Vorbild: Der Mil Mi-24 ist ein in der Sowjetunion entwickelter Kampfhubschrauber des Hubschrauberherstellers Mil. Die sowjetischen bzw. russischen Piloten bezeichnen ihre Maschinen als "fliegender Panzer" oder Krokodil sowie "stakan" (Glas), wegen der großflächigen Cockpitverglasung des Mi-24A. Von den Mudschaheddin wurde ihm der Spitzname Schaitan Arba ("Teufelswagen") gegeben. Ungewöhnlich für einen Kampfhubschrauber ist die Fähigkeit des Mi-24, auch Truppen transportieren zu können. Der Mi-24 ist mit zwei Wellenturbinen ausgerüstet und besitzt eine Haupt-Heckrotor-Anordnung mit einem Fünfblatt-Hauptrotor.
Die Entwicklung dieses Hubschraubers begann Mitte der 1960er-Jahre noch zu Lebzeiten von Michail Mil. Vom Ausgangsmodell Mil Mi-8 wurden Triebwerke, Rotoren und andere mechanische Komponenten übernommen, der Rumpf wurde vollkommen neu gestaltet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kampfhubschraubern kann der Mi-24 als Angriffshubschrauber Transportaufgaben übernehmen. So ist er dafür ausgelegt, bis zu acht ausgerüstete Soldaten geschützt ins Gefechtsfeld zu transportieren. Als "fliegender Schützenpanzer" gehörte es zu den Aufgaben des Mi-24, schnell über dem Gefechtsfeld zu agieren. Seine Aufgaben sind die Panzerabwehr, Feuerunterstützung bei amphibischen Operationen, Ausheben gegnerischer Stützpunkte, Bekämpfung gegnerischer Hubschrauber und Begleitschutz für eigene Hubschrauber.
Erfahrungen in den hohen Gebirgszügen Afghanistans zeigten in den 1980er-Jahren, dass der Mi-24A/D bei voller Bewaffnung über unzureichende Leistung verfügte. Deswegen wurden mit dem Mi-24W stärkere Triebwerke und Sandfilter zum Schutz der Triebwerke verbaut. Um trotz dieser Leistungssteigerung länger fliegen zu können, bauten die Fronteinheiten Sitze und Panzerung in der Truppenkabine aus und füllten die Tanks nicht mehr als zu zwei Dritteln. Zudem wurden von der immensen Bewaffnung nur zwei Raketen-Rohrstartbehälter, zwei Panzerabwehrlenkraketen und 500 Schuss Munition mitgeführt, letzteres auch wegen der Störanfälligkeit bei langem Dauerfeuer des MG. Mit der Überschreitung der zugelassenen Flugparameter und einer Überlastung der Hauptrotoren konnten die Piloten steiler in engen Tälern abtauchen. Bei Manövern mit hohen Lastvielfachen und hohem Anstellwinkel konnte es zu einem Strömungsabriss der Hauptrotorblätter mit einem Durchsacken der Maschine kommen. In einer solchen Situation oder beim Ausleiten aus einem Manöver mit einem hohen Lastvielfachen konnte es zur Berührung der Hauptrotorblätter mit dem Heckrotorausleger kommen.
Die Mi-24W verfügte neben den oben genannten Maßnahme auch über die Möglichkeit 9M114 Schturm-W-Panzerabwehrraketen zu verschießen und über eine verbesserte Selbstschutzausrüstung. Aufgrund der Erfahrungen aus dem Einsatz in Afghanistan versah die Sowjetarmee ihre Mi-24D mit zwei in Doppelreihe angeordneten Täuschkörperwerfern. Der Mi-24 verfügt für den Selbstschutz weiterhin über Infrarot-Störstrahler und Warnsysteme. Der Mi-24 verfügt über eine Reihe von passiven und aktiven Sensoren, um Ziele aufzuklären und für die Waffen beleuchten zu können. Aus der Mi-24W wurde die Mi-24WP abgeleitet, welche eine geänderte Bugstruktur für die Aufnahme einer GSch-23L von 1985 besaß.
Das Leitgerät Raduga-F in den Mi-24D/P/W und Mi-35 dient der Beobachtung des Geländes sowie dem Suchen, Erkennen und Identifizieren von Zielen mittels Fernseh- und Wärmebild. Es übernimmt anschließend die manuelle oder halbautomatische Lenkung der Panzerabwehr-Lenkflugkörper bis zum ausgewählten Ziel. Die Sicht ist mit maximal 18° Abweichung auf beiden Seiten bei einer maximalen Reichweite von 5 km eng nach vorne begrenzt. Das Gehäuse befindet sich rechts unterhalb des Kinnturms.
Quelle: Auszug aus https://de.wikipedia.org/wiki/Mil_Mi-24
Bausatz: Wie die MiG-21 gehörte für mich der Mi-24 zum Alltagsbild meiner Kindheit im Norden der DDR. Außerdem ging es in den Ferien oft genug an Basepohl oder Trollenhagen vorbei zu den Großeltern. Sehr lange Zeit war der Bausatz von Monogram der einzige in 1/48, um diesen wohl bekanntesten Hubschrauber der Warschauer Vertrags in 1/48 nachzubilden. Erhabene Gravuren und das Alter der Form mit den damit einhergehenden Nachteilen in der Formtreue hielten mich davon ab, das Bausatz zu kaufen geschweige denn zu bauen. Nun gibt es von Zvezda endlich einen zeitgemäßen Mi-24. Dieser kommt zunächst in der Variante Mi-24W bzw. WP heraus. Nicht so super für mich, denn mich interessieren eher die Varianten Mi-24D und P aber dennoch ein guter Einstieg in die Serie.
