Focke Wulf Fw 200 C-3 Condor

TRUMPETER 01637 Spritzguss - 1/72

Vorbild: Wie fast alle größeren Flugzeuge der Luftwaffe begann die Fw 200 ihre Laufbahn als ziviles Passagier- und Transportflugzeug. Für militärische Zwecke umgebaut, bewährte sie sich im zweiten Weltkrieg als Seefernaufklärer. In dieser Eigenschaft arbeitete sie mit U-Booten zusammen und bildete mit diesen eine wirksame Kampfgemeinschaft.



Der Prototyp des zivilen Verkehrsflugzeuges Fw 200 absolvierte 1937 seinen Erstflug, und die anschließenden Probeflüge waren so überzeugend, dass die Lufthansa sofort die erste Serie in Auftrag gab. So folgten einige Fw 200A und die erste größere Serienversion, die Fw 200B.

Die Arbeit an der Umkonstruktion zum Bomber begann 1939 auf Ersuchen der an einem solchen Projekt interessierten japanischen Armee-Luftwaffe. Diese Version hatte stärkere Triebwerke und erhielt die Bezeichnung Fw 200C; der Krieg war jedoch vor Fertigstellung der ersten Maschine ausgebrochen, und das Projekt wurde sofort von der deutschen Luftwaffe für den Einsatz als Seefernaufklärer aufgegriffen. In der Zwischenzeit wurden die zivilen Fw 200B und die wenigen 0-Serienmaschinen der C-Reihe als Transportmaschinen in den Truppendienst geholt. Die Serienfertigung wurde bis Anfang 1944 mit den Nachfolgemustern C-1, -2, -3, -4, -6 und -8 fortgesetzt, von allen Varianten wurden zusammen 263 Condor gebaut.

Einige Condor wurden für Transporteinsätze oder als Reisemaschinen für hochrangiges Militär und insbesondere auch Hitler genutzt (siehe Literaturquellen unten). Eine geplante Entwicklung mit größerer Spannweite und V-Motoren größerer Leistung kam über das Entwurfsstadium nicht hinaus. (Quelle: in Anlehnung an Wikipedia.org).

Doch nicht nur bewaffnete Aufklärung gehörten zum Spektrum dieses deutschen 4mots. Es wurde z.B. auch vom KG 200 eingesetzt (eine Maschine wurde ohne Kennzeichen auf Rhodos erbeutet) oder von anderen Einheiten zu Sondereinsätzen herangezogen. Diese Einsätze sind jedoch aufgrund ihrer geheimen Natur nur schwer nachzuvollziehen und wer sich für den Einsatz der Condor interessiert hat es ohnehin schwer, da es über das KG 40, welches wohl den Hauptanteil der Condor Einsätze flog, keine Literatur gibt. Verweisen möchte ich auf den Artikel „Unternehmen Schatzgräber“ von Karl Kössler, der eine interessante Episode der Besatzung Stahnke (EL) beschreibt. Hans-Werner Neulen beschreibt in dem Artikel „Der Fliegende Bayer“ das Fliegerleben des Rudolf „Miesi“ Mayr (RK), das über einen längeren Zeitraum mit der Fw 200 verknüpft ist.

Bausatz: Seit gut zehn Jahren war die Focke Wulf Fw 200C-3 bei TRUMPETER angekündigt. Nach der etwas missglückten 200 in 1/48 war ich durchaus gespannt, wie dieser Bausatz sich schlägt. Revell hatte vor einigen Jahren einen durchaus brauchbaren Bausatz vorgelegt, der nicht frei von Macken war. So liefert TRUMPETER für unter 40 € in einem Stülpkarton gut verpackt acht hellgraue Spritzlinge mit ca. 240 Teilen, einen Klarsichtrahmen mit 16 Teilen, ein Decalbogen, die mehrfarbigen Bemalungsanleitungen und die Bauanleitung.

