Vorbild: Die Irkut MC-21 (eigentlich MS-21; russische Transkription: Magistralny samoljot 21 weka, zu deutsch: Verkehrsflugzeug des 21. Jahrhunderts) ist ein russisches Kurz- und Mittelstreckenpassagierflugzeug. Sie ist ein zweistrahliges Standardrumpfflugzeug und hat je nach Auslegung eine Kapazität von 150 bis 230 Passagieren. Die Markteinführung des Flugzeugtyps war während der Entwicklungszeit mehrfach verschoben worden, zuletzt im Februar 2019 auf das Jahr 2021. Die Irkut MC-21 dürfte damit etwa zeitgleich zur konkurrierenden Comac C919 aus chinesischer Produktion ausgeliefert werden. Die Planungen begannen in den 1990er-Jahren bei Jakowlew unter dem Namen Jak-242, wurden aber wieder eingestellt. Als der russische Lufttransport-Markt sich im Vergleich zum Weltmarkt überproportional positiv zu entwickeln begann, wurde die Entwicklung nach dem Gewinn einer Ausschreibung durch Jakowlew im Jahre 2003 wieder aufgenommen. Dazu verbanden sich der Flugzeughersteller Irkut und das Entwicklungsbüro Jakowlew innerhalb von OAK. Die MC-21 sollen die alternden Tupolew Tu-204/214, Jak-42 und Tu-154 ersetzen und gegen die Airbus-A320-Familie sowie Boeing 737NG, aber auch gegen die Comac C919 antreten.
Wie schon mit dem Suchoi Superjet 100, wird auch mit dem MC-21 ein globaler Markt anvisiert, der weit über die Staaten des kommunistischen Blocks, für die Flugzeugentwürfe aus Sowjetzeiten konzipiert wurden, hinausgeht. Ein ursprünglicher Zeitplan sah den Einsatz der Flugzeuge ab 2012 vor, Mitte 2006 wurde 2015 als Zeitpunkt der Einführung avisiert. Der Regierungsbeschluss zur Durchführung des Projekts stammt vom 17. November 2008. Das Rollout der MC-21-300 fand im Juni 2016 statt. Rolltests wurden Anfang Mai 2017 erfolgreich absolviert. Der 30-minütige Erstflug mit Oleg Kononenko und Roman Taskajew an Bord fand am 28. Mai 2017 in Irkutsk statt. Der ursprünglich für Anfang 2017 geplante Erstflug hatte sich verzögert, weil sich bei Ermüdungstests bei 96 % "Ultimate Load" vorzeitig Risse im CFK-Flügelkasten zeigten, der daraufhin verstärkt werden musste. Im Juni 2018 war 2019 für den Beginn der Serienproduktion angegeben worden, Ende 2018 flogen die vier Prototypen, für welche eine Zertifizierung für Russland im Jahr 2020 erwartet wurde. Im Ausland wurde das Flugzeug zunächst als MS-21 vermarktet, dort jedoch - offenbar aufgrund der fehlenden Kenntnis, dass das kyrillische "?" dem lateinischen "S" entspricht - irrtümlicherweise zumeist MC-21 genannt. Seitdem vermarktet Irkut das Flugzeug weltweit als MC-21. Die MC-21 soll in drei Hauptvarianten gebaut werden: Die Standardvariante bildet die MC-21-200 für rund 150 Passagiere in Einklassenkonfiguration. Die MC-21-300 kann 181, die MC-21-400 212 Passagiere befördern. Außerdem ist eine Langstreckenversion MC-21-200LR geplant. Die ursprünglich geplante Variante MC-21-100 mit nur 132 Sitzplätzen wurde aufgegeben, um interne Konkurrenz mit der Suchoi Superjet 100 zu vermeiden. Hier arbeitet Suchoi jetzt auch an der Variante 130. Suchoi war am Bau der Tragflächen beteiligt. Ursprünglich sollte die MC-21 zu rund 33 % und später, durch die Einführung eines Flügelkastens aus Verbundwerkstoff und Kompositflügeln, zu 45 % aus Verbundwerkstoffen bestehen.
