Boeing 757-200

Zvezda 7032 - 1/144

Vorbild: Die Boeing 757 ist ein zweistrahliges Verkehrsflugzeug des US-amerikanischen Flugzeugherstellers Boeing, das für den Einsatz auf Strecken mittlerer Länge konzipiert wurde. Seit dem Jahr 2000 wird sie, ermöglicht durch technische Maßnahmen zur Reichweitenerhöhung, von US-amerikanischen Fluggesellschaften auch auf Langstrecken eingesetzt. Die Produktion der 757 endete am 28. Oktober 2004 nach 1050 Exemplaren. Die Boeing 757 wurde von Boeing als Ergänzung zur Boeing 767 gestartet, um das Angebot nach unten hin abzurunden und um einen Nachfolger für die mittlerweile in die Jahre gekommene Boeing 727 in der Mittelstreckenklasse zu entwickeln. Zuerst dachte man jedoch noch an eine verlängerte Boeing 727, weshalb die ersten Konzepte unter dem Namen Boeing 727-300 liefen. Doch der Trend ging mittlerweile dahin, dass mehr als zwei Triebwerke nur noch bei Ultra-Langstreckentypen gewünscht waren. Nach der offiziellen Vorstellung des Projektes wurde dann der Name "Boeing 7N7" gewählt, ähnlich den späteren Projektbezeichnungen Airbus A3XX oder Boeing 7E7. Nach Erstbestellungen durch Eastern Air Lines und British Airways im März 1979 wurde das Programm aufgenommen.

Die Rollout-Zeremonie fand am 13. Januar 1982 statt, der Jungfernflug am 19. Februar 1982. Die Zulassung erhielt das Modell am 21. Dezember desselben Jahres. Die erste Boeing 757 wurde einen Tag darauf an Eastern Air Lines ausgeliefert. 23 Jahre später wurde die letzte Boeing 757 am 26./27. April 2005 an die chinesische Fluggesellschaft Shanghai Airlines ausgeliefert. Es war eine Boeing 757-200 und gleichzeitig die 1050. Boeing 757 insgesamt. Die Produktion war wegen mangelnder Nachfrage eingestellt worden. Ein Exemplar verblieb bei Boeing, an 55 Kunden wurden die einzelnen Versionen wie folgt ausgeliefert:757-200 913 Maschinen, 757-200M 1 Maschine, 757-200PF 80 Maschinen und 56 757-300. Ca. 70 % der gebauten Flugzeuge stehen noch im Dienst.

Im März 2005 wurde erstmals eine 757 mit Winglets ausgestattet, ein Flugzeug der Continental Airlines. Der Flugzeugtyp ist für ein Schmalrumpfflugzeug ungewöhnlich lang. Darin wird die 757-300 nur noch von wenigen Flugzeugtypen, wie der Super-Sixties-Baureihe der Douglas DC-8, übertroffen. Unter Piloten gilt die 757 als außerordentlich beliebt, was nicht zuletzt auf die hohen Leistungsreserven der beiden jeweils bis zu 191 kN Schub starken Turbofans der PW-2000-Serie zurückzuführen ist. Boeing plante mehrfach, die 757 mit neuen, sparsameren Triebwerken auszurüsten, gab aber im Februar 2015 bekannt, dass man von einem solchen Projekt Abstand nehme, da es sich wirtschaftlich nicht lohnen würde. Icelandair ist die nationale Fluggesellschaft Islands mit Sitz in Keflavík. Sie betreibt eine Flotte von 19 757-200.

Quelle: Wikipedia

Modell: Mit diesem neuen Bausatz bringt Zvezda sicherlich die Neuheit für die Freunde der Airliner der letzten Jahre. Viele Modellbauer haben sich eine akkurate 757 in Plastikspritzguss schon lange gewünscht. Eine vorbildgerechte Verkleinerung war vorher als Resin Bausatz von Authentic Airliners erhältlich, ein Material, was viele Modellbauer allerdings abschreckt. Freunde des Plastikspritzguss mussten mit dem Modell von Minicraft vorliebnehmen, welches aber mit Abstand einer der schlechtesten Bausätze der amerikanischen Firma war. Nun liegt der Kit der russischen Firma vor. Aufgrund der guten bis sehr guten Aufmachung der letzten Bausätze von Zvezda ist bei so einem Herzensmodell vieler eine große Erwartungshaltung vorhanden. Schauen wir mal.

