Messerschmitt Bf 109G-4

UM No.402 – 1/48

Historisches: Diese Thema würde ich gern mit einem Hinweis auf die mehr als reichlich vorhandene Literatur und Internetquellen abhaken. Zum "Anfüttern" werde ich jedoch einen Auszug aus dem umfangreichen Wiki zur Bf 109 (http://de.wikipedia.org/wiki/Messerschmitt_Bf_109) beifügen.

Im Herbst 1941 befand sich die F-Serie der Bf 109 bereits seit einem halben Jahr im Einsatz. Trotz der guten Ergebnisse, die mit der ständigen Weiterentwicklung erzielt wurden, war man sich bei Messerschmitt im Hinblick auf die rasanten technischen Veränderungen, die der Luftkrieg mit sich brachte, der Notwendigkeit weiterer Verbesserungen stets bewusst. Die durchschnittlich geflogenen Geschwindigkeiten und Höhen vergrößerten sich insbesondere in den Luftkämpfen mit den westlichen Alliierten zusehends.

Die Forderung nach einer druckbelüfteten Höhenjägervariante gehörte darum von Anfang an zum Forderungskatalog der G-Serie. Als deren Entwicklung angestoßen wurde, war die Notwendigkeit der Verwendung eines neuen Motors als Ersatz für den nunmehr an seine Entwicklungsgrenzen stoßenden DB 601 als einzige Möglichkeit zur weiteren Steigerung der Flugleistungen absehbar. In Form des Daimler-Benz DB 605 stand ein Aggregat zur Verfügung, das diesen Zweck optimal erfüllen konnte – abgeleitet aus dem DB 601 besaß der DB 605 bei erhöhtem Hubraum und Verdichtungsverhältnis dieselben Außenabmessungen wie sein Vorgänger. Die Integration in die Zelle der Bf 109 gestaltete sich somit relativ unkompliziert.

Die die größere Leistung und das höhere Drehmoment des Motors bedingten strukturelle Verstärkungen an der Zelle, die das Leer- und Startgewicht der Maschine erhöhten. In Kombination führte der Gewichts- und Leistungszuwachs zu einer gegenüber der F-Serie deutlich schlechteren Handhabung der Bf 109 G bei Starts und Landungen.

Die ersten zwölf Bf 109 G-0 (zunächst noch mit dem DB 601E ausgestattet) unterschieden sich äußerlich nur geringfügig von der vorangegangenen F-Serie. Um dem erhöhten Bedarf des DB 605 an Luft und Kühlung gerecht zu werden, wurde bei der G ein größerer Ladelufteinlass, sowie ein größerer Kühler eingebaut. Die äußerlich auffälligsten Veränderungen betrafen die Cockpitabdeckung. Die geforderte Möglichkeit, den Jäger mit einer druckbelüfteten Kabine auszustatten, bedingte eine Verstärkung des gesamten Kabinenrahmens, darüber hinaus entfiel die unterhalb der Frontverglasung befindliche Sichtscheibe. Außerdem entfiel die bei den E- und F-Versionen strömungsungünstig vor der Frontscheibe anzubringende zusätzliche Panzerglasscheibe. Eine Frontscheibe aus 60 mm starkem Panzerglas wurde stattdessen in die Kabinenverglasung integriert.

