RAF S.E.5A

merit No. 62402 Spritzguss mit Fotoätzteilen - 1/24

Vorbild: In der zweiten Hälfte des Jahres 1916 wurde klar, dass die Tage der ersten Generation von Eindecker-Jagdflugzeugen im Fronteinsatz vorbei waren. Doch auch die Nachfolger in Doppeldecker- und Leichtbauweise hatten immer noch zu schwache Motoren und boten kaum Möglichkeiten für weitere Leistungsreserven. So suchten die Konstrukteure aller kriegsführenden Mächte gänzlich neue Wege und ähnlich wie bei den französischen SPAD's wurden dabei auch in Großbritannien deutlich schwerere und stärkere Motoren ins Auge gefasst. Die Firma Royal Aircraft Factory - bisher sehr erfolgreich bei der Entwicklung zweisitziger Kampf- und Aufklärungsflugzeuge - beteiligte sich mit einem eigenen Entwurf. Die S.E.5 (Scout Experimental 5) wurde von Henry P. Folland für den Einbau des neuen 150 PS starken Hispano-Suiza 8a-V8-Motors entwickelt doch auch dessen 200 PS leistender Nachfolger wurde schon für die Serienfertigung ins Auge gefasst da dieser bei Wolseley in Lizenz gebaut werden sollte. Der erste Prototyp flog am 28. November 1916 noch mit dem schwächeren Motor, aber schon vor dem Erstflug hatte das Royal Flying Corps eine kleine Bestellung in Auftrag gegeben. Der 150 PS Motor war jedoch unzuverlässig und noch nicht einsatzreif, die Maschine hatte konstruktive Schwächen und die ersten 2 Prototypen stürzten während der Erprobungen ab. Der überarbeitete dritte Prototyp der S.E.5 erwies sich jedoch als durchaus gelungen und bildete so die Grundlage für die Serienfertigung.



Die S.E.5 wurde als eines der ersten britischen Flugzeuge mit einem synchronisierten MG bewaffnet - allerdings hatte man kein sehr großes Vertrauen in das Synchronisationsgetriebe und setzte eine zweite Waffe auf die Oberseite der Tragflächen. Ein Merkmal der frühen Maschinen war eine halbgeschlossene Cockpitverglasung, auf die später verzichtet wurde, bei einer Spannweite von 8,53 m, die später verkürzt wurde. Trotz des starken Motors wog diese Maschine max. 851kg und maß lediglich 6,38m Länge bzw. 8,50m Spannweite. Schon mit dem 150 PS Hispano-Suiza wurden in Bodennähe Geschwindigkeiten von knapp 200km/h und beachtliche Steigleistungen erreicht womit man allen Maschinen der Mittelmächte weit überlegen war. Nachdem 77 S.E.5 gebaut worden waren, lief die Produktion der stärkeren S.E.5a. an die anfangs meist einen Vierblatt-Propeller erhielt. Sie unterschied sich von der S.E.5 durch eine geringfügig längere Nase, Kühlerrippen und veränderte Auspuffrohre. Die Masse lag jetzt bei ca. 880kg und die Spannweite bei nur noch 8,21m aber der stärkere Motor verbesserte die Leistungen der Maschine nochmals und aufgrund der Einsatzerfahrungen wurden im Verlauf der weiteren Produktion die vorderen Streben des V-Fahrgestells verstärkt und ein Zweiblattpropeller verwendet. Weitere Unterschiede beruhten auf der Verwendung der Motoren von Hispano-Suiza bzw. Wolseley aber äußerlich fielen diese kaum noch ins Auge und bis Kriegsende wurden schließlich 5.265 S.E.5 bzw. S.E.5a von 6 verschiedenen Herstellern geliefert und eine gerade begonnene Serienfertigung in den USA gestoppt. Die Weiterentwicklung S.E.5b konnte nach Kriegsende nicht mehr in den Serienbau gelangen - die Leistungsunterschiede zum bewährten Vorgänger waren einfach zu gering.

Die S.E.5 kam ab März 1917 zur Truppe - zu einer Zeit, als die deutschen Albatros-Jäger den Luftraum an der Front beherrschten. Zuerst wurden jedoch die anfangs angebrachten überdimensionierten Windschutzverglasungen abmontiert und weitere Schulflüge unternommen. Am 7. April wurde das erste Flugzeug nach Frankreich verlegt und 22. April 1917 erfolgte der erste Patrouillenflug an der Front über Frankreich. Die leistungsstärkere S.E.5a kam erst ab Juni 1917 zum Einsatz. Diese Maschinen trugen erheblich dazu bei, die Luftherrschaft für die Alliierten an der Front zu erlangen und bis Kriegsende weitestgehend zu behaupten. Die S.E.5a erreichte ca. 220km/h, stieg gut und konnte sehr schnell stürzen. Die Konstruktion war relativ stabil, verzieh auch mal einen kleineren Pilotenfehler, der Motor war bis auf Höhen von knapp 4000m leistungsstark und zuverlässig, das Cockpit bestens instrumentiert, die Sicht gut und die Feuerkraft ausreichend. Zudem konnte man noch 4 kleine Bomben zuladen um ungepanzerte Erdziele zu bekämpfen. So konnten die britischen Piloten jeden Gegner stellen bzw. diesem in ungünstiger Lage entkommen. Zwar waren die deutschen Maschinen zumeist wendiger und deren Piloten besser ausgebildet aber die S.E.5a verschaffte den jungen britischen Piloten - deren durchschnittliche Lebenserwartung an der Front im Frühjahr 1917 nur wenige Wochen betrug - eine viel bessere Überlebenschance und somit mehr Zeit zum lernen. Viele der alliierten Fliegerasse flogen die S.E.5 bzw. S.E.5a, darunter A. Ball, G. McElroy, A. Beauchamp-Proctor, R. Dallas, W. Bishop, E. Mannock und J. McCudden und erzielten beträchtliche Erfolge.

