz. Bis Kriegsende folgte weitere 31. Ende 2001 flogen die B-2 mit 44 Stunden den längsten Einsatz überhaupt mit sechs Maschinen nach Afghanistan. In den Nahostkriegen folgten weitere Einsätze.
Bausatz: Eine absolute Neuheit im Bereich militärischer Luftfahrt ist die Northrop Grumman B-2A "Spirit". Was bietet Modelcollect nun hier für das Geld? Vor allem ein Modell das in der Größenordnung schon vom äußeren Erscheinungsbild aus dem Rahmen fällt. Die Wiedergabe der Konturen und die nötigen Gravuren sind durchaus stimmig. Es wird sicher Kritiker geben, welche die Gravuren als zu dominant empfinden. Aber bei solch einer glatten Zelle wie sie unsere B-2 hat, braucht das Auge Wahrnehmungspunkte, damit das fertige Modell nicht zu eintönig erscheint.
In dem großen, stabilen Stülpkarton lagern akkurat und bruchsicher verpackte 262 Teile, plus einer kleinen Platine mit schön gemachten Instrumentenplatinen. An wenigen Stellen der Außenhaut gibt es leichte Einsenkungen.
Nun aber zu den inneren Werten. Cockpit, Bombenschacht und Fahrwerksschächte sind reichhaltig detailliert und sehr gut ausgearbeitet. Die Wandstrukturen der Bomben- und Fahrwerksschächte sind sogar mit Kabelsträngen versehen. Das Cockpit zeigt auch den Ruhe und Einstiegsbereich im hinteren Teil des eigentlichen Besatzungsraumes. Leider sind die Schleudersitze mittig geteilt, aber zugeschnittenes Tamyia Klebeband schafft sicher schnell Abhilfe ohne mühsames Spachteln. Da die sonst ausgezeichneten Schleudersitze das Cockpit dominieren und durch die großen Fenster der Kabine der Hauptblickfang sind, sollte das Gurtzeug ergänzt werden.
Die Fahrwerke sind sehr stabil gefertigt. Das ist auch nötig, denn das kräftige Kunststoffmaterial bringt einiges auf die Waage.
Waffentechnisch liegen dem Bausatz 16 Mk-84 Bomben bei, die an den rotierenden Zylindern befestigt werden. Außerdem erlauben die Triebwerksschächte von unten einen Blick auf die General-Electric F-118 Triebwerke.
Bemalung: Die Bauanleitung ist in Heftform, übersichtlich, hält sich aber, was Details zur Farbangabe anbelangt, etwas zurück. Auf dem Decalbogen sind sehr feine Begrenzungslinien (Walk Ways) gedruckt. Um diese korrekt aufzubringen, ist Fingerspitzengefühl nötig. Ansonsten gibt es Kennungen für Maschinen, die sich alle auf der Whiteman Air Force Basis befinden. Drei hat man zur Auswahl: Die Spirit of America, die Spirit of New York und die Spirit of Mississippi.
Die dunklen Grautöne über alles machen bei dem Original zum Teil einen recht verwitterten Eindruck. Dieser Effekt, lässt sich bestimmt durch verschiedene Abtönungen der Grundfarbe erreichen.
Fazit: Der erste Ausflug von Modelcollect in die Militärluftfahrt kann sich sehen lassen. Die Details sind reichhaltig und auch Kleinigkeiten, wie zum Beispiel die Einstiegsleiter und die Luftbremsen am Ende der Flügel, sorgen für einen Blickfang. Sehr zu empfehlen.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei glow2b.
Hans Jürgen Bauer, Berlin (Februar 2018)