Als russisches Triebwerk, welches vor allem für den Heimatmarkt vorgesehen ist, wurde das in Entwicklung befindliche PD-14 von Awiadwigatel ausgewählt. Dieses Triebwerk ging am 30. Oktober 2015 erstmals für Tests an einer Il-76 in die Luft. Ende 2009 gaben Irkut und Pratt & Whitney bekannt, dass als Alternative zum PD-14 eine Variante des neuen Getriebe-Triebwerks Pratt & Whitney PW1000G entwickelt und zum Einsatz kommen wird. Insgesamt erhofft man sich Effizienzvorteile von bis zu 25 % gegenüber Airbus- und Boeing-Modellen. Die Tragfläche wird bei AeroComposite in Uljanowsk gebaut. Als erstes kommerzielles Verkehrsflugzeug wird die MS-21 mit aktiven Sidesticks des französischen Herstellers UTAS ausgestattet. Verbundwerkstoff-Komponenten wurden von japanischen und US-Herstellern zugekauft und waren wegen Sanktionen gegen Russland nicht mehr geliefert worden; im Januar 2019 waren noch Komponenten für sechs Flugzeuge vorhanden. Eine Zertifizierung möglicher in Russland produzierter Ersatzkomponenten hätte mit Sicherheit eine Verzögerung der Serienproduktion bedeutet, während ein Ersatz durch Metallteile die Wettbewerbsvorteile auf dem Markt zunichtemachte.
Quelle: Wikipedia
Modell: Als russische Firma liegt es natürlich nah, die neusten Produkte des in großer Tradition stehenden Zivilflugzeugbaues aus dem ehemaligen sowjetischen und jetzt russischen Reich als Modell darzustellen. Daher hat Zvezda die MC-21-300 im typischen Airliner-Maßstab 1:144 als eine der ersten Neuheiten 2020 auf den Markt gebracht. Im typischen Kombinationskarton mit einem attraktiven Kartonbild kommt der aus 104 Teilen bestehende Bausatz zum Käufer. Die Teile befinden sich an fünf Spritzrahmen aus grauen Kunststoff und einem aus klarem Plastik. Wie auch schon immer zuletzt bei Zvezda handelt es sich um einen modernen Bausatz mit sehr guten Details und feiner Oberflächengestaltung. Die Aufteilung der Großbauteile ist dabei klassisch gewählt mit zwei Rumpfhälften und Tragflächen, welche aus Ober- und Unterteilen bestehen. Dabei sind alle Hinterkanten mittels geschickter Konstruktion trotzdem einteilig.
Beginnen wir beim Rumpf. Die Maßhaltigkeit ist auf die im russischen Wiki angegebene Länge des Originals von 42,5m mit 29,4cm Länge der 144fachen Verkleinerung gegeben. Die Fensterflächen sind alle offen und werden mit Klarsichteilen verschlossen. Das Cockpit ist sehr detailliert vorhanden. Dieses sollte später durch die großen Fensterflächen sehr gut erkennbar sein. Die Klarsichteile sind von guter Qualität. Die Gravuren und erhabenen Details auf den Rumpfoberflächen sind fein und zahlreich vorhanden. Etwas verwundert haben mich allerdings zunächst die erhabenen Verstärkungen, welche an allen Kabinentüren oben vorhanden sind. Normalerweise sind diese ja unten an den Kontaktflächen, wo die Bodengeräte wie Treppen, Brücken oder Cateringfahrzeuge den Rumpf berühren, vorhanden. Die sind hier im Modell als Gravur dargestellt. Auf Vorbildfotos kann man die angesprochenen erhabenen Verstärkungen ausmachen, allerdings nicht so ausgeprägt. Der Eindruck könnte unter einer Farbschicht vielleicht nicht mehr so stark sein.
