Vorbild: Der Name Typhoon ist bei den russischen Streitkräften mehr durch die gleichnamige U-Boot-Klasse bekannt. Hierbei handelt es sich jedoch um ein Programm, welches seit 2010 auch für die russischen Landstreitkräfte neues Material beinhaltet. So wurde für Spezialeinheiten bei der LKW-Firma Kamaz ein gepanzerter Mannschaftstransporter in Auftrag gegeben. Dieses wird unter der Bezeichnung KamAZ-63986 gebaut. Hierbei handelt es sich um einen dreiachsigen geländegängigen und gepanzerten LKW zum sicheren Transport von Mannschaften und Material. Unter dem Zusatz MRAP (Mine-Resistent-Ambush-Vehicle) ist auch im Englischen die Bezeichnung Typhoon-K gebräuchlich. Die ersten zwölf gebauten Fahrzeuge wurden erstmals 2014 anlässlich der Parade zum Tag des Sieges präsentiert und bis Anfang 2021 sind inzwischen über 315 Stück im Einsatz. Angetrieben durch einen 450 PS starken Dieselmotor erreicht das rund 21 Tonnen schwere Fahrzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 105 km/h. Nach Herstellerangaben soll die Panzerung einen Beschuss von Waffen bis zum Kaliber 30 mm sowie Minen und Sprengfallen bis zu 8 kg TNT abhalten können. Der gepanzerte Motorraum befindet sich hinter der Fahrerkabine und ist von Innen zugänglich, so dass auch Reparaturen unter Beschuss möglich sind. Neben der Version zum Transport von bis zu 16 Mann Besatzung nebst Ausrüstung gibt es auch Ausführungen als Spähpanzerwagen, Sanitätsfahrzeug und Kommandowagen sowie die einer amphibische Variante.
Bausatz: Nachdem Takom dieses Fahrzeug 2017 erstmals herausgebracht hatte, kommt hier nun auch ein Bausatz von Zvezda auf unseren Basteltisch. Dieser besticht durch hervorragend detaillierte Bauteile aus neuen Formen und kommt völlig ohne zusätzliche Ätzteile aus. Der prall gefüllte Karton mit Klappdeckel enthält insgesamt 372 Teile verteilt auf sechs große Spritzlinge im hellen Grau, des Weiteren einen klaren für die Scheiben, sechs Gummireifen sowie einen Abziehbilderbogen für drei Versionen dieses LKWs. Für die Gitterabdeckung der Motorlüfter findet man noch ein Stück Netz sowie Sticker mit Spiegelfolie.
Die einzelnen Bauteile sind Klasse gemacht und frei von Fischhäuten oder Sinkstellen. Auswerfermarkierungen sind, wenn überhaupt vorhanden, so platziert, dass sie am fertigen Modell nicht mehr sichtbar sind. Zvezda hat es fertiggebracht, sogar kleinste Details wie Bolzen, Griffe und Schalter in Spritzguss zu fertigen. Allein die Schalter am Armaturenbrette und die genaueste Umsetzung der Innenausstattung sind schon beeindruckend und schreien förmlich danach, dass dieses Fahrzeug mit geöffneten Türen und Heckklappe gebaut werden sollte.
Es ist immer wieder beeindruckend, was heutzutage im Formenbau möglich ist - selbst kleinste Details können in Spritzguss gefertigt werden. Das Fahrwerk ist sehr genau und detailliert umgesetzt worden. Dabei hat Zvezda die einzelnen Bauteile so gestaltet, dass diese nicht zu sehr in einzelne Teile aufgeteilt wurden und somit einen raschen Baufortschritt ermöglichen. Gegenüber dem Takom-Bausatz ist hier zwar kein Lenkeinschlag der Räder möglich bzw. nur sehr schwer umzusetzen, aber dafür gefällt mir persönlich die Gestaltung aller Teile irgendwie besser.
Über das Thema Vinyl als Ketten oder Reifen lässt sich zwar viel diskutieren, jedoch sind hier die Gummireifen wirklich gelungen. Neben der gut lesbaren Reifengröße befinden sich auf den Flanken der Reifenhersteller und sogar noch das bekannte Männchen dieser Firma. In Verbindung mit den wirklich toll gestalteten Felgen, auf denen jeder einzelne der vielen Bolzen schön umgesetzt wurde, sind die Räder echt Klasse gelungen.
Der gesamte Innenbereich des Fahrerhauses besteht bei Takom aus etwa 18 Teilen. Zvezda verdoppelt diese Zahl glatt und liefert zusätzlich noch Decals für die Instrumente mit. Das einzige Manko dieses Bausatzes stellt für mich die etwas antiquierte Verarbeitung des Netzes dar. Hier sollen insgesamt acht einzelne Gitter in verschiedenen Größen und mit teilweise abgerundeten Kanten herausgeschnitten und anschließend passgerecht über die Lüfterlamellen geklebt werden. Hierfür wären Ätzteile wie bei Takom wohl eindeutig die bessere Wahl gewesen.
Jedoch bietet der Zurüstmarkt inzwischen umfangreiche Ergänzungen an, um aus diesem Bausatz ein wirklich preisverdächtiges Supermodell entstehen zu lassen. Neben Reifensätzen, die das Gewicht des Fahrzeuges simulieren, sind Waffen- und Radarbausätze, getönte Scheibenmasken in verschiedenen Tönen sowie Ätzteile nur für Sicherheitsgurte als auch komplette Teilesätze für dieses Modell erhältlich.
Anleitung/Bemalung: Gemäß dem beidseitig bedruckten farbigen Beiblatt sind drei Versionen dieses Fahrzeuges baubar. Neben der Version einer Einheit der Militärpolizei in Syrien 2017 gibt es auch noch die einer Militärpolizei- sowie einer Speznazeinheit des Fernöstlichen Militärbezirks. Hierzu liegen dem Bausatz ein randscharf gedruckter Decalbogen bei, auf dem auch die Instrumente sowie weitere Wartungsschilder zu finden sind. Die Farbnummern beziehen sich ausschließlich auf das Sortiment von Zvezda und Tamiya.
Fazit: Obwohl diese modernen Militärfahrzeuge eigentlich nicht unbedingt zu meinem Interessengebiet zählen, muss ich feststellen, dass dieser Bausatz doch wirklich Appetit macht, sich näher damit zu beschäftigen. Die Fertigungsqualität der Einzelteile, die gut strukturierte Bauanleitung und der vollständige Innenraum zeigen, dass Zvezda hier ein toller Bausatz gelungen ist, den man sich preislich auch durchaus leisten kann. Dass dieses Modell auch noch von der Zeitschrift Modell Fan mit dem Preis "Modell des Jahres" ausgezeichnet wurde, ist wirklich nachvollziehbar und kann von mir auch nur bestätigt werden. Unbedingt empfehlenswert.
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern.
Reiner Janick (März 2021)