Im bekannten zweiteiligen Karton befinden sich insgesamt fünf Spritzlinge mit 120 Bauteilen laut der Angabe auf der Verpackung. Davon werden nicht alle Teile benötigt, denn Zvezda liefert hier alle Teile, um grundsätzlich jede 757-200 zu einem gegebenen Zeitpunkt bauen zu können. So findet beide Triebwerkstypen mit dem Rolls-Royce RB211-535E und dem Pratt & Whitney PW2037 an dem Rahmen D. Des Weiteren sind weitere Optionen zwei Arten von Rädern, welche in der Form der Felge unterscheiden. Hier werden die Unterschiede bedacht, ob das Vorbild Stahlbremsen oder die neueren Variante aus Carbon hat. Optisch auffälliger sind die markanten Winglets, welche sich ebenso wie die normalen Randbögen im Kasten befinden. Von meiner oben gemachten Aussage ausschließen muss ich allerdings die ganz früh ausgelieferten Maschinen an Britisch Airways und Eastern Airlines, welche noch das RB211-535C mit der kurzen Cowling hatten. Dieses Triebwerk erinnert in der Optik an die Motoren der TriStar. Zur Präsentation im Flug wird außerdem der schon aus anderen Kits bekannte Ständer geliefert.

Die Aufteilung der großen Bauteile ist klassisch gewählt, allerdings mit interessanten Lösungen im Detail. Schauen wir uns mal der Reihe alles an. Der zweiteilige Rumpf kommt in bekannter Form mit angespritztem Seitenleitwerk an jeder Hälfte daher. Trotzdem ist die Hinterkante einteilig, da man diese an der linken Hälfte mit an modelliert hat. Das rechte Seitenruder ist entsprechend kürzer. Auffällig sind außerdem die recht tiefen Öffnungen für das Höhenleitwerk. Bekannter Standard sind die offenen Fenster, für die Streifen aus klarem Kunststoff auf dem Rahmen C vorhanden sind. Diese müssen interessanterweise gekürzt werden, was einen Hinweis auf eine Mögliche 757-300 liefert. Hinter den glasklaren Cockpitscheiben ist ein richtiges Cockpit vorhanden, welches mit einzelnen Sitzen und Steuersäulen ausgestattet ist. I-Tüpfelchen wären hier noch Decals für die Anzeigen und Gurte gewesen. Eine gute Lösung sind die einzelnen Antennen. Auch findet sich eine große Satellitenantenne als Teil E43 am Rahmen. Diese sind ja bei aktuellen Maschinen ein prägnantes Merkmal auf dem Rumpfrücken. Die Oberflächen zeigen zahlreiche Details in Form von feinen Gravuren und auch in erhabener Form für die Regenablaufrinnen über den Türen. Zvezda hat sich bei der Konfiguration der Türen für die 3 Türen und zwei Überflügelnotausstiege je Seite entschieden, was den Varianten mit höherer Passagierkapazität entspricht.

Die Tragflächen entstehen aus einem durchgängigen Unterteil und zwei Oberteilen. Damit ist der richtige Winkel vorgegeben. Die Hinterkanten sind einteilig, partiell auch die Vorderkanten des äußeren Teils ab den Triebwerken. Dies ist eine interessante Lösung, die ich so auch noch nicht gesehen habe. Komplettiert werden müssen die Tragflächen noch mit den jeweils einteiligen Flaptrackfairings. Die Position dieser sind durch Vertiefungen vorgegeben. Wie schon gesagt, sind im Bausatzumfang die Blended Winglets und die normalen Randbögen enthalten. Gut finde ich auch, dass auf den Winglets die beheizbare Vorderkante, welche metallfarbend werden muss, klar durch eine Gravur erkennbar ist. Das Höhenleitwerk entsteht aus je zwei Hälften, wobei die Hinterkanten und auch die Vorderkanten einteilig sind.