Gut ist auch, dass die Antennen separat angeklebt werden und nicht mit angegossen sind. Die Tragflächen bestehen wie schon eingangs erwähnt aus einem durchgängigen Unterteil und zwei Oberteilen. Im Unterteil befindet sich auch ein Schlitz, welcher für die Aufnahme des Modells auf den beiliegenden Ständer dient. Will man diesen nutzen, muss der Schlitz noch von innen her geöffnet werden. Die Wände des sichtbaren Hauptfahrwerksschacht werden aus je drei detaillierten Teilen aufgebaut. Der fertige Rumpf wird dann von oben her auf die fertige Tragflächenbaugruppe und je einem Vorder- und Hinterteil des Wingbodyfairing gesetzt. Damit sollte sich die richtige V-Stellung der Tragflächen in der Frontansicht von selber geben. Die Verkleidungen des Klappenstellantriebes (Flaptrackfairing) sind separate Bauteile und werden aus je zwei Hälften bestehend einzeln auf die Unterseite der Tragflächen geklebt. Die Position ist dabei mittels einer Vertiefung angezeigt.
Kommen wir nun zu den Triebwerken. Diese sollen die Pratt & Whitney Triebwerke darstellen. Zvezda bietet hier vollständige, durchbrochene Fans an, sicherlich ein Highlight an diesem Kit. Die Triebwerke sind dabei wieder recht kleinteilig aufgeteilt. Mittels einzelner Bemalungen der Bauteile vor dem Zusammenbau kann man hier sicherlich ein tolles Ergebnis erzielen. Eine Naht, welche vielleicht etwas Aufmerksamkeit benötigt, ist die des zweiteiligen Fancase. Diese sollte aber gut erreichbar sein. Nach der Bearbeitung und Bemalung kann man den fertigen Fan einsetzen. Gut gelöst ist der einteilige und einzelne Einlaufring. Wenn am Ende alles gut passt, sollte das zu einem eindruckvollen Triebwerksmodell führen.
Auf der gleichen Ebene befinden sich auf die Teile für das Fahrwerk. Viele Details und eine maßstabgerechte Feinheit zeichnen diese aus. Gut ist auch, dass man das Fahrwerk erst zum Ende des Baues montieren soll. Dies beugt Bruch vor. Alternativ kann man auch wie oben schon erwähnt den beiliegenden Ständer nutzen für eine Flugdarstellung. Den Verbau der ganzen Teile zeigt die ansprechende Bauanleitung in zehn Baustufen klar und deutlich. Es werden auch Farbangaben für einzelne Bereiche/Bauteile gemacht.
Zvezda bezieht sich dabei auf das eigene Farbprogramm und das von Tamiya. Die Farbangaben im Allgemeinen und Positionen der Abziehbilder werden auf einem farbigen Blatt in ca. A5 Größe gezeigt. Dabei wird das Flugzeug in einer 4 Seiten Ansicht auf Vorder- und Rückseite gezeigt. Meiner Meinung nach wird das Blau zu dunkel dargestellt. Die Angabe mit XF-8 von Tamiya wirkt aber stimmig. Diese blaue Fläche muss lackiert werden, was ja gut ist, da eine so große Fläche sich nicht mit einem Decal sauber bekleben lässt. Der rote Trennstreifen ist als Decal in vier Teilen vorhanden. Diese sollte man als Kopie nutzen, um sich eine passende Maskierung aus Abklebeband zu schneiden.
Der glänzend gedruckte Abziehbilderbogen wirkt zunächst gar nicht mal so groß, bietet aber alles inklusive vieler Stencilits, um den ersten Prototypen darzustellen. Interessant ist dabei, dass der Designer viele sonst einzelne Bilder zu Gruppen zusammengefasst hat. Hier muss der Modellbauer beim Auftragen mit viel Wasser arbeiten. Ein Rahmen für die Cockpitfenster ist nicht vorhanden.
Fazit: Zvezda liefert hier für den Airlinerfreund einen sehr guten Bausatz ab. Der Kit gibt einen überzeugen Eindruck, was heute bei 1:144 Modellen möglich ist. Uneingeschränkt empfehlenswert.
Vielen Dank für die Bereitstellung des Muster an die Hobby-Pro GmbH in Graz, Österreich. Sie ist der weltweite Vertriebspartner für Zvezda.
Sebastian Adolf, Wettstetten (April 2020)