Vorbild: Die Tupolew Tu-204 ist ein zweistrahliges Mittelstreckenflugzeug des russischen Konstruktionsbüros Tupolew. Sie wurde als Nachfolgemodell der Tupolew Tu-154 entworfen und lässt sich mit den Typen Airbus A321, Boeing 737-900ER und Boeing 757 vergleichen. Die Entwicklungsziele für einen Nachfolger der Tu-154 in Form der Tu-204 beinhalteten ein modernes Mittelstreckenflugzeug mit 196 Sitzplätzen, einer Reichweite von bis zu 6.500 km und zwei Mantelstromtriebwerken, wobei es als erstes sowjetisches Flugzeug neben sowjetischen auch mit westlichen Triebwerken ausgerüstet werden sollte.
Die Arbeiten an dem Projekt begannen 1982, eine Attrappe wurde am 14. November 1984 erstmals vorgestellt. Der Erstflug des Prototyps (SSSR-64001) erfolgte am 2. Januar 1989 in Schukowski durch die fünfköpfige Besatzung von A. Talalakin, die Zertifizierung der ersten Variante folgte im Januar 1995. Federführend bei der Entwicklung des Modells war Leo Aronowitsch Lanowski. Das Programm hat jedoch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, da es eigentlich nicht konkurrenzfähig ist. Die Gründe hierfür liegen vor allem in der für den östlichen Markt überdimensionierten Größe und den relativ schlechten direkten Betriebskosten, weshalb die Fluggesellschaften der GUS lieber auf ältere, aber westliche Produkte wie den Airbus A320 oder die Boeing 737 in den klassischen Versionen umsteigen.
Das Hauptproblem des Flugzeuges ist hierbei sein viel zu hohes Gewicht. Die Basisversion Tu-204-100 wiegt leer 58 t - ein gleich großer Airbus A321 48 t, eine Boeing 737-900ER sogar nur 44,7 t. In den Augen der Betreiber zeichnet sich die Tu-204 durch eine vergleichsweise hohe Zuverlässigkeit aus. Jedoch drängen häufige Engpässe der Hersteller bei der Versorgung mit nötigen Ersatzteilen viele andere russische Fluggesellschaften, auch aus diesem Grund, zu vergleichbaren westlichen Flugmustern. Lediglich ein westlicher Kunde wurde in Form des Logistikunternehmens TNT Express gefunden, der die Flugzeuge jedoch mittlerweile ausgemustert hat.
Quelle: Wikipedia
Modell: Neben all den westlichen Mustern vergisst man bei Zvezda auch die heimischen Produkte nicht und hat somit die Tu-204 als Bausatz als 1:144 Bausatz auf den Markt gebracht. Der Bausatz erschien das erste Mal 2017 als Frachtmaschine der russischen Post, letztes Jahr dann als Passagiervariante und nun wieder als Frachtmaschine. Der Kit kommt in der schon bekannten Kombinationsverpackung eines seitlich öffnenden Schmuckkartons und einer darin enthaltenen nach oben öffnenden Pappschachtel. Das am Ende rund 37cm lange Modell entsteht aus 139 Teilen, welche sich auf fünf Spritzrahmen aus grauen und einem aus klaren Kunststoff verteilen.
Zur Realisation der beiden Varianten bedient man sich bei der russischen Firma zwei verschiedener Rumpfformen. Also keine Kompromisse mit Verspachteln und so. Das ist Top! Beim Betrachten der Teile besteht im Allgemeinen Freude durch die vielen Details und feine Ausführung der Teile. Der Bau beginnt mit den Tragflächen. Diese werden aus einem durchgängigen Unterteil und zwei separaten Oberteilen zusammengefügt. Die Hinterkante ist dabei einteilig und die Flaptrackfairings sind mit angegossen. Komplettiert wird das Ganze mit den Winglets und je einer Wand des Hauptfahrwerksschachts.
