Tupolew Tu-134UBL

Zvezda 7036 - 1/144

Vorbild: Die Tu-134 ist sicherlich auch bei uns gut bekannt, bedingt dadurch, dass das Muster auch u.a. bei der Interflug oder auch den LSK der NVA im Einsatz stand. Wie auch bei den westlichen Mustern wie Boeing 737 oder der McDonell Douglas DC-9, wurde die Tu-134 auch beim Militär eingesetzt. Neben dem Passagiertransport mit gegenüber dem Ausgangsmuster kaum veränderten Konfigurationen gab es auch speziellere Versionen. Hier zu kann man die Tu-134UBL ganz eindeutig zählen.

Diese Version wurde als Pilotentrainer für die Tu-22M2/M3 und auch später die Tu-160 beschafft. Hintergrund war/ist, dass von der Backfire und der Blackjack keine speziellen Trainerversionen wie noch bei der Tu-22 Blinder existierten. Durch das Vorhanden sein dieser Maschinen konnte man wertvolle Flugstunden auf den Einsatzmustern sparen. Die Wahl fiel auf die Tu-134 als Grundmuster aufgrund des ähnlichen Schub/Gewicht-Verhältnisses sowie der ebenfalls ähnlichen Handlingseigenschaften bei langsamen Fluggeschwindigkeiten. Die Entwicklung dieser Version begann im August 1979, der erste Prototyp wurde im Januar 1981 gebaut, die Flugerprobung begann im Mai 1981 und zog sich bis Juni 1982.

Aufgrund der längeren Nase und der damit verbundenen Schwerpunktänderung änderte sich das Flugverhalten bei hohen Anstellwinkeln so grundlegend, das neue Trudeltests gemacht werden mussten. Insgesamt wurde 90 (andere Quellen sprechen von 77) Maschinen zwischen 1981 und 1983 neu gebaut. Die markante Nase entspricht dabei der der Tu-22M3, allerdings ist nicht das entsprechende Radar verbaut, sondern "nur" ein Wetterradar ROZ-1. Dies entspricht dem Einsatzzweck als Schulungsmuster für angehende Piloten. Dazu ist im Cockpit auch ein solches aus der Tu-22M verbaut. In der Kabine mit deutlich weniger Fenstern befinden sich drei Sitzreihen mit 12 Sitzen, so dass auf einer Flugmission mehrere "Schüler" Runden drehen können.

Quelle: nach "Soviel Strategic Aviation in the Cold War" von Yefim Gordon

Modell: Das Thema der Tu-134UBL in 1:144 war auch schon vor dem Erscheinen dieses neuen Zvezda-Bausatzes besetzt. So gab/gibt es Umbausatz für die normale Airlinervariante (7007 - 2012 erschienen) oder auch Komplettbausätze von Eastern Express oder RusAir. Die Ankündigung dieses Muster durch Zvezda hat bedingt durch die bisherige gute bis sehr gute Qualität der Kits zu großer Vorfreude geführt. Die spannende Frage war ja, wie man bei der russischen Firma die oben beschriebenen Änderungen gegenüber der "normalen" Ausführung umgesetzt hat. Dazu kann ich sagen, dass man den aufwendigen Weg gegangen ist und die Spritzgussform verändert hat. Dazu später mehr.

Der Bausatz kommt in der attraktiven und praktischen Kombinationsschachtel zum Käufer. Die 63 Bauteile verteilen sich auf zwei Spritzrahmen aus grauem Kunststoff und einen aus klarem Plastik. Des Weiteren findet man noch den bekannten zweiteiligen Ständer für eine Flugpräsentation im Kasten. Wie schon oben angedeutet, hat man den Rahmen A gegenüber dem ursprünglichen Bausatz etwas verändert. So finden wir nun einen veränderten Rumpf vor. Dieser verfügt nun über deutlich weniger Fensteröffnungen. Natürlich wurden die Streifen aus klarem Kunststoff auch entsprechend angepasst.

Des Weiteren befindet sich vorne an der Nase ein entsprechendes neu geformtes Adapterstück, welches den Übergang zu der markanten Nase bildet. Die beiden Bauteile dafür finden sich auch neu auf dem Rahmen A. Durch diesen "Anbau" wird das fertige Modell übrigens deutlich länger am Ende als eine normale 134er. 28,5cm laut der Angabe um genau zu sein. Für ein Cockpit, über welches der Bausatz nicht verfügt, war wohl leider kein Platz mehr bzw. wollte man auch keinen zusätzlichen Rahmen mehr neu machen. Dies lässt sich aber aufgrund der relativ kleinen Cockpitfenster verschmerzen. Die Klarsichteile sind aber von guter Qualität.

Grundsätzlich gefallen die Oberflächen durch sehr feine und detailreiche Gravuren. Auch bringt der Bau des Kits in der Airlinervariante laut verschiedenen Erfahrungen keine bösen Überraschungen und macht wohl viel Spaß. Gut und praktisch sind auch die einzelnen Antennen, welche nicht mit an den Rumpf angespritzt sind. Der Bau wird klar und übersichtlich in der Bauanleitung gezeigt. Neu ist eine extra Grafik für die Stencilits, welche zahlreich auf dem Abziehbilderbogen vorhanden sind.

Hier merkt man meiner Meinung nach auch eine weitere positive Steigerung bei den Bausätzen. Denn der beiliegende Bogen ist recht groß und bietet einiges an Decals. So finden wir neben den erwähnten Stencilits auch sehr aufwendige Streifen mit integrierten Fensterrahmen für die drei möglichen Bemalungen des Bausatzes.

Die Qualität des glänzend gedruckten Bogens macht einen sehr guten Eindruck. Die folgenden Maschinen können gebaut werden:

  1. Tu-134UBL, rote 45, 121. schweres Garde-Bomberregiment der russischen Fernflieger, Basis Engels, 1995,
  2. Tu-134UBL, RF-93349, "Meschtschora", 3119th der Russischen Luftstreitkräfte, Basis Tambow, 2015,
  3. Tu-134UBL, RF-12037 weiße 54, "Schwarze Perle", 859th Kriegs- und Trainingszentrum der Russischen Marine, Basis Jeisk, 2019

Die Bemalung wird auf einem doppelseitig, farbig bedruckten A4-Blatt dargestellt. Die Farbangaben beziehen sich auf das Programm von Zvezda und Tamiya.

Fazit: Ein weiterer toller Bausatz eines eher ungewöhnlichen Flugzeuges von Zvezda. Unbedingt empfehlenswert.

Vielen Dank für die Bereitstellung des Muster an die Hobby-Pro GmbH in Graz, Österreich. Sie ist der weltweite Vertriebspartner für Zvezda.

Sebastian Adolf, Wettstetten (Juni 2020)