Die inneren Änderungen betrafen eine druckfeste Versiegelung des Brandschotts, der Seiten des Cockpitbodens sowie der hinteren Panzerplatte durch Gummidichtungen. Die Cockpitverglasung wurde doppelt ausgeführt, in den Zwischenräumen der Glasscheiben wurden Kalziumchloridtabletten zur Absorption von Kondensfeuchtigkeit platziert. Auch der Rahmen und die Haube der Cockpitabdeckung verfügten an den Nahtstellen über aufblasbare Gummidichtungen. Die Möglichkeit, Teile der seitlichen Frontverglasung bzw. der Cockpithaube durch Schiebefenster zu öffnen, entfiel durch die Modifikationen und wurde bei den Varianten der G-Serie ohne Druckkabine durch kleine Ventilationshutzen unterhalb der seitlichen Frontverglasung ersetzt. Grundsätzlich konnten alle Maschinen der G-Serie (und aller nachfolgenden Serien) durch Nachrüstung mit einer Druckkabine ausgestattet werden, auch wenn sie ab Werk nicht mit einer solchen ausgerüstet worden war. Die entsprechenden Arbeiten konnten von den Feldwerkstätten der Geschwader vor Ort durchgeführt werden.

Kurze Zeit nach Einführung des Flugzeugs berichteten die Einsatzverbände wiederholt von Motorbränden an der Bf 109 G, als deren Ursache nach Tests der hufeisenförmige Öltank identifiziert werden konnte, der sich ganz vorne in der Maschine direkt hinter dem Propeller befand. Aus diesem Tank trat immer wieder Öl aus, das sich unter ungünstigen Bedingungen am heißen Motor entzünden konnte. Eine der Verbesserungen, die zur Beseitigung dieses Problems zur Anwendung kamen, bestand im Einbau zweier zusätzlicher Kühlhutzen für den Öltank an der Nase der Maschine, um eine übermäßige Ausdehnung des Öls zu verhindern (die Anfälligkeit gegen Undichtigkeiten konnte in der ganzen Einsatzzeit der G-Serie nie ganz beseitigt werden und führte auch zu den charakteristischen Verschmutzungen, die auf Fotos an den Nasen der meisten Bf 109 G mit längerer Einsatzzeit zu erkennen sind).

Auf die G-1/2 folgte in der Produktion die Bf 109G-3/4, bei dem in der laufenden Produktion dem stark gestiegenen Startgewicht der G-Serie durch Verbesserungen am Fahrwerk Rechnung getragen wurde. Die Abmessungen der Haupträder wurden von 650 × 150mm auf 660 × 160mm, die des Heckrades von 290 × 110mm auf 350 × 135mm vergrößert. Um die größeren Räder aufnehmen zu können, erhielt die G-3/4 auf der Oberseite der Tragflächen kleine Auswölbungen, der Mechanismus zum Einzug des Heckrades wurde meist blockiert und mit einer Gummiabdeckung gegen Schmutz und Feuchtigkeit geschützt. Zudem wurde ein neuer, maschinell leichter und billiger herzustellender Radtyp eingeführt, der die alten Speichenräder ersetzte (diese blieben dennoch bis weit in das Jahr 1944 in Verwendung, als die Vorräte schließlich aufgebraucht waren). Die G-3 war mit der G-4 identisch, verfügte aber über eine Druckkabine. [...]

Der Bausatz der Bf 109G ist bei UM schon länger erhältlich. Aus dem Kasten lassen sich so ziemlich alle G-Varianten der Messerschmitt Hundertneun bauen. Das Titelbild zeigt wohl eine Bf 109G-2. Markierungen für diese Maschine sind jedenfalls nicht im Bausatz enthalten. Die Aufteilung ist ähnlich wie bei der Bf 109F von ICM aber insgesamt ist der Spritzguss etwas schlechter. Die Gravurlinien sind dem ukrainischen Bruder recht ähnlich. Alle Teile sind mit reichlich Grat verziert und Auswerfermarken finden sich auch an zum Teil recht ungünstigen Stellen…

Wie bei ICM ist der Bausatz stark modular aufgebaut, mit entsprechenden Schwierigkeiten für den Bau. Diese Teilung hat jedoch auch Vorteile, da sie hauptsächlich am Rumpfbug für eine Offenlegung der Innereien - sprich Motor und Anbauten - sorgt, die dem Kit beiliegen. Die Oberfläche ist etwas uneben, also nicht spiegelglatt (wie man es auch von anderen Herstellern kennt). Gut gefällt mir die Darstellung der stoffbespannten Steuerflächen und die ovale (nicht so "eckig" wie bei ICM) Ausführung an der Oberseite des Rumpfes. Auch einige Details wissen zu gefallen. Andererseits gibt es auch ein paar Fragezeichen. Die Gondelwaffen scheinen mir deutlich unterdimensioniert und auch die Darstellung der Fahrwerkschächte im Bereich der Beulen ist nicht sehr vorbildgetreu (Hasegawa ist dies allerdings auch nicht).