Weiter geht der Bau mit dem Rumpf. Der Bausatz bietet ein ziemlich komplettes Cockpit, welches später ganz gut sichtbar sein sollte durch die Klarsichtteile. Dieses wird dann mit dem Schacht für das Bugfahrwerk verbunden. Dieser ist mit einer Rippenstruktur und sogar der angedeuteten Beleuchtung ausgestattet. Vor dem Verschließen des Rumpfes nicht das Gewicht vergessen. Die Bauanleitung gibt hier 5g als Empfehlung. Das Seitenleitwerk ist an beiden Rumpfhälften jeweils mit angespritzt und hat eine zweiteilige Hinterkante. Diese sollte aber trotzdem sehr dünn werden. Dankenswerterweise sind die Antenne einzeln vorhanden und nicht am Rumpf mit angegossen. Nach dem der Rumpf mit den Tragflächen und den Höhenleitwerken verbunden ist, geht es schon mit den Triebwerken und dem Fahrwerk weiter.
Diese Teile finden sich alle an dem großen Hauptrahmen. Die Triebwerke entstehen aus vielen Teilen. So gibt es ein Fancase, welche aus zwei Hälften und einem einzelnen Fan entsteht. Diese Baugruppe und der aus zwei Teilen bestehende Auslass werden in den eigentlichen Triebwerkskörper geklebt. Dieser wird aus zwei Hälften zusammengeklebt und am Schluss mit einem einteiligen Einlaufring versehen. Der Hintergrund dieses aufwändigen Aufbaues ist sicherlich die leichtere Lackierung, so fern man die Teile vorher separat bemalt. Dazu kommt noch die Vermeidung von unschönen Nähten. Mal sehen, wie das ganze so passt. Das Fahrwerk besteht aus sehr feinen und detailreichen Bauteilen. Hier ist sicherlich etwas Vorsicht beim Heraustrennen und Verkleben notwendig. Alternativ kann man das Modell auch mit eingefahrenen Rädern und auf einem Ständer präsentieren. Dieser ist jedoch nicht im Lieferumfang des Bausatzes enthalten und muss einzeln erworben werden.
Der Klarsichtrahmen enthält das Cockpitglas und auch noch die Scheinwerfer am Rumpf sowie die Navigationslichter für die Flügelspitzen. Das gefällt mit sehr gut. Die Cockpitscheibe ist gut durchsichtig. Sie sollte dennoch vor dem Verbau ein Bad in Future oder ähnlichen Produkten(glänzende Bodenpfleger) nehmen.
Sehr Vorbildlich ist auch die Bauanleitung. Neben einem klaren und verständlichen Aufbau gibt es nämlich auch Bemalungsanweisungen für die Detailbereiche. Die Farbangaben beziehen sich auf das Programm von Tamiya und vermutlich Zvezda selber. Die Außenbemalung und die Positionen der Decals werden auf einem einzelnen farbigen A4 Blatt gezeigt. Dabei werden jeweils auf einer Seite die beiden Seitenansichten und auf der anderen die Sicht von oben und unten gezeigt.
Bei der Lackierung ist sicherlich das Abkleben am Rumpf für die orangefarbende Bauchbinde, welche schwungvoll in das Seitenleitwerk geht, der anspruchvollste Teil. Hier wäre eine mitgelieferte Schablone sehr sinnvoll. Evtl. kann man sich aber auch die Zeichnung maßstabsgerecht kopieren und zur Herstellung einer solchen zur Hilfe nehmen.
Der verhältnismäßig kleine Abziehbilderbogen enthält alle notwendigen Markierungen für das recht schlichte Livery. Dazu kommen noch Türen und Stencilits sowie z.B. die Umrandung des Schwenklagers der Höhenleitwerke für die Trimmung. Gebaut werden können die RA-64051 und ...52 der Transaero aus dem Zeitraum 2013 - 2015. Der Bogen ist glänzend gedruckt und macht einen guten Eindruck.
Fazit: Zvezda liefert hier für den Airlinerfreund einen sehr guten Bausatz ab. Der Kit gibt einen überzeugen Eindruck, was heute bei 1:144 Modellen möglich ist. Uneingeschränkt empfehlenswert.
Sebastian Adolf, Wettstetten (November 2019)