Bei Kriegsende waren mind. 21 britische, 1 australische und zwei US-amerikanische Staffeln mit S.E.5a ausgestattet - weitere waren in der Aufstellungs- bzw. Umrüstungsphase. Nach dem Krieg gelangten viele Maschinen noch für einige Jahre in Großbritannien, Australien, Kanada, Chile, Südafrika, Irland, den USA sowie vereinzelt auch in Polen bzw. Sowjetrussland zur Verwendung.

Die S.E.5a war bei der Simulation "Rise of Flight" wegen der vielen o.a. guten Eigenschaften mein absolutes Lieblingsflugzeug wenn ich auf Seiten der Alliierten fliegen konnte. Sie war einfach viel zuverlässiger und sicherer zu fliegen als die sehr "zickige" Sopwith "Camel" welche keinen Fehler verzieh. Obwohl sie kein wirklicher Kurvenkämpfer war, man beim Abfangen aus dem Sturz oder hastigen Flugbewegungen etwas aufpassen musste und ich kein absoluter "Experte" als Jagdflieger war, schaffte ich damit mehrere längere Erfolgs-Serien gegen Luft- und Erdziele.

Bausatz: Die WK I-Reihe im Großmaßstab 1/24 setzt Merit aus China mit der RAF S.E.5A fort. Diese Bausätze sollen auch für weniger geübte Modellbauer zusammenfügbar sein. In dem attraktiven blauen Stülpkarton befinden sich gut verpackt fünf graue Spritzgussrahmen mit 92 Einzelteilen, ein Klarsichtteil, einen großen Fotoätzteilbogen, ein Decalbogen, eine mehrfarbige Bauanleitung und die übersichtliche Bauanleitung.

Die Bauteile haben schöne vorbildgerechte Strukturen. Es gefallen mir insbesondere die beim Original mit Stoff bespannten Flugzeugteile. Da sind die äußeren Hälften der Hauptfahrwerksräder ein sehr gutes Beispiel. Nachteilig ist gleich zum Beispiel das die Innenseiten nicht genauso aussehen.



Toll ist der innere Aufbau des Modells. Hier gibt es ein schönes Rumpfgerüst mit gut gemachten Cockpitdetails. Für die Instrumente gibt es Decals. Allerdings fehlen auch hier, wie schon zuvor bei der Fokker, passende Sitzgurte! Auch eine Motornachbildung ist leider auch nicht dabei. Hier gibt es Potential für die Garagenunternehmen. Dafür sieht das Hauptfahrwerk, bis auf die Innenseiten der Räder, seht gut aus. Es gibt natürlich die passenden Drähte für deren Verspannung.

Beim Aufbau der Tragflächen wird auch auf die Verspannung hingewiesen. Das setzt sich natürlich beim Heck fort. Für die Tragflächen gibt es weiter hinten in der Bauanleitung auch passende Pläne für das Verbauen der Metallteile. Die beiden MGs sehen zwar besser aus als bei der Fokker, sind aber für diesen Maßstab nicht der Hit. Dafür lassen sie sich einfach anbauen.

Die Decals sind tadellos auf hellblauen Trägerpapier gedruckt. Bei den schönen mehrfarbigen Bemalungsplänen fehlen leider nähere Angaben zum Vorbild. Die Farbangaben sind für die Systeme von Mr.Hobby, Vallejo, ModelMaster, Tamiya und Humbrol.



Bemalungsvarianten:

Fazit: Ein gut gemachter Großbausatz in 1/24 der RAF S.E.5A, der auch mit viel Zeit von einem weniger geübten Modellbauer zusammengebaut werden kann. Leider hat er kleine Schwächen im Detail und die deutlich sichtbaren Sitzgurte fehlen auch hier. Unter diesen Prämissen gibt es ein klares sehr empfehlenswert!

Erhältlich ist dieser Bausatz für Händler u.a. bei Glow2B (zu erreichen über Glow2b). Für Privatkunden ist er im örtlichen Modellbaufachgeschäft oder im Versandhandel erhältlich.

Quellen:

Volker Helms, Godern (Februar 2016)

Vorbildteil: Holger Schimpf, Erfurt