Vorbild: Die Raketenschnellboote der OSA-Klasse wurden in der Sowjetunion ab 1957 unter der Projektnummer 205 entwickelt. Sie wurden von einem Dieselmotor angetrieben. Der Serienbau begann in Leningrad (jetzt St. Pertersburg) 1960. Es entstanden 140 Einheiten der sog. OSA-1-Klasse. Einige davon mussten auch in scharfen Kampfeinsatz ziehen.
Bei der Volksmarine der DDR wurde die OSA-Klasse als Raketenschnellboot oder RS-Boote bezeichnet. Ab 1962 gingen die ersten zwei RS-Boote in Dienst und es folgte 1964 sieben und drei 1965 und 1971. Die drei ältesten Boote nutzte man zu Schulzwecke. Bis zum Ende der DDR musste man mangels Nachfolgemuster zwölf Boote in Dienst halten.
Drei Boote hatte man zuvor wegen Materialermüdung außer Dienst gestellt. 1993 wurden drei zu Wachbooten umgebaute RS-Boote an die Marine Lettlands veräußert. Die restlichen Einheiten wurden verschrottet.
Bausatz: Obwohl merit eine USA-Postanschrift auf seinem Karton hat, gehört es zur TRUMPETER-Unternehmensgruppe aus der Volksrepublik China. Somit war ein gebautes Prototypmodell auch an deren Stand auf der Spielwarenmesse 2014 zu sehen.
Es gehört schon ein wenig Mut dazu in 1/72 ein OSA-1 Schnellboot als Spritzgussbausatz herauszubringen. In der Folge wird es auch die spätere Ausführung OSA-2 geben. Dieses unterscheidet sich im Original durch einige Details.
In dem optisch ansprechenden und praktischen Stülpkarton befinden sich gut verpackt 29(!) hellgraue Großbauteile bzw. Spritzlinge, ein Klarsichtrahmen mit 16 Teilen, zwei Fotoätzteilbögen, sechs Metallteilen, einem kleinen Decalbogen, einen mehrfarbigen Bemalungsplan und die 32 Bauschritte umfassende Bauanleitung.
Die Abspritzung der Bauteile entspricht dem heutigen Niveau von TRUMPETER und die Aufteilung ist sehr durchdacht. Insbesondere begeistert der einteilige 542 mm lange Rumpf. Das lässt diesen Bausatz auf für RC-Modellbauer interessant werden.
Der Bau beginnt natürlich mit dem Rumpf. Hier sind für das OSA-1-Boot einige Bohrungen im Deck anzubringen bevor es auf den einteiligen Rumpf geklebt wird. Die drei Schrauben werden auf drei in Kunststoffböcken gelagerte Metallwellen geklebt. Hierfür muss man natürlich Sekundenkleber verwenden worauf die Bauanleitung nicht hinweist.
Eine Vielzahl von Kleinteilen wird einzeln auf das Deck geklebt. Ketten gibt es aus Metall. Interessant sich auch die einzelnen Decksaufbauten. Hier hat merit sehr stabile "Schachteln" hergestellt. Richtig zur Geltung kommen darauf die verschiedenen Antennen. Diese werden zum Teil mittels Fotoätzteilen dargestellt.
Die vier Raketenstartbehälter sind natürlich auch von innen detailliert und können auch mit den Flugkörpern bestückt werden. Diese Pracht bleibt nur sichtbar wenn man die Deckel nicht festklebt.
Gut gemacht sind natürlich auch die zwei Geschütztürme. Hier kann man höchstens nur noch die Läufe durch solche aus Metall ersetzen. Ein paar Klarsichtteile gibt es für die Brücke. Diverse Türen werden einzeln angeklebt und das auch alternativ in geöffneter Position.
Eine Fleißarbeit dürfte das Anbringen der Reling darstellen. Hier müssen erstmal die 26 Pfosten aus zwei Teile zusammengeklebt werden und danach werden sie mit dem Oberteil vereint. Natürlich hat merit auch einen stabilen Ständer gedacht.
Der mehrfarbige Bemalungsplan ist etwas zu klein geraten. Details gehen dadurch verloren. Immerhin sind die Farbhinweise in Chinesisch und Englisch. Weiterhin gibt es einen Verweis auf die Farbsysteme von Mr. Hobby, Vallejo, ModelMaster, Tamiya und Humbrol. Zum Vorbild gibt es leider keine weitergehenden Informationen.
Fazit: Es gehört schon ein wenig Mut dazu solch ein Projekt in 1/72 anzufassen. Für fortgeschrittene Modellbauer sein dieses OSA-1-Schnellboot sehr zu empfehlen. Wer sich ein Boot der Volksmarine der DDR aussucht, der sollte gründlich die Vorbildfotos studieren. Ein Dank geht an China für den Mut!
Erhältlich ist dieser Bausatz für Händler u.a. bei Glow2B (zu erreichen über Glow2b). Für Privatkunden ist er im örtlichen Modellbaufachgeschäft oder im Versandhandel erhältlich.
Volker Helms, Godern (Februar 2014)