Der nächste Schritt im Baufortschritt betrifft den Bau der Triebwerke. Für die hier gewählte Bemalung der Icelandair werden die RR-Motoren benötigt. Der Aufbau beider Triebwerksvarianten ist aber grundsätzlich gleich. Der Fancase entsteht aus zwei Hälften, an die die Fanscheibe geklebt wird. Somit wird die Bemalung und Versäuberung einer evtl. Naht erleichtert. Der Fan ist nicht durchbrochen, was aber nicht so schlimm ist, wie ich meine. Dafür zeigt er die richtige Drehrichtung und Blattanzahl, des Weiteren ist auch die spitze Nabenabdeckung der Rolls-Royce RB211 gut wiedergegeben. Diese Konstruktion wird dann zusammen mit dem einteiligen Auslass in die beiden Cowlinghälften mit anmodellierten Pylon geklebt. Den Abschluss bildet der einteilige Einlaufring, welcher theoretisch wiederrum die Lackierung erleichtert. Ein kleines aber wirkungsvolles Detail sind auch die separaten Drainmasts an der Unterseite. Die hier nicht benötigten P&W Motoren sind ähnlich im Aufbau. Bei ersten Diskussionen im Netz ging es u.a. um den Fan, wie ihn Zvezda gestaltet hat. Kritiker merkten die zu kurvige Vorderkante der Fanblätter an. Ich denke, dass dies verschmerzbar ist. Größer wieg eher das Fehlen des sogenannten Midspan shroud, also der Abstützung der einzelnen Blätter untereinander im oberen Drittel der Kreisfläche. Dieser ist auf Fotos als umlaufender Ring erkennbar. Für eine Maschine mit den RB211 Triebwerken, also auch die aus dem Kasten baubare, ist dieses Thema aber nicht relevant.

Letzter Abschnitt im Bau ist das Fahrwerk. Erster positiver Punkt ist also schon, dass es erst ganz am Schluss montiert werden muss, was Bruch beim Bau vorbeugt. Die Bauteile dafür sehr detailliert und auch filigran. Alleine das Bugfahrwerk besteht aus sechs Bauteilen und zeigt viele Einzelheiten wie den Block mit Scheinwerfer oder die Lenkungszylinder. Auch am Hauptfahrwerk gibt zahlreiche Details wie separate Bremsrotoren. Wie eingangs schon erwähnt, liefert Zvezda zwei Arten von Hauptfahrwerksrädern, welche sich durch unterschiedliche Felgen unterscheiden. Dabei geht es wohl um das Thema von den frühen Bremsanlagen aus Stahl vs. den später nachgerüsteten aus Verbundwerkstoffen. Alternativ kann man mit dem mitgelieferten Ständer auch eine Flugdarstellung mit eingefahrenem Fahrwerk zeigen. Dazu liegen dem Kit alternative einteilige Schachtabdeckungen bei.

Der Bau des Modells wird klar und deutlich in zehn Schritten in der Bauanleitung gezeigt. Wie immer werden auch Angaben zu Bemalungen im Detail gemacht. Die Bemalung und Position der Abziehbilder wird auf einem weiteren A5 Blatt im beidseitigen Farbdruck gezeigt. Bei Farbangaben bezieht man sich auf das Programm von Tamiya und Zvezda. Die Decals finden sich auf zwei Bögen wieder. Obwohl diese erstmal recht klein wirken, sind doch alle wichtigen Markierungen enthalten. Neben den Airline-Titeln sind auch Stencilits und Silberframes für die Fenster enthalten. Für die gelbe Cheatline ist auch etwas Ersatz zum Stückeln vorhanden.

Des Weiteren hat man auch Farbflächen für das Gelb und Blau als Beispiel gedruckt. Zvezda sagt allerdings bei den gewählten Tamiya Tönen nichts von mischen. Auf einem zweiten Bogen finden sich die dünnen schwarzen Laufwegebegrenzungen für die Tragflächen und Höhenleitwerke. Diese sind jeweils einteilig ausgelegt und sollten damit stabil sein. Mit den beiliegenden Kennungen ist der Bau der TF-FIS "Grímsvötn" der Icelandair möglich. Der generelle Eindruck der glänzend gedruckten Abziehbilder ist sehr gut.

Fazit: Gebetsmühlenartig haben sich die Airline-Modellbauer immer wieder eine akkurate 757 in Plastikspritzguss gewünscht. Nun wurden diese Rufe bei Zvezda gehört und sie haben einen tollen Bausatz aufgelegt, welcher die hohen Ansprüche dem Eindruck nach beim ersten Betrachten erfüllt.

Vielen Dank für die Bereitstellung des Muster an die Hobby-Pro GmbH in Graz, Österreich. Sie ist der weltweite Vertriebspartner für Zvezda.

Sebastian Adolf, Wettstetten(August 2021)