Dieser letzte Umstand ist auch ein kleiner Nachteil des Bausatzes. Zvezda hat nämlich aus zweierlei gründen auf die Nachbildung der Nieten am Hubschrauber verzichtet: einerseits um Kosten zu sparen und andererseits, weil sich diese in den Varianten unterschieden. Mi-24W/WP hatten z.B. Verstärkungen in den Heckausleger eingebaut. Hier kann man nur hoffen, dass HGW oder auch ein anderer Anbieter sich des Problems annimmt. Der Hubschrauber mag auf vielen Fotos glatt wirken, ist aber mit unzähligen erhabenen Nieten versehen. Ein zweiter großer Nachteil der Sparpolitik sind die völlig glatten Instrumentenbretter, deren Instrumente und Schaltbretter mittels Decals nachgestellt werden sollen. Das ist für 1/48 armselig und eigentlich nicht tragbar, insbesondere, da der Bausatz hierzulande mit etwa 40 Euro zu Buche schlägt. Sören hat mich auf ein Produkt der Firma Quinta Studios aufmerksam gemacht, das ich absolut überzeugend finde und separat vorstelle. Es schlägt allerdings nochmal mit ca. 20-25 Euro zu Buche. Auch Eduard hat bereits 7 Sets für Juli angekündigt, darunter auch ein Löök-Set … ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass es für die beiden Cockpits deutlich günstiger ausfallen wird. Aber das bleibt abzuwarten.
Nachdem wir nun die größten Kritikpunkte abgehandelt haben, kommen wir zum Bausatz. In der stabilen Faltbox mit nach oben zu öffnendem Deckel finden sich 7 Graue und zwei klare Spritzlinge. Aus der Aufteilung wird deutlich, dass es noch mindestens einen weiteren klaren und einen grauen Gießrahmen geben wird, um die Varianten A, D, P und vielleicht Mi-35 darzustellen. Dementsprechend ist auch die Aufteilung des Bausatzes zu verstehen, das Heck bis einschließlich Kabine für die Infanteristen sind zwei Rumpfschalen, an die vorn der mehrteilige Aufbau für den Piloten und Co-Piloten montiert wird. Wie bereits erwähnt ist die Außenhaut sehr glatt und mit sehr feinen, flachen Gravuren versehen. Gegebenenfalls sollte man diese vorsichtig nachziehen. Übrigens ist in der Verpackung jede Menge Platz für Zubehörteile, da der Bausatz nur etwa zwei Drittel des Raumes einnimmt.
Der Aufbau der Innenstruktur ist clever gelöst, so dass sich die Außenhaut einfach darum herumbauen lässt. Auf die rudimentäre Darstellung der Treibwerke hätte man aus meiner Sicht durchaus verzichten können. Auch vom Antrieb des Rotors wird man später nicht mehr viel sehen, aber immerhin vielleicht etwas. Die beiden Pilotendarsteller sind auch eher einfach gestrickt, aber mit neuen Köpfen sind sie vielleicht verwendbar. Die Geschütze mag ich gar nicht, diese sind viel zu einfach dargestellt (einteilig für die "Gatling" und zweiteilig für die Doppelkanone)… hier kann man ebenfalls nur auf Hilfe von den einschlägigen Anbietern wie Master hoffen. Einige Klappen am Modell lassen sich offen darstellen, darunter auch die Cockpittür bzw -klappe.
Die Kühler für den Abgasstrom bei der Afghanistanvariante sehen ganz ordentlich aus. Gleiches gilt für den Rotorkopf. Die Rotorblätter sind leicht gebogen angespritzt. Ein Pluspunkt ist auch die gut gestaltete Bauanleitung. Diese ist aussagekräftig und klar. Allerdings sollte man sich zu Beginn entscheiden, ob man die Wartungsklappen offen (Variante 1 alles offen) oder geschlossen (Variante 2 alles geschlossen) darstellen möchte und dies in der Bauanleitung entsprechend markieren. Die ebenfalls unter die Variante 1 fallenden Besatzungstüren und Transportraumklappen kann man trotzdem je nach Geschmack offen oder geschlossen montieren, sollte aber in der Bauanleitung entsprechende Abweichungen beachten. Weiterhin ist auch eine frühzeitige Entscheidung für eine der vier Bemalungsvarianten sinnvoll, da sich diese in Details unterscheiden.
Ein Spritzling ist der Bewaffnung vorbehalten. Hier gibt es zwei Kanonenbehälter UPK-23-250, vier Startbehälter für ungelenkte Raketen B-8B20A, 4 Panzerabwehrlenkraketen 9M114-"Schturm" (2er Starter) und 4 "Behälter". Letztere könnten Aerosolbomben sein, oder einfach Zusatzbehälter für Treibstoff. Insgesamt ist dies eine ziemlich gute Ausstattung, aber es wird sicher noch deutlich mehr von den Zubehörherstellern geben.
Kommen wir zu den Bemalungsvarianten. Wie erwähnt gibt es derer 4 je zwei W und zwei WP Varianten. Alle sind auf einem A4-Baltt farbig dargestellt. Die Decals stammen der Machart nach von Begemot und sind sauber gedruckt:
Fazit: Abseits der genannten Kritikpunkte handelt es sich hier um einen modernen Bausatz der Mi-24. Das Fehlen der Finesse in den Details wird den Anfänger kaum stören und von den Fortgeschrittenen Modellbauern durch selbst erstellte Details oder Zubehörsätze ausgeglichen. Allerdings wird das Projekt so schnell sehr teuer werden. Ich freue mich jedenfalls auf den Bau, werde allerdings noch das Erscheinen einiger Zubehörsets abwarten.
Steffen Arndt, Barsinghausen (Mai 2020)