Die Klarteile sind ein großer Schwachpunkt des Bausatzes. Eigentlich scheinen diese nicht mal schlecht getroffen zu sen, aber die Form ist entweder nicht gut poliert oder schon stark abgenutzt. Ob ein Bad in Klear/Future da noch was retten kann, weiß ich nicht. Die Oberfläche ist jedenfalls nicht völlig glatt und daher auch nicht sehr durchsichtig. Das Cockpit ist o.k. und auch der Motor macht einen ganz ordentlichen Eindruck. Die Bauanleitung ist in Ordnung und sollte jeden durch den Bau führen können.

Auch hier möchte ich mich auf eine Diskussion der Maßhaltigkeit oder vorbildtreue nicht einlassen. Wen's interessiert, der kann ja nachmessen, oder sich in einschlägigen Foren von den Wissenden beraten lassen. Insgesamt kommt der Bausatz nach meiner Meinung nicht an den Hasegawa Kit heran, auch wenn es die G-4 aus Japan nur als Special Edition gab. Andererseits ist er wahrscheinlich auch nicht als Konkurrenz zu diesem gedacht.

Bemalungen: Hier gibt es zwei Bemalungsvarianten und reichlich Wartungshinweise. Die beiten Schemata sind auf einem farbig gedruckten Beiblatt dargestellt. Die Farben sind auf das System von Humbrol abgestellt, für diese gibt es aber Übersetzungstabellen (auch im Internet) oder man greift gleich zum Referenzmaterial von Merrick oder Ullmann. Auch die Bemalungsdetails kann man noch mal überprüfen. Die Abziehbilder sind Stumpfmatt gedruckt und haben einen ziemlich breiten Rand. Außerdem habe ich zu Bausatzdecals aus dem Osten kein sonderliches Vertrauen und würde eher zu Produkten vom Zubehörmarkt greifen.



  1. Messerschmitt Bf 109 G-4trop; "rote 1 + ~" Pilot: Hptm. Werner Schroer 8./JG 28, Februar 1943
  2. Messerschmitt Bf 109 G-4trop; "gelbe 7 + -" II./JG 51 "Mölders"; Sardinien, Sommer 1943

Fazit: Den Bausatz einzuordnen fällt mir schwer. Einerseits sind viele Dinge ganz gut gemacht, andererseits ist die Produktionsqualität nicht gerade berauschend. Abhängig vom Preis halte ich den Bausatz für bedingt empfehlenswert. Auf jeden Fall sollte man mal reinsehen und die Klarteile in Augenschein nehmen. Vielleicht lohnt sich auch ein Kitbash mit dem Hasegawa-Kit.

Bezug: Erhältlich sind die Bausätze von Amodel im gut sortierten Fachhandel oder direkt bei I.B.G. Modellbau ibgmodellbau.de

Steffen Arndt, Barsinghausen (September 2011)

Literatur (sehr kleine Auswahl):

Prien/ Rodeike: Messerschmitt Bf109 F, G, and K: An Illustrated Study: An Illustrated Study ISBN 0887404243
Prien et al: Jagdfliegerverbände der Luftwaffe (Reihe, bisher erschienen 9 Bände in 14 Büchern)
--- Einsatzfotos en masse
Radinger/Otto: Messerschmitt Me 109, Alle Varianten von der Bf 109F bis Bf 109K; ISBN 3925505431