Die Abspritzung und Detaillierung der Teile ist auf dem heutigen Niveau von TRUMPETER. Klar ist auch, dass dieser Bausatz nichts mit dem von Revell zu tun hat. Es gibt geringfügige Abweichungen in der Form und in den Maßen. Sieht man sich Fotos an, so hat man bei TRUMPETER durchaus einen guten Job gemacht. Das Seitenleitwerk wirkt leider etwas eckig. Das lässt sich leicht ändern.

TRUMPETER hat eine komplette Inneneinrichtung inklusive der Tanks nachgebildet. Auch im Cockpit findet man eine solide Einrichtung. Die Instrumente werden mittels Decal nachgebildet. Da ist es schon schade, dass man die Tür zu bleibt. Allerdings sind die Rumpfinnenseiten der beiden Halbschalen nicht weiter detailliert. Die kleinen Seitenfenster werden von außen eingeklebt.

Die Gravuren auf der Tragfläche sind im Prinzip richtig. Leider gibt es nicht sehr viele Fotos, die die Oberseite zeigen. Leider sind die erhabenen Strukturen im Anschluss an die Querruder überflüssig. Bei den Querrudern hat man auf einer Seite die Stoffstruktur deutlich übertrieben. Die Landeklappen können ausgefahren werden. Seiten- und Höhenruder können auch angestellt werden. Auch hier hat man es mit der Struktur übertrieben.

Der A-Drehstand hinterm Cockpit wirkt im Vergleich zu den Fotos etwas zu hoch. Der hintere Stand ist nicht ganz geschlossen. So schaut der MG-Lauf heraus. Die Breite wirkt stimmig. Von den BRAMO-Motoren sieht man nur den auf einer Platte aufmodellierten Stern. Die lange Rumpfwanne hat in der Mitte, wie das Vorbild, keine Fenster. Als Abwurfwaffen gibt es drei(!) Torpedos. Auf dem Bausatzcover wird ein Aufklärer mit Zusatztanks dargestellt. Die Zusatztanks liegen leider nicht bei.

Die Farbhinweise sind verbal in Chinesisch und Englisch sowie in RLM-Tönen angegeben. Es wird auf die Farbsysteme von Mr.Hobby, Vallejo, ModelMaster, Tamiya und Hombrol verwiesen. Bei den Decals gibt es nur die großen Kennungen. Leider hat man etwas ungewöhnliche Vorbilder für eine Torpedos tragende Maschine herausgesucht.



Bemalungen:

Fazit: Ein interessanter Bausatz. Leider passen die Bemalungsvarianten nicht so ganz zur empfohlenen Bewaffnung und Ausrüstung.

Erhältlich sind die Bausätze von TRUMPETER im gut sortierten Fachhandel oder z.B. für Händler bei Glow2b.

Quellen:
„Hitlers Reisemaschinen Fw 200 Condor“; Luftfahrt International Bd.3 S.1229: (Text mit Fotos und Werkzeichnungen); antiquarisch
„Funkmeß-Schiffsuchgeräte an dt. Flugzeugen“; Luftfahrt International Bd.7 Seite 2925, 3137, 3181; antiquarisch
„Unternehmen Schatzgräber“ Karl Kössler; Luftfahrt International Heft 5-6/1981
„Der fliegende Bayer“; Hans-Werner Neulen; Flugzeug classic Heft 6 und 7-8/2002
Focke-Wulf Fw 200 Condor; Heinz J. Nowarra; Bernad&Graefe Koblenz 1988; ISBN 3763758550;
Im Detail: Focke Wulf „Fw 200“; Waldemar Trojka; vdm Heinz Nickel Zweibrücken 2005; ISBN 392548096x;
Focke-Wulf Fw 200 Condor - The Airlinder that went to War, Classic Publication 16, Juan-Carlos Salgado, Ian Allan Publishing 2008, ISBN 978-1-90332-96-3.

Vorbildteil: Steffen Arndt

Volker Helms, Godern (